Heimspielauftakt 2005/2006 gegen die "Kindergartentruppe" der Staffel...
von Timo Görner
...denn das Durchschnittsalter des offiziellen Kaders von Hertha BSC II beträgt ganze 20,8 Jahre. Damit stellen die Berliner die jüngste Mannschaft dieser Liga und dürften ihren Platz eher in der unteren Tabellenhälfte sehen.
Unser Gegner 2004/2005:
Als Aufsteiger aus der Oberliga Nordost wurden den Hertha Amateuren für die vergangene Saison durchaus gute Chancen gegeben das Ziel Klassenerhalt zu schaffen. Bis zum 16. Spieltag kämpfte man allerdings erst einmal vergeblich um das Verlassen der Abstiegsränge. Von Runde 3 bis 6 zierten die „Hertha-Bubis“ sogar 4x in Folge das Tabellenende.
Nach Spieltag 17 konnte man sich einigermaßen Luft verschaffen. Abstiegsplatz 15, der wie man heute aus eigener Erfahrung weiß, dann doch kein Startplatz für die Oberliga war, wurde gemieden. Die schlechteste Platzierung war Rang 14 an 5 Spieltagen. Am besten sah es für die Blau-Weißen nach der 28. Punktspielrunde aus als sogar für eine Woche der Sprung in den einstelligen Bereich der Tabelle (9.) gelang, ohne dass man bei 4 Zählern auf den damaligen ersten Abstiegsrang 15 richtig durchatmen konnte. So musste man im Grunde bis zum vorletzten Spieltag zittern ehe mit dem 4:0-Auswärtssieg bei der HSV U23 der große Befreiungsschlag gelang und der Verbleib in der Regionalliga gesichert wurde. Das letzte Saisonspiel (FC St. Pauli 1:1/H) konnte man so im Gegensatz zum CFC gelassen angehen. Am Ende stand ein durchaus zufrieden stellender 12. Platz mit 4 Punkten auf den ersten Absteiger aus Dortmund zu Buche.
Zu Hause präsentierte man sich nicht so überragend, aber mit 7 Siegen, 7 Remis und lediglich 4 Niederlagen u. a. gegen die Aufsteiger aus Braunschweig (0:1) und Paderborn (2:4) sowie den "Fast-Aufsteiger" aus Lübeck (1:2) immerhin im grünen Bereich. Eher überraschend war das 0:2 gegen Düsseldorf. Ansonsten blieben die Gastmannschaften in Berlin sieglos, wie z.B. der CFC (1:2). Die Höhepunkte wurden gegen Wuppertal (4:1), Bielefeld (6:0, am Ende ja mit 0:2 gewertet) und auch Wolfsburgs U23 (3:0) gesetzt. Offiziell standen 34:23 Tore zu Buche. Damit war man in einer heimstarken Regionalliga-Saison 2004/2005 im Mittelfeld angesiedelt, denn 9 Vereine waren zu Hause besser. Auswärts wiederum wurden 16 Zähler eingeheimst, die den Ausschlag für die Verwicklung in den Abstiegskampf gegeben haben dürfte. Schlechter waren auf fremden Platz nur die Absteiger aus Bielefeld, Wolfsburg und "Berlin-Ost" mit Union sowie der CFC. 55 erzielte Treffer waren durchaus respektabel, 57 kassierte Gegentore Mittelmaß dieser Saison.
Alles in allem zeigte man sich durchaus regionalligatauglich. Die neue Saison wird nicht gerade leichter werden. Auch durch die neuen Altersregelungen des DFB bei seiner durch Theo Zwanziger viel gerühmten Reform.
Sie gingen:
11 Abgänge sind zu vermerken, davon stiegen 5 Spieler in den Kader der Bundesligamannschaft auf. Kevin-Prince Boateng (18, Mittelfeld) gilt dabei neben Stürmer Sejad Salihovic (20) als interessanteste Personalie. Boateng werden durchaus Chancen eingeräumt unter Proficoach Falko Götz entsprechende Einsatzchancen zu bekommen. Der Bosnier Salihovic erzielte in der abgelaufenen Saison 14 Tore in 27 Spielen und kam 2004/05 bereits 5x in der Bundesliga zum Einsatz, 2x davon in der Anfangsformation. Abwehrspieler Pascal Bieler (19) zählte bei Herthas U23 zu den Stammkräften (33 Spiele), Angreifer Ashkan Dejagah (19) brachte es auf 6 Tore in 22 Begegnungen und schnupperte letztes Jahr auch schon Bundesligaluft (1x). Der Franzose Christopher Veijeany Samba (21, Abwehr) erhielt ebenfalls einen Profivertrag.
Stefan Schumann (21, Mittelfeld) schaffte bei Herthas U23 nicht den Durchbruch und kam nur zu 9 Einsätzen. Er wechselte zum CFC zurück und feiert nach einer Rot-Sperre aus der letzten Saison am Mittwoch ausgerechnet gegen den Ex-Verein sein Debüt in der 1. Mannschaft der Himmelblauen. Mit Stürmer Sven Kretschmer (34) und Abwehrchef Olaf Kapagiannidis (36) beendeten zwei "Oldies" ihre Laufbahn. Zu Tennis Borussia Berlin gingen Osama Mansour (26, Mittelfeld) und Stephan Schmidt (28, Mittelfeld). Mit Kretschmer, Kapagiannidis und Schmidt (Münster, Babelsberg) gingen 3 sehr erfahrene Spieler, die in der vergangenen Saison eine entsprechende Rolle spielten, im Gegensatz zu Mansour und Schumann. Die Abgänge Richtung Profikader - sofern sie denn dort spielen - und die 3 genannten Spieler machen es Herthas II. Mannschaft sicherlich schwerer als letzte Saison. Der "Kicker" sieht Herthas II. übrigens nach dieser Saison im gesicherten Mittelfeld.
Sie kamen:
Dieser Teil fällt praktischerweise wesentlich kürzer aus, da es sich fast nur um Zugänge aus der A-Jugend der Hertha handelt. 12 Spieler kommen aus dem Unterbau der II. Mannschaft. Eine Erwähnung verdient sicherlich der einzige "normale Neuzugang", mit Abwehr-Allrounder Andreas Schmidt (31) allerdings auch intern aus der Götz-Truppe. Schmidt spielte auch schon letzte Saison 3x in der Regionalliga. Diese Saison soll er die stark verjüngte Mannschaft als "Leitwolf" nach den Weggängen der benannten Kicker führen. Schmidt bestritt insgesamt 174 Bundesligaspiele für Hertha BSC von 1997 bis 2004 und gilt als "Inventar" beim Hauptstadt-Club.
Der Trainer:
Karsten Heine (50) hat auch in dieser Saison bei Herthas II. das Sagen auf der Trainerbank und auch das Vertrauen der Vereinsführung. Er sieht die Entwicklung seiner Mannschaft mit einem lachenden und weinenden Auge. Die Berufungen von mehreren Spielern in den Profikader wertet seine Arbeit deutlich auf. Die vermutlich dauerhaften oder zeitweiligen Abgänge machen aber die sportliche Ausbeute in der Regionalliga schwieriger. Das Verhältnis zu Proficoach Falko Götz gilt als problemlos und gut.
Die Mannschaft:
Auf den CFC wartet am Mittwoch eine blutjunge Mannschaft und auf Trainer Karsten Heine wohl viel Arbeit, wobei nur der Klassenerhalt realistisch erscheint. Nicht einmal 21 Jahre beträgt das Durchschnittsalter, keine andere Mannschaft dieser Staffel ist jünger. 16 der 23 Spieler sind jünger als 20. Ein recht bekannter Name findet sich dennoch: Ante Covic (29, Mittelfeld) bringt die Erfahrung von 62 Erstligaspielen (Stuttgart, Bochum, Hertha) mit und bestritt letzte Saison 32 Spiele für Herthas U23. Mit Sebastian Hoeneß (23) nimmt übrigens der Sohn von Manager Dieter Hoeneß einen erneuten Anlauf um den Durchbruch zu schaffen (19 Spiele). Das Problem der Mannschaft besteht nach dem Abgang von Torjäger Kretschmer (11 Tore) im Fehlen eines "Knipsers", Hoffnungsträger Sascha Schrödter (19) fällt verletzungsbedingt (Kreuzbandriss) bis zum Jahresende aus.
Das Umfeld/Stimmung/Fans:
Hertha BSC ist finanziell bekanntermaßen angeschlagen und hat den Befreiungsschlag mit der "Qualifikation für die Qualifikation zur Champions League" ja knapp verpasst. Größere Transfers sind ohne solche entsprechende "schnelle und große Einnahmen" kurz- und mittelfristig wohl nicht mehr möglich, was schon diese Saison gezeigt hat. Unter diesem Gesichtspunkt wird man noch mehr auf die Trumpfkarte „Eigener Nachwuchs“ setzen und das Flagschiff II. Mannschaft der Nachwuchsabteilung nicht im Stich lassen. Im Gegenteil, Entwicklungen wie in Bielefeld, mit einer Diskrepanz zwischen Ankündigung und zuweilen eher amateurhafter Zusammenarbeit zwischen Profi- und Amateurmannschaft sind bei Berlins Nr. 1 nicht denkbar. In diesem Jahr drängen noch mehr Spieler der II. Mannschaft nach oben und werden ihre Chancen bekommen. Herthas Nachwuchsarbeit kann sich mittlerweile sehen und an Vereinen wie Werder Bremen messen lassen. Zur Sichtung talentierter Spieler für die Hertha wird mit einigen Vereinen in Berlin und im Umland eng zusammengearbeitet.
Der Zuschauerschnitt der im Amateur-Stadion (rund 4.000 Zuschauer) oder in besonderen Spielen im traditionsreichen "Jahn-Sportpark" auf dem Prenzlauer Berg ausgetragenen Heimspiele betrug letzte Saison rund 1.500. 15.000 der 27.000 insgesamt besuchten dabei das nicht mehr existente Derby gegen Union. Den CFC sahen im "Jahn-Sportpark" übrigens 600. Der Anteil der Berliner Fußballfreunde am Mittwoch dürfte deutlich unter diesen 600 liegen und in erster Linie aus Sympathisanten und Freunden der Berliner im Raum Sachsen bestehen. Diesen ein herzliches Willkommen und uns ein "fröhliches Nachlegen", durch "Mensch Mayer!" oder wen auch immer... :-)
