Teil 2 der norddeutschen Woche gegen den Aufsteiger aus Niedersachsen...
von Timo Görner
...nach Lübeck gastiert der TSV Havelse aus dem Hannoveraner Vorort Garbsen an der Gellertstraße. 1990/1991 waren die Niedersachsen für 1 Jahr Zweitligist, Trainer war damals ein gewisser Volker Finke.
Die letzte Saison unseres Gegners
Da aus der Oberliga Bremen kein Verein durfte und aus der Hamburger Oberliga keiner wollte, fiel die Relegation zwischen Niedersachsenoberliga Ost und West aus. Neben Eintracht Braunschweig II aus der Oststaffel durfte der TSV aus der West-Abteilung direkt hoch.
Die Rot-Weißen verwiesen den Ex-Zweitligisten Oldenburg auf Platz 2. Mitentscheidend für den Ausgang dieser Staffel war der Rückzug von Germania Leer Ende November 2009 wegen finanzieller Probleme aus der Oberliga, wodurch alle deren Spiele annulliert wurden. Der spätere Aufsteiger erwies sich zu Hause als absolute Macht, holte hier 40 von 45 möglichen Punkten. Nur 1 Niederlage gegen den Dritten BSV Rehden (0:1) und 1 Remis (Meppen 3:3) wurden abgegeben. Der härteste Rivale Oldenburg (2:0) wurde hingegen besiegt, Kickers Emden (6:0) beim höchsten Saisonsieg deklassiert. Lediglich 6x traf der Gast in Havelse ins Tor, kassierte dafür 46 Tore. Als Gastmannschaft waren 4 Gemeinschaften besser. In Oldenburg (0:1) wurden die Punkte komplett liegen gelassen. Insgesamt 76x traf der TSV ins Schwarze, nur Cloppenburg (84) war erfolgreicher. 23 Gegentreffer dokumentieren die beste Defensive. Im Niedersachsen-Pokal scheiterte Havelse bereits im Achtelfinale am FC Hansa Lüneburg mit 5:6 im Elfmeterschießen.
Delegierungen für diese Saison
Mit 12 Neu- und 10 Abgängen wurde am Kader recht fleißig gebastelt. Abwehrmann Marco Hansmann (23) zog es zu Oberligist SC Langenhagen. Beim gleichen Verein spielt jetzt Mittelfeldakteur Sevkan Bulut (24). Im Angriff gibt es einen absolut bemerkenswerten Wechsel: Babacar N`Diaye (36) mit der Referenz von 27 Toren in 28 Spielen – darunter 3 "Dreierpacks" - zog es zu Westregionalligist Preußen Münster. André Breitenreiter (36) als zweiter "Promi" im Team beendete seine wechselvolle Laufbahn nach 21 Einsätzen und 6 Toren 2009/2010. Der Rest der Abgänge spielte keine Rolle.
Neu im Tor sind Fabian Lucassen (22/HSV II) und Marc Perrei (19/A-Jugend). Für die Abwehr kamen Florian Bertalan (26/Langenhagen) und Sotiris Panagiotidis (19/A-Jugend). Weitere interne Wechsel aus der A-Jugend sind die Mittelfeldspieler Mohamad Saade (19) und Maurice Maletzki (19). Jan-Henrik Matthes (19) stieß vom SV Ramlingen-Ehlershausen zum TSV, Patrick Posipal (22) bringt Regionalligaerfahrung aus Oberneuland mit. Caglayan Tunc (23) hatte den Club Juli 2009 verlassen, jetzt kehrte er zurück. Auch aus Langenhagen stammt Deniz Tayar (26) wie auch Stürmer Christian Brüntjen (28). Christoph Beismann (23) wurde von Wolfsburg II nach Havelse delegiert. Bis auf Posipal sind alle neuen Akteure aus unteren Ligen und Nachwuchsmannschaften.
Der Trainer
Jürgen Stoffregen (53) betreut die 1. Mannschaft mittlerweile seit 6 Jahren. Als Spieler stehen 16 Auftritte in der 2. Bundesliga zwischen 1978 und 1980 für Hannover 96 zu Buche. Er hat noch einen Vertrag bis zum Ende der Saison.
Die Mannschaft
Gesetzt im Tor ist Markus Straten-Wolf (21). In der Abwehr bilden Jan-Thede Smidt (20), Tobias Holm (21), Yanik Strunkey (23) und Christian Werner (24) das Gerüst einer recht junge Defensive. Im Mittelfeld findet man mit Kapitän Jan Zimmermann (30) einen erfahrenen Spieler. Seine Bilanz: 38 Spiele in der damaligen drittklassigen Regionalliga Nord von 2003 bis 2005 für Eintracht Braunschweig und den VfB Lübeck. Patrick Posipal (22), Michael Habryka (28) sowie Deniz Tayar (26) komplettieren die Zentrale. Im Angriff sind Christoph Beismann (23), Fabian Wetter (21) gesetzt. Hinter ihnen stehen als Angreifer Nr. 3 und 4 Christian Brüntjen (28) und Ahmet Kaya (23). Herausragender Kicker beim TSV ist momentan Jan Zimmermann, 3 Tore stehen zu Buche. Der Rest der bislang 9 Tore verteilt sich mit jeweils 1 Erfolg auf andere Spieler, ähnlich wie momentan beim CFC. Man bietet mit 26 gegenüber 20 mehr Aktive auf als wir. Dafür liegen wir beim "Alter vorne". Unsere Gäste haben mit 23,5 Jahren im Schnitt ein recht jugendliches Aufgebot.
Die aktuelle Saison bislang
Der Aufsteiger schlägt sich bislang sehr ordentlich. Platz 10 und 7 Zähler aus den ersten 6 Begegnungen sind sicherlich zufriedenstellend für ein Team, das man eher im unteren Bereich erwartet. Dem schweren Auftakt bei Staffelmitfavorit Wolfsburg II (1:2) folgte der erste Sieg im Heimspiel gegen Plauen (1:0) und dann erneut eine knappe Auswärtspleite (Hertha BSC II 2:3) und ein Heimsieg (Cottbus II/3:0). In Meuselwitz wurden dann eher 2 Punkte verschenkt - mit 11 gegen 10 konnte eine 2:1-Führung nicht verteidigt werden. Gegen Halle musste Havelse dann eine nicht unerwartete Heimniederlage hinnehmen.
Im Niedersachsen Pokal ist der TSV schon wieder draußen: Endstation war im Viertelfinale Drittligist Braunschweig (0:3). Nach Chemnitz müssen die Rot-Weißen gegen Lübeck ran.
Prognose
Für den TSV zählt sicherlich nur der Klassenerhalt. Doch ein paar Punkte mehr als Goslar im Vorjahr sollten machbar sein. Wenn Havelse sein Potential richtig ausschöpft und in den Heimspielen entsprechend punktet, ist der Verbleib in der Regionalliga möglich. Man wird wohl bis zum letzten Spieltag darum kämpfen müssen. Vorteil gegenüber Goslar, es gibt beim TSV keine "Baustellen außerhalb des Rasens".
Das Umfeld
Es ging 2009/2010 deutlich aufwärts. Noch 2004 mussten Verbindlichkeiten aufgrund zu hoher Ausgaben mit dem Verkauf von 2 Tennisplätzen kompensiert werden. 2005 legte sich Havelse mit dem DFB an und lief mit Hosenwerbung auf. Bis 2009 gelang die Konsolidierung und dank eines neuen Brustsponsors verbesserten sich die Voraussetzungen für den Club um einiges. Heimstätte ist das kleine "Wilhelm-Langrehr-Stadion", gemäß den strengen Auflagen des DFB wurde es bis Ende August entsprechend aufgemöbelt. Das Fassungsvermögen wird auf 3.500 beziffert. Einweihung des dann fast neuen Stadions mit neuen Tribünen war am 03.09.2010 gegen Bundesligist Hannover 96 (1:5). Zu den ersten Heimspielen gegen Plauen, Cottbus II und Halle kamen zwischen 600 und 700 Besucher.
Als Trägerbetriebe fungieren im Wesentlichen klein- und mittelständische Unternehmen der Region. 914 Mitgliedern bietet der TSV eine Heimat, als Sportarten werden des weiteren Tennis und Tischtennis betrieben. Vorstandschef ist seit 15.03.2010 Heinrich Thoms, er löste Jens Holger Göttner ab, welcher den Club auf der damaligen Mitgliederversammlung "schuldenfrei" übergeben konnte. Für die Regionalliga wurde ein Etat von lediglich 375.000 EUR veranschlagt, auch in der Oberliga 2009/2010 lag man mit dem eigenen Haushalt lediglich eher im durchschnittlichen Bereich. Laut Manager Stefan Pralle kam der Aufstieg "eher 1 Jahr zu früh".
