Vorbericht

1. Runde - Sachsenpokal - Saison 2005/2006
Dresdner SC
Dresdner SC
0:3
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Pokal-Gastspiel in der Dresdner Friedrichstadt bei Dresdens einstiger Nr. 1...

von Timo Görner (Vorbericht) & Erik Büttner (Reisetipps)

...für einige Monate. Dies zwar nicht was die Anhängerschaft betraf, aber sportlich lag man in diesem Zeitraum vor dem Lokalrivalen aus der Lennestraße. Wenn sich am Mittwoch der CFC und der DSC wieder treffen, geht es um das Aufeinandertreffen eines Landesligisten und eines Regionalligisten.

Der Dresdner SC in den letzten Jahren:
Zum letzten Mal standen sich beide Vereine in der Rückrunde der Regionalliga Nord 2002/2003 am 22.03.2003 im Dresdner “Rudolf-Harbig-Stadion” gegenüber. Für den DSC war es als Tabellenschlusslicht bei 9 Punkten Rückstand zum rettenden Ufer 10 Spieltage vor Saisonende ein fast schon vorentscheidendes Spiel um den Klassenerhalt. Eine Woche zuvor ging das Auswärtsspiel an gleicher Stelle gegen Lokalrivale Dynamo mit 0:1 verloren. Während sich die Himmelblauen damals mit dem 2. Sieg in Folge durch Tore von Ersin Demir und Sebastian Meyer zum zwischenzeitlichen 2:0 Luft im Abstiegskampf verschafften, erlitten die noch vor Monaten ambitionierten sportlichen Marktführer in (Fußball-)Dresden einen weiteren herben Dämpfer.
Mit recht spektakulären Neuverpflichtungen von 6 Portugiesen nebst Trainer von der iberischen Halbinsel in der Winterpause hatte man trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage versucht das Ruder noch rumzureißen. Es sollte nicht mehr gelingen. Ab Spieltag 16 war die “Rote Laterne”, die man nicht mehr abgeben sollte, in Besitz des Sportclubs. Am Ende trennten 12 Zähler die Sachsen vom Klassenerhalt. 7 Siege in den 34 Begegnungen waren einfach zu wenig. Schon zuvor war verlor der DSC das Rennen um die Vorherrschaft in der Stadt wieder, es setzte sich Publikumsmagnet Dynamo an die 1. Stelle, während die Friedrichstädter wie schon zuvor vom großen Teil der Fußballfans in der Stadt und im Umland ignoriert wurde.
Die Flutkatastrophe im August 2003 hatte den Verein schwer getroffen. Die Heimstätte im Ostragehege war wochenlang nicht mehr benutzbar. Man verweigerte sich nach den Ausschreitungen im Ortsderby September 2002 der Arena des ungeliebten Erzrivalen in schwarz-gelb und wich für mehrere Spiele nach Meißen aus, was wieder Sympathie und Zuschauer kostete. Am Ende stand der Abstieg in die Oberliga und der anschließende Durchmarsch in die Landesliga. Der sportliche Tabellenletzte (Insolvenz VfB Leipzig, Anhalt Dessau) stieg mit kümmerlichen 19 Punkten aus 30 gewerteten Begegnungen und lediglich 3 Siegen, wobei 2 davon in den letzten 2 Spielen gezeitigt wurden (Pößneck 2:1/H, Auerbach 2:0/A) ab. Ein Zähler fehlte am Ende gegenüber dem FC Erfurt-Nord, der mit seinen 20 Punkten ohne Insolvenzen anderer Vereine ebenfalls deutlich abgestiegen wäre.
2004/2005 trat man also in der Landesliga an, in der man sich wiederum in die unteren Regionen orientieren musste und erst am letzten Spieltag durch einen knappen Heimsieg (Markranstädt 3:2) den Klassenerhalt sicher stellte. Bei einer Niederlage wäre man abgestiegen und der VfB Chemnitz drin geblieben. Es wäre der 3. Abstieg in Serie gewesen. Ein kleiner Trost ist - wenn es so was sein sollte - in der Landesliga gibt es wieder die Ortsderbys gegen Dynamo, diesmal aber nur gegen die II. Mannschaft.

Der DSC in der Saison 2005/2006 bislang:
3 Spiele und “außer Speesen nix gewesen”. Alle 3 Begegnungen gingen bislang verloren. Zum Auftakt revanchierte sich “Vorjahres-nun-doch-nicht-Absteiger” VfB Fortuna Chemnitz an der Chemnitztalstraße mit 2:1 bei den Dresdnern. Das erste Heimspiel verlor man gegen Bischofswerda (0:1) um sich dann bei Staffelfavorit FC Erzgebirge Aue II mit 1:6 deklassieren zu lassen.

Das Personalkarussell der letzten Jahre:
Der Knackpunkt im Personal der 1. Mannschaft war der Abstieg aus der Regionalliga 2002/2003. Ein Kraftakt zum Halten der besten Spieler war dem wirtschaftlich angeschlagenen Traditionsverein verständlicherweise nicht möglich und so verließen zum Ende dieser Spielzeit insgesamt 23 Aktive die Schwarz-Roten. Darunter waren auch die 6 in der Winterpause geholten Portugiesen, von denen Manuel Oeiras bekanntermaßen in der Winterpause 2003/2004 beim CFC anheuerte. Im Grunde kehrte eine komplette Stammelf mit den besten Reservisten dem DSC den Rücken.
Bemerkenswerteste Personalie aus heutiger Sicht ist sicherlich Rene Trehkopf (25), der mittlerweile beim Zweitligisten FC Erzgebirge Aue als Stammkader gilt. Andere Namen sind Jörg Schwanke (Union Berlin) und Hendryk Lau (BFC Dynamo). Neuzugänge gab es damals fast ausschließlich von unterklassigen Vereinen wie dem FC Lausitz Hoyerswerda, Bischofswerda oder der eigenen Nachwuchsabteilung. Mit diesem vollkommen neuen Kader war der sofortige Wiederaufstieg in die dritte Liga reine Illusion und auch der Klassenerhalt war damit kaum zu realisieren. Für 2004/2005 wurde die Mannschaft nach einigen Abgängen wiederum kaum gleichwertig verstärkt. Die Neuverpflichtungen kamen vorwiegend aus der eigenen II. Mannschaft, abgesehen von “Oldie” Nikica Maglica (40, Neugersdorf) und Torwart Rene Groß (38, Dresden-Nord). Für 2005/2006 gab es diesmal zwar kaum Abgänge (3), dafür aber auch nur wenige Neuzugänge (4, zwei aus der A-Jugend, einer aus der II. Mannschaft) und darunter erst recht keine halbwegs bekannte Namen. Mit Roberto Schiwon (30) wechselte der erfolgreichste Torschütze (5) zum Staffelkonkurrenten Dresden Laubegast 06.

Die Mannschaft des DSC 2005/2006:
Einzig bekannt dürfte aufmerksamen Beobachtern des Nordostfußballs Rene Groß (38) im Tor sein. Er kennt den CFC als Gegner aus der Regionalliga Nord 2001/2002, in der er am damaligen 3. Spieltag im Kasten an der Gellertstraße beim 2:1-CFC-Sieg stand. 2000/2001 absolvierte er 35 Spiele für den DSC in der Nord-Staffel. Dazu ist Spielertrainer Nikica Maglica (40) kein Unbekannter. Er schnürte auch schon bei Dynamo Dresden in der 1. Bundesliga (8 Spiele von 1993 bis 1995) die Töppen. Ansonsten verfügt der DSC über einen Kader voller - für den CFC - Unbekannter ohne Erfahrung in der dritten Liga. Maximal die Oberliga kennen Spieler wie Ronald Zorn (24, Dresden-Nord). Bei dieser Konstellation wäre ein Pokalsieg gegen den CFC trotz dessen momentaner Probleme eine faustdicke Überraschung.

Der Trainer:
Nikica Maglica fungiert seit Ende März 2005 als Spielertrainer. Er wird unterstützt von Co-Trainer Andreas Pach. Maglica kehrte im Juli 2004 vom FC Oberlausitz Neugersdorf zum DSC zurück, den er Ende der 90er Jahre verlassen hatte. Für ihn dürfte nur der Klassenerhalt das Ziel sein.

Das Umfeld/Fans/Kohle:
Mit dem Abstieg aus der Regionalliga Nord 2002/2003 und dem gleichzeitigen Höhenflug der sowieso attraktiveren Dynamos ist der Dresdner SC eigentlich in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Die Saison 2003/2004 in der Oberliga konnte im Schnitt noch 228 Besucher im Schnitt für einen Gang ins Ostragehege begeistern, wobei der FC Carl Zeiss Jena den Besucherrekord verursachte (558), während Germania Halberstadt lediglich 146 zahlende Besucher sehen wollten. In der ersten Landesliga-Spielzeit 2004/2005 blieb das Interesse mit 220 pro Heimspiel auf gleichbleibend niedrigem Niveau, wobei das Lokalderby gegen Dynamo Dresden II. immerhin noch knapp 800 Zuschauer hatte. Ansonsten hielt sich das Stammpublikum in der Regel bei etwas über 150. Dennoch bleiben positive Anmerkungen zum kleinen, aber treuen Anhang, der auch in die Niederungen der Landesliga reist und nach wie vor bemerkenswerte Auftritte im Internet wie der offiziellen Seite oder der Fanpage des DSC. Aktionen wie “Sport im Verein – kostenlos” wurden ins Leben gerufen, um wieder Mitglieder und Aktive anzulocken. Dennoch bleibt wohl für die nächsten Jahre eine Rückkehr wenigstens in die Oberliga. Man steht im großen Schatten des übermächtigen Lokalrivalen 1. FC Dynamo, den man noch vor knapp 4 1/2 Jahren kurzzeitig abgehängt hatte.

Das Stadion

Wie der Hausherr, so das Stadion. Vorbei sind die Träume um ein neues, schmuckes Stadion im Ostragehege. Mit Dynamos Wiedergeburt in der 2. Bundesliga konnten die Schwarz-Gelben auch den Standort am Elbeufer weit ins Abseits drängen. Wenn denn in Dresden mal ein neues Stadion entstehen sollte, dann wird dies mit hoher Wahrscheinlichkeit an der Lennéstraße sein.
Und so vermittelt das Heinz-Steyer-Stadion heute einen traurigen Eindruck. Die Steintribüne blick betrübt in das weite Runde, das einst bis zu 65.000 Zuschauer aufnahm. Heute wird gerade mal noch 5.000 Zuschauern Einlass gewährt. Auf der Gegengeraden gammelt seit Jahren die Holztribüne vor sich hin. Die Hochwasserkatastrophe 2002 gab der maroden Schüssel den Rest – 2,50m und mehr Stand das Wasser im Ostragehege. Doch Stadt und der DSC schafften es, die Leichtathletikarena zumindest wieder bespielbar zu machen. Für die Landesliga ist’s erst einmal ausreichend. Und da sich der schwarz-rote Blick zur Zeit eh nicht nach oben richtet, wird über kurz oder lang auch nichts aufregendes an dem traditionsreichen Stadion passieren.
Noch ein Paradoxon am Rande: Die Sachsenpokalpartie wurde ja aufgrund des fehlenden Flutlichts auf bereits 17 Uhr verlegt. Doch ausgerechnet an diesem Spielort fand am Silvesterabend 1949 vor 25.000 Zuschauern (Gesamt-)Deutschlands erstes Fußballspiel unter Flutlicht statt. 12 Masten mit einem 2.000 Watt Scheinwerfer erhellten das Spielfeld, der Ball wurde zusätzlich noch mit einer Phosphorschicht überzogen. Eine gleichwertige Idee heute hätte dem DSC sicher mehr Zuschauer beschert...

Die Route

In Chemnitz geht es auf die A4 und ab in Richtung Landeshauptstadt. Dort angekommen verlässt man an der Anschlussstelle Dresden-Altstadt (78) die Autobahn. Weiter geht es auf der Meißner Landstraße, die später zur Hamburger Straße wird, aber B6 bleibt, Richtung Innenstadt. Nach der Ampelkreuzung mit dem Flügelweg heißt es Augen offen halten: An einer Gabelung geht es nun links ab in die Bremer Straße – es bleibt also Hanseatisch, und auch die B 6. Nach einer S-Kurve befindet man sich immer noch auf der B6, die nun Magdeburger Straße heißt. Nach der Yenidze (diesem charakteristischen Zigarettenturm) biegt man links in die Weißeritzstraße ab. Dann folgt man nicht der B6 nach rechts, sondern fährt geradeaus auf die Pischener Allee. Nun sucht man sich unter den Bäumen einen schönen Schattenparkplatz und läuft die paar Meter zum Stadion zurück, dass man eben beim Vorbeifahren auf der linken Seite schon erspäht haben sollte.
Für die Fahrt sollte man 1,5 bis 2 Stunden einplanen – es ist Feierabendzeit und Dresden zur Zeit regelmäßig ein Verkehrschaos.
1. Runde - Sachsenpokal - Saison 2005/2006
Mittwoch, 31. August 2005, 17:00 Uhr
Heinz-Steyer-Stadion, Dresden
Zuschauer: 459
Schiedsrichter: Heinrich (Torgau)


Tore

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele750214:4
Heimspiele43018:2
Auswärtsspiele32016:2
Ligaspiele640211:4
Pokal-/Relegationsspiele11003:0

Der Ergebnisrückblick

1996/1997SachsenpokalFinaleChemnitzer FC - Dresdner SC3:0 (1:0)
1998/1999Regionalliga Nordost4. SpieltagChemnitzer FC - Dresdner SC3:0 (2:0)
1998/1999Regionalliga Nordost21. SpieltagDresdner SC - Chemnitzer FC0:4 (0:3)
2001/2002Regionalliga Nord2. SpieltagChemnitzer FC - Dresdner SC1:2 (0:1)
2001/2002Regionalliga Nord19. SpieltagDresdner SC - Chemnitzer FC1:0 (0:0)
2002/2003Regionalliga Nord7. SpieltagChemnitzer FC - Dresdner SC1:0 (1:0)
2002/2003Regionalliga Nord24. SpieltagDresdner SC - Chemnitzer FC1:2 (0:1)