Spielbericht

Ein großes Geschick bewiesen die Lübecker Programmgestalter, als sie den grün-weißen Stürmer Enrico Neitzel auf die Titelseite des aktuellen Stadionheftes plazierten. Noch ahnten sie sicher nicht, daß eben jener junge Kicker den Gast aus Sachsen mit zwei späten und glücklichen Toren um den verdienten Auswärtssieg bringen sollte. Bedrückt und niedergeschlagen bestiegen die Chemnitzer den Bus zurück nach Hause und haderten mit ihrem Schicksal. So groß wie diesmal war die Chance noch nie, an der Trave drei Punkte einzufahren und die Abstiegsränge zu verlassen.

Bei herrlichen Spätherbstwetter, aber vor spärlicher Kulisse begannen die Hausherren mit der Aufgabe, für die sie bezahlt werden, nämlich dem Berennen des gegnerischen Tores. Variabel spielte man über die rechte oder linke Flanke, zurückprallende Bälle schlug der VfB steil in die Spitze. Das Duo Göhlert/Ensrud hatte zunächst alle Hände voll zu tun, um einen schnellen Rückstand zu verhindern. Während der eine sich um die flachen Eingaben kümmerte, köpfte der andere in überragender Manier hoch heransegelnde Bälle zurück ins Mittelfeld, so daß Steffen Süssner einen ruhigen Nachmittag verleben konnte. Nach zwei Großchancen für Lübeck (12., 14. Minute) beruhigte sich das Spiel, und der Chemnitzer FC erarbeitete sich zunehmend Spielanteile. Im Mittelfeld rackerten nun die jungen Becker und Wölfel, erkämpften sich ihre Bälle und schlugen gute Pässe auf Schmidt und Rolleder. Nach einer ersten Schußchance (Schmidt, 10 min.) feuerte der glänzende Wölfel in der 21. Minute eine weitere Rakete in Richtung VfB-Tor ab. Kurz vor der Pause überschlugen sich die Ereignisse. Während noch in der 40. Minute Adamu völlig freistehend den Ball sowohl am Lübecker Tormann als auch am linken Pfosten vorbeischoß, machte es kurz danach Salonen besser und schob zur verdienten 1:0-Pausenführung ein. Der folgende Lattentreffer der Marzipanstädter, unter ihnen der gebürtige Karl-Marx-Städter Christian Möckel, änderte nichts an der guten Laune der etwa 100 mitgereisten Fans.

Nach der Pause änderte sich das Bild nicht. Lübeck, wie Chemnitz stark ersatzgeschwächt, spielte einfallslos, rannte dem CFC meist hinterher und hatte nun auch die tiefstehende Sonne gegen sich. Waren die Hausherren völlig von der Rolle, so drängten die Chemnitzer auf die Entscheidung und das 2:0. Eine sensationelle Ecke von links schlug Wölfel an den langen Pfosten des Lübecker Tores (60. Min.). Kurze Zeit später treffen sich Rolleder und Adamu zum Doppelpaß, wobei letzerer aus aussichtsreicher Position frei und völlig unbedrängt den Ball über das Frech-Tor drischt. Schade, denn das hätte die Entscheidung sein können. So kam es, wie es kommen mußte, und Lübeck machte aus zwei halben Chancen zwei ganze Tore. Enrico Neitzel stand in der 73. Minute frei und lenkte aus Nahdistanz ein. Sechs Minuten vor Schluß gewann der Blondschopf ein Kopfballduell gegen Süssner und besiegelte das Schicksal der Himmelblauen.

Wertung: 3

Beste Himmelblaue: Becker, Wölfel, Ensrud, Göhlert