Vorbericht

7. Spieltag - 3. Liga - Saison 2019/2020
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
0:1
TSV 1860 München
TSV 1860 München

"Gipfel der Problemkinder" mit Theaterdonner außerhalb des Platzes …

von Timo Görner

… denn auch beim TSV 1860 München bestimmten Grabenkämpfe rund um den Verein das Geschehen ebenso wie finanzielle Diskrepanzen. Der Trend der letzten 3 Spiele spricht sogar mehr für unsere Farben, zumindest wirkte die Bergner-Truppe gegen den HSV, Magdeburg und in München an der Heimstätte des "Löwen-Rudels" stabiler.

Das letzte Spieljahr unseres Gegners:

Für den Aufsteiger waren die Prognosen schwierig, vom Kampf um den Klassenerhalt bis zum möglichen Durchmarsch in die 2. Bundesliga wurde alles gemutmaßt. Am Ende reichte es zu Platz 12 mit 47 Punkten, wurde am vorletzten Spieltag beim 3:2 gegen Fortuna Köln der Klassenerhalt perfekt gemacht. Wechselhaft die gesamte Saison. Fehlstart bei Zweitligaabsteiger Kaiserslautern (0:1), erster Sieg in der 3. Liga danach mit 5:1 gegen Lotte. Nach 6 Spieltagen waren die Giesinger an den Aufstiegsplätzen, hatten nach Siegen in Aalen (4:1) und gegen Cottbus (2:0) mit späteren Absteigern einen sehr guten 4. Platz erreicht mit 2 Punkten zu Platz 3. Der Anschluss wurde bis zur Winterpause nicht gehalten, es ging runter auf 9 mit 11 Punkten Rückstand. Aus den 14 Begegnungen waren durchwachsene 16 Zähler für höhere Ziele deutlich zu wenig. Im eigenen Stadion klemmte die Säge mit noch 2 weiteren Siegen gegen Braunschweig (2:0), Kaiserslautern (2:1). Dagegen standen Niederlagen gegen Wehen Wiesbaden (1:2) und Kellerkind Jena (1:3). Dazu ärgerliche Punktverluste gegen Würzburg, Halle, Großaspach. Auswärts gelang nach Aalen kein weiterer Sieg, es blieb bei Unentschieden in Rostock, Münster, Köln. Dazu wurde in Meppen knapp (0:1) verloren. Im Landespokal war der Plan erfüllt, das Halbfinale erreicht. Die letzte Station auf dem Weg in den DFB-Pokal 2019/2020, in Bayern sind ja bekanntermaßen die beiden Finalisten drin. Für die Frühjahrsrunde war ein Polster von 5 Punkten auf den 17. erreicht, kein Ruhekissen. Die begann holprig mit 3 sieglosen Duellen in Lotte und Duisburg beim KFC Uerdingen (1:1) und Heimpleite gegen Spitzenreiter Osnabrück (1:2). Wichtig deshalb die beiden folgenden 2:1-Siege gegen Aalen und in Cottbus. Lohn wieder 8 Zähler Abstand. Den entscheidenden Befreiungsschlag im Abstiegskampf konnte man erst 1 Spiel vor Ende setzen, weil es gegen Ende der Saison nach eigentlich vor entscheidenden 44 Punkten in Runde 31 noch mal richtig rumpelte. Satte 5 Niederlagen in Folge im Punktekampf bei 2:12 Toren waren kassiert und zudem das Pokalhalbfinale in Aschaffenburg (2:3) vergeigt worden. In Großaspach, Halle, Zwickau gab es nichts wie gegen Karlsruhe und Münster. Grund dafür allerdings auch Personalprobleme, vor allem beim 0:4-Abschluss in Jena. 7 Niederlagen in den letzten 8 Pflichtspielen, nur 1 Sieg in 9 Begegnungen insgesamt. Das Ende kam zum richtigen Zeitpunkt. Im eigenen Stadion war 60 durchschnittlich, gewann 9 Spiele gegen 7 verlorene. Auswärts gerieten die Bayern knapp unter "dem Strich", konnte 3x feiern und mussten 8x trauern. 48:52 Tore waren offensiv wie die Heimbilanz Rang 9, defensiv schlechter (13.) aber ligatauglich.

Delegierungen für diese Saison bislang:

Der große Umbruch blieb aus mit je 8 Wechseln auf beiden Seiten.

In der Abwehr kehrt die Bochumer "Leihgabe" und Innenverteidiger Simon Lorenz (22) zum VfL zurück, kam auf 37 Spiele mit 3 Toren. Das die einzige Personalie, die hier eine Erwähnung verdient.

Bei den Neuzugängen finden sich 2 bekannte Namen neben einigen Akteuren aus dem eigenen Nachwuchs. Die auch hier finanziell weiter angespannte Lage erlaubte keine "Kracher" bei den Neuen.

Für das Tor stieß Tom Kretzschmar (20) aus der U23 zu den Profis, "Eigengewächs" mit 16 Spielen in der Vorsaison in der Bayernliga Süd. Ebenfalls aus der II. kamen in der Abwehr der Deutsch-Italiener Marco Raimondo-Metzger (27) und der Deutsch-Russe Leon Klassen (19) - russischer U19-Nationalspieler mit 3 Spielen. Niklas Lang (17) empfahl sich in der B-Jugend. Einziger externer hier "Haudegen" Dennis Erdmann (28/Magdeburg), vergangenes Wochenende mit bitterer Rückkehr. Im Mittelfeld war Simon Seferings (23) an Regionalligist VfR Garching ausgeliehen, konnte dort ab Februar 2019 Spielpraxis sammeln mit 13 Einsätzen und 8 Toren. Der "Königstransfer" Timo Gebhart (30/ Viktoria Berlin). Der Ex-Bundesligaprofi kam dank Investor Ismaik zu den "Löwen" zurück, die er Juli 2018 zum 2. Mal in seiner bewegten Laufbahn verlassen hatte. Bekannt vor allem aus den Stationen Nürnberg, 1860, Rostock, Stuttgart. Februar 2019 der Wechsel zum insolventen Berliner Verein mit 14 Spielen, 2 Toren und 4 Vorlagen. Im Angriff wurde Fabian Greilinger (18) eingebaut, ein weiterer U23-Spieler. Die Personalpolitik markiert das Konfliktpotential beim Ex-Erstligisten. Kompromisslose Sanierung gegen Investitionen für die Konkurrenzfähigkeit in dieser Liga. Es kann zum Knackpunkt in dieser Saison werden.

Die sportliche Leitung:

Daniel Bierofka (40) geht in seine 3. Saison als Chef der Profis. Sein Vertrag läuft ,bis Ende 2021/2022. Obwohl aus der Jugend des FC Bayern stammend mittlerweile echtes "Urgestein" seit dem Wechsel 2000 zu den "Löwen". Stationen als Spieler neben 1860 waren Stuttgart und Leverkusen. Für die Rheinländer kam er von 2002 bis 2005 auf 68 Spiele in der 1. Bundesliga, zuvor dort auf 65 für den TSV. Zum Jahresende 2014 das Ende der Laufbahn als Kicker für die II. der Münchner. Bereits im Juli 2014 der Beginn der Trainerkarriere in der Jugend der Blauen. Als Interimstrainer der 1. Mannschaft erlebte er den bitteren Abstieg aus der 2. Bundesliga, blieb dann und führte das Team nach oben in Liga 3 und zum Klassenerhalt letzte Saison. Co-Trainer sind Franz Hübl (31) und Oliver Beer (39) – als Spieler u. a. in Osnabrück und Münster aktiv. Als Torwart-Trainer arbeitet hier Harald Huber (41), Sportchef ist der Österreicher Günther Gorenzel-Simonitsch (47), zuvor u. a. Co-Trainer in Hoffenheim und Kaiserslautern.

Das Kollektiv:

Im Tor ist bislang Hendrik Bonmann (25) Nr. 1, das letzte Saison auch in den ersten 6 Spielen. Dann aber wochenlang verletzt (Bänderanriss Knie, Knieprobleme) und danach noch mit Fußverletzung. Hinter ihm kommen Marco Hiller (22) und Tom Kretzschmar. In der Abwehr die als Viererkette agiert gelten in der Innenverteidigung Dennis Erdmann und Kapitän Felix Weber (24) als festen Größen. Dazu kommt Aaron Berzel (27), der mit unglücklichem wie sehenswertem Eigentor zuletzt in Magdeburg die Pleite einläutete. Auf Rechts ist Herbert Paul (25/1) Fixpunkt. Phillipp Steinhart (27/1) agiert derzeit auf der linken Seite. Daniel Bierofka hat sein System im Saisonverlauf gewechselt, sucht im Mittelfeld noch die richtige Struktur. Es begann im 4-1-2-2-1, zum 4-4-2, 4-3-2-1, 4-1-4-1 gegen Meppen und in Magdeburg wieder 4-2-3-1. Konstante ist als Defensiver Daniel Wein (25) – ausgebildet in der Jugend des FC Bayern München. Benjamin Kindsvater (26) kann auf beiden Außen agieren, Rechts. Marius Willsch (28) versucht sich auf Links durchsetzen, gelingt zeitweise. Die Offensive zentral oder halblinks soll Hoffnungsträger, Neuverpflichtung Timo Gebhart verstärken, zuletzt 2x in der Anfangsformation nach schwierigem Start wenngleich noch ohne Torbeteiligung. Dennis Dressel (20) war 4x zentral defensiv gesetzt, flog dann gegen Meppen und Magdeburg aus dem Stamm. Gute Karten hat zudem Efkan Bekiroglu (25) Rechts oder zentral offensiv mit "Doppelpack" gegen Zwickau. Fabian Greilinger (18) ist auch flexibel, spielte beidseitig. Stefan Lex (29) kämpft als Linksaußen um seinen Platz, noch mit überschaubarem Erfolg. Klarer Führungsspieler im Angriff ist Sascha Mölders (34), eine Art "Fußballgott ". Januar 2016 aus Augsburg gekommen und nach dem Abstieg 2017 eigentlich weg, blieb er letztendlich. Bilanz bei 60: 117 Einsätze – 40 Tore & 26 Vorlagen. Er kommt aktuell auf 1 Tor und 2 Vorlagen. Unser Ex-Kicker Markus Ziereis (26) bleibt hier die Nr. 2 bei 6 Kurzeinsätzen. Steuerte den Ehrentreffer in Magdeburg bei. 28 Spieler stehen im Kader mit 3 Torhütern. 3 mehr als beim CFC, gleich alt mit 25,1 Jahren im Schnitt.

Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:

In der Abwehr fallen der Tunesier Semi Belkahia (20) und Marco Raimondo-Metzger aus, beides Manndecker. Belkahia vermutlich noch bis Jahresende aufgrund Kreuzbandriss, Raimondo-Metzger befindet sich nach Verletzung aus der Vorsaison (Oberschenkelprobleme) noch im Aufbautraining. Im Mittelfeld fehlt mit dem Ex-Dresdner Quirin Moll (28) seit Anfang Februar ein wichtiger Akteur, Grund auch hier: Kreuzbandriss. Im Sturm plagt sich Linksaußen Nico Karger (20) seit Mai mit einer Schambeinentzündung. Auch er ist 2019/2020 noch ohne Einsatz.

Die aktuelle Saison bislang:

Verdeutlicht die schwierige Ausgangslage. Die Münchner stecken aktuell wie der CFC im Keller fest, aber mit schlechterer Tendenz als der Gastgeber. Derzeit stehen 5 Punkte aus den 6 Begegnungen, 1 aus den letzten 3 Begegnungen. Hinzu kommen zuletzt zwei deftige Klatschen auf fremdem Platz. Gingen alle 3 Gastspiele verloren. Zum Auftakt der 3. Liga 2019/2020 wurde Halbzeit 1 gegen Münster verschlafen, zumindest aber der Ausgleich erreicht und war wie ein Sieg. Umgedreht die Reise nach Braunschweig mit früher Führung und Niederlage. Knackpunkt der Platzverweis in Min. 51 beim Stand von 1:1. Der erste Sieg konnte diesmal an Spieltag 3 eingefahren werden, Zwickau wurde mit 3:0 an der Grünwalder Straße besiegt. Das Ergebnis täuscht, die Westsachsen waren lange Zeit tonangebendes Team. 60 aber effizient, machte zum richtigen Zeitpunkt die Tore. Seitdem ist man ohne Sieg, ging in Mannheim und Magdeburg mit 0:4 und 1:5 unter. In beiden Spielen präsentierten sich die Süddeutschen nicht ligatauglich und hätten höher verlieren können. In der Elbestadt waren beim 4:0 zur Halbzeit alle Messen gelesen, wurden innerhalb von 27 Minuten 4 Tore kassiert. Zwischendurch blieben die Blauen gegen Meppen im eigenen Stadion glücklos, bekamen 2 Treffer aberkannt. Wenigstens im Landespokal gab es Grund zur Freude mit den beiden Siegen bei der FT Schweinfurth (6:1) aus der Landesliga Nord und dem TV Aiglsbach (11:1) aus der gleichen Liga.

Perspektive für das Spieljahr:

Es wird schwer, nicht in den Abstiegskampf zu geraten. Um eine sportlich sorgenfreie Saison zu erleben, muss die Defensive ihre zuletzt gravierenden Schwächen und Fehler abstellen und Akteure wie Erdmann und Gebhardt ihre Ansprüche als Führungsspieler untermauern. Weitere erfahrene Neuverpflichtungen sind aktuell eher nicht in Sicht oder müssen extern bzw. über den Investor finanziert werden.

Die Bilanz gegen den TSV 1860 München:

Es ist die 5. Begegnungen. 4-mal stand man sich in der 2. Bundesliga gegenüber. Zuletzt vor über 25 Jahren am 04.06.1994 mit einem 3:1 für den späteren Erstligaaufsteiger aus der Bayern-Metropole, wo die 60er den Durchmarsch aus der damaligen 3. in die 1. Bundesliga schafften. Zuvor blieb der CFC 3x ungeschlagen, spielte 1991/1992 in München 0:0 und in Chemnitz 4:0, wobei die "Löwen" wieder abstiegen. Im Hinspiel 1993/1994 trennten sich beide 1:1, kassierten wir den Ausgleich 8 Minuten vor dem Ende.

Das Umfeld / Stimmung / Wirtschaft:

Auch hier grummelt es, wenngleich nicht so dramatisch wie beim CFC, was allerdings auch nur schwer zu erreichen ist. Streitpunkt ist die Ausrichtung bzw. Zielstellung des Vereins bzw. der Profiabteilung zwischen weiterer Konsolidierung und dem kurz – bis mittelfristigen sportlichen Erfolg mit der Rückkehr in die 2. Bundesliga. Aktuell geht der Zeiger in Richtung "kleine Brötchen backen" und damit "die Bäckerei erst mal weiter am Leben halten". Nicht der einzige Club dieser tendenziell defizitären Spielklasse, der in diesem Dilemma steckt. Erschwert durch die Vorgeschichte. Die Mitgliederversammlung am 29.06.2019 war Spiegelbild der Zerrissenheit im Verein, als Hauptakteure vor allem der wiedergewählte Präsident Robert Reisinger mit Unterstützung großer Teile der Fanszene und Kurs der Konsolidierung gegen Investor Ismaik, der lieber seinen Vertrauten Saki Stimoniaris an der Spitze gesehen hätte. Bei einer Satzung, die übrigens die Direktwahl von Vorstand und Verwaltungsrat durch die Mitglieder vorsieht. Für Reisinger und seine Mannschaft ist die Profifußball-KGaA das "Problemkind", weitere Schulden sollten dort unbedingt vermieden werden. Eine Insolvenz stand wie man hörte im Raum, wurde durch die Stundung von Darlehen durch Hasan Ismaik vermieden. Folge war die Kürzung des Profi-Etats auf 3 Mio. € von zuvor 4 Mio. €, für die kommende Saison soll es weiter auf 2,4 Mio. € runter gehen. Sportchef Gorenzel-Simonitsch wiederum sieht 3 Mio. € + x für den Klassenerhalt als dringend notwendig an, um ganz oben mitzuspielen wiederum 5 Mio. €. Ohne Kapitalzufuhr nicht zu realisieren. Die Gefahr, dass man in der traditionsreichen Arena an der Grünwalder Straße wieder Buchbach und Greuther Fürth II sehen wird, ist gegeben. Erschreckende Vorstellung bei einem Zweitliga-reifen Zuspruch von 14.833 im Schnitt diese Saison, fast exakt zuvor bei 14.953. Nur Kaiserslautern, Magdeburg, Braunschweig haben bislang mehr. Oder anders, 9 Zweitligavereine haben vergangene Spielzeit weniger begrüßt.
7. Spieltag - 3. Liga - Saison 2019/2020
Freitag, 30. August 2019, 18:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 4.566
Schiedsrichter: Bokop (Vechta)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

Chemnitzer FC TSV 1860 München
19Tabellenposition18
3
6
0,5
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
5
6
0,8
0 (0,0%)
3 (50,0%)
Siege
Niederlagen
1 (16,7%)
3 (50,0%)
8 : 13
1,3 : 2,2
Tore
Tore pro Spiel
6 : 12
1,0 : 2,0
Höchster Sieg3:0 gegen FSV Zwickau (H)
2:4 gegen SV Meppen (H)Höchste Niederlage1:5 gegen 1. FC Magdeburg (A)
n-N-n-U-uDie letzten Spielen-S-n-U-n
2 Remis in Folge
2 Spiele in Folge ungeschlagen
6 Spiele in Folge ohne Sieg
Aktuelle Serien3 Spiele in Folge ohne Sieg

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele41216:4
Heimspiele21105:1
Auswärtsspiele20111:3
Ligaspiele41216:4
Pokal-/Relegationsspiele00000:0

Der Ergebnisrückblick

1991/19922. Bundesliga Süd7. SpieltagTSV 1860 München - Chemnitzer FC0:0 (0:0)
1991/19922. Bundesliga Süd18. SpieltagChemnitzer FC - TSV 1860 München4:0 (2:0)
1993/19942. Bundesliga18. SpieltagChemnitzer FC - TSV 1860 München1:1 (1:0)
1993/19942. Bundesliga37. SpieltagTSV 1860 München - Chemnitzer FC3:1 (1:1)