Vorbericht

Sieglosserie in Erfurt beenden...

...denn der letzte Sieg dort gelang 1999 beim folgenden Zweitligaaufstieg. Die Bilanz seitdem ist ein wenig ernüchternd: Ein torloses Remis und drei Niederlagen.

Die letzte Saison unseres Gegners

Rang 10 und 22 Punkte Abstand auf Rang 3 hießen "Mittelfeld ohne Anschluss nach oben". Das täuscht etwas, denn nach Spieltag 18 besetzte Rot-Weiß Erfurt den Relegationsplatz hinter den späteren Aufsteigern. Die Grundlage dafür bildete die Heimstärke: RWE holten mit 6 Siegen und einem Remis 19 von möglichen 27 Punkten und war damit zweitbeste Platz bauende Gemeinschaft. Auch der CFC ging leer aus. Dazu wurden Halle, Wehen Wiesbaden und Darmstadt deutlich (3:0) besiegt, Osnabrück mit 3:1 - alles kein "Fallobst". Lediglich Duisburg (1:3) und Primus Heidenheim (1:2) holten Dreier in der thüringischen Landeshauptstadt. Auf Reisen lief es dagegen durchwachsen. Erfurt kassierte 5 Niederlagen bei 3 Siegen wie in Unterhaching, beim VfB Stuttgart II (je 1:2) oder in Rostock (0:1). Rostock war Anfang des schrittweisen Abstiegs ins Niemandsland. Bis zur Winterpause holte man aus den 3 Spielen nur 3 Zähler und patzte dabei gegen die zwei Abstiegskandidaten Saarbrücken (0:1) und Stuttgarter Kickers (1:2). Das "entwertete" etwas das 2:0 in Halle. Aus Rang 3 wurde Platz 5 mit 3 Punkten auf den späteren Dritten.

6 Neuzugänge in der Winterpause bei nur einem Abgang sprachen für die Ambitionen der Thüringer auf den ersehnten Sprung in die 2. Liga. Speziell die Rückkehr von Carsten Kammlott (24) im Sturm aus Leipzig sowie die Ausleihe von Christopher Drazan (24/Mittelfeld) aus Kaiserslautern schürten die Aufstiegshoffnungen. Doch die Ausbeute blieb enttäuschend mit noch 18 Punkten aus 17 Begegnungen. Nach Spieltag 28 war der Aufstiegszug abgefahren und Erfurt sieglos bei 4 Remis. Der Rückstand als 10. auf die "Lilien" betrug jetzt 14 Zähler. Gegen Leipzig (0:2) – damals noch ein Spitzenspiel - war man auf eigenem Rasen weitestgehend chancenlos, in Elversberg (0:2) scheiterte man bei einem späteren Absteiger. Der Blick ging wieder nach unten, der Vorsprung mit 4 Punkten auf den 18. war kein Ruhekissen. Zumindest auf eigenem Platz kam man wieder in die Gänge und holte die notwendigen Punkte gegen Stuttgart II (4:2), Unterhaching (2:0) und Dortmund II (3:1). 3 Spiele vor Ultimo sicherte das Spiel gegen den BVB den Klasssenerhalt. Was blieb, war eine spürbare Unzufriedenheit im Umfeld. Dafür mitverantwortlich, neben dem Negativtrend seit der Winterpause, waren zwei Gastspiele im Nordosten: Das 0:4 beim CFC mit dem 0:3 nach 45 Minuten und vor allem die "Derby-Schande" im Endspiel um den TFV-Pokal beim Erzfeind in Jena mit desaströsem 0:5. Wieder wurde das Endspiel in Jena vergeigt, wie letzte Saison schon gegen Schott Jena (0:1) und wieder verpasste RWE Runde 1 im DFB-Pokal - bereits zum fünften Mal in Serie. Das ist nicht unwichtig bei der finanziellen Lage von Thüringens Fußball-Nummer 1.

Rot-Weiß zeigte sich als Heimteam durchaus gut, holten 31 Punkte (7.). Auf Reisen wurden 10 Spiele verloren, hier war man Durchschnitt der Liga. 53:49 Tore sprachen für eine starke Offensive (5.) und eine Defensive im Mittelfeld (10.). 50 Punkte waren immerhin 6 mehr als 2012/2013 und Platz 10 eine Verbesserung von 3 Rängen. Positiv: Erfurt hatte nie richtig was mit dem Abstiegskampf zu tun, steigerte sich bei Punkten und Plätzen. Negativ: der Abwärtstrend nach der Winterpause trotz der Zugänge (siehe oben) und die Pokalpleite in Jena. Eine Saison mit Licht und Schatten.

Delegierungen für diese Saison bislang

11 Spieler aus 2013/2014 sind nicht mehr dabei, 12 kamen neu hinzu. Erneut stand ein zumindest "mittelschwerer Umbruch" an.

Aus der Abwehr wechselte Talent Niklas Kreuzer (19) zu Ligarivalen Dresden, 2013/2014 immerhin 18x im Einsatz. Mittelfeldmann Patrick Göbel (21) zog es in die Regionalliga nach Zwickau. Marius Strangl (23/Spvgg. Bayreuth) kehrte in seine fränkische Heimat zurück. Ebenfalls Regionalliga spielt nun Ex-Kapitän Nils Pfingsten-Reddig (32), beim ambitionierten FSV Wacker Nordhausen unter andem mit Tino Semmer. Mit Marco Engelhardt (33) ging ein weiterer Routinier; der Ex-Nationalspieler wurde aus finanziellen Gründen trotz laufendem Vertrag "gegangen". Er nahm nach ein paar Wochen das Angebot aus Halle an. Randbemerkung hier: Ex-CFC-Kicker Mario Fillinger (29) verließ Erfurt nach 2 unbefriedigenden Jahren. Erneut wurde er von Verletzungspech geplagt und schaffte nicht den Durchbruch. Er absolvierte insgesamt 19 Spiele und stand letzte Saison nur zweimal in der Anfangself. Er erhielt keinen neuen Vertrag. Der ausgeliehene Christopher Drazan (24) kehrte nach Kaiserslautern zurück und verdient sein Geld aktuell beim österreichischen Zweitligisten Linzer ASK. Aus dem Angriff ging Mijo Tunjic (24) zur SV Elversberg. Dazu wurde mit Jonas Nietfeld (20) wieder mal ein Talent abgegeben. Er wechselte zum FC Schalke 04 und ist dort vorerst in der U23 aktiv. Erfurt sicherte sich jedoch eine Rückholoption. Er erzielte 5 Tore (3 Vorlagen) in der abgelaufenen Saison und stand in 13 Spielen in der Startelf bei insgesamt 26 Einsätzen.

Für das Tor verzichtete man auf einen Neuzugang. Für die Abwehr stießen Sascha Eichmeier (24/Sportfreunde Siegen) aus der Regionalliga West und der erfahrene Juri Judt (28/Saarbrücken) zu den Erfurtern. Erst am 11.10.2014 kam schließlich noch der Franko-Ivorer Steve Gohouri (33) dazu. Seine letzte Station bis Ende September 2013 war der griechische Erstligist Skoda Xanthi. Im Mittelfeld zog es den Deutsch-Polen Sebastian Tyrala (27/Greuther Fürth) und aus Dresden Christoph Menz (25) nach Erfurt. Mit Okan Aydin (20) gelang eine Verpflichtung aus der türkischen "Süper Lig". Er stammt aus der Leverkusener Nachwuchsabteilung, spielte aber nach dem Wechsel zu Eskisehirspor dort keine Rolle. Haris Bukva (26) ist Bosnier mit österreichischem Pass und kickte bis März 2014 beim kroatischen Spitzenverein Hajduk Split. Sein Landsmann Amer Kadric (19) ist interner Neuer aus der U23, der Deutsch-Iraner Sepehr Nikroo (19) und Leon Packheiser (19) wurden aus der A-Jugend befördert. Das gilt auch für Angreifer Otis Breustedt (19). Christian Falk (27) agierte zuletzt in Österreich bei Erstligist Wolfsberger AC, die übrigens aktuell dort Tabellenführer sind. Er empfahl sich dort mit 14 Toren in den letzten 2 Jahren.

Die aktuelle Saison bislang

Man dürfte in Erfurt zufrieden sein: Mit 22 Zählern als 7. sind es nur 2 Zähler auf den Zweiten aus Stuttgart. Dabei war der Auftakt eher ernüchternd, als sich Dortmund II die 3 Zähler im "Steigerwaldstadion" holte. Es blieb die einzige Heimniederlage bisland, die Heimstärke ist momentan der Trumpf der Blumenstädter. Nach dem Remis in Rostock (1:1) stand in Runde 3 der erste Saisonsieg gegen Stuttgart II (3:1) an. Ab da war man eine Heimmacht, doch auswärts eher bieder. Eingedenk Stuttgart wurden alle 5 Heimspiele nach Dortmund gewonnen, Torverhältnis 11:3. Dresden (2:0), Kiel (3:2), Regensburg (2:0) und zuletzt Mainz 05 II (1:0) wurden auf eigenem Platz besiegt. Man stellt damit das viertbeste Heimteam der Staffel mit 15 von 18 möglichen Punkten. Auswärts ist man eher geizig mit vollen Erfolgen. Erst beim mitteldeutschen DDR-Oberliga-Klassiker bei den chronisch heimschwachen Hallensern kam der erste Dreier, wobei ein 0:1 zur Halbzeit nach frühem Rückstand noch gedreht wurde. Nah dran war man zuvor in Münster mit einer 2:1-Führung 9 Minuten vor Abpfiff. Bei Neuling Großaspach rettet man das 1:1 erst in der Schlußminute. In Osnabrück und Wiesbaden hatte man schon ausgeglichen, scheiterte aber noch mit 1:3. Die Erfurter haben eine "kleine Serie" am Laufen, sind seit 4 Begegnungen unbesiegt, holten 10 Zähler heraus und arbeiteten sich Schritt für Schritt nach oben. 20:16 Tore wurden bislang verbucht. Das heißt Offensive wie Defensive arbeiten recht ordentlich.

Nach 5 Jahren ohne Pokalsieg und DFB-Pokal muss diese Saison endlich wieder der TFV-Pott her. Hier stehen die Rot-Weißen im Viertelfinale nach einem schmucklosen 2:0-Sieg am vergangenen Wochenende bei der BSG Wismut Gera aus der Landesliga. Mögliche Gegner in der Runde der letzten Acht sind unter andem Jena, Nordhausen und Meuselwitz.

Der Trainer

Walter Kogler (46) ist jetzt in der zweiten Saison der Cheftrainer in Erfurt. Der Vertrag des Österreichers läuft noch bis 30.06.2015. Unterstützt wird Kogler unter anderem von Co-Trainer Christian Preußer (30).

Die Mannschaft

Nummer 1 im Tor ist nach wie vor Philipp Mickel Klewin (21), der zweifellos zu den sehr soliden Keepern der 3. Liga zählt. In der Abwehr haben bislang Stefan Kleineheismann (26), Jens Möckel (26), Rafael Czichos (24) und Juri Judt (28) die Nase vorn. Mit André Laurito (30/Innenbandriss) fällt ein potentieller Stammspieler noch bis Ende Oktober 2014 aus. Die Verpflichtung von Steve Gohouri (33) soll hier entsprechende Alternativen bieten. Sascha Eichmeier (24) schaffte noch nicht den großen Durchbruch, wurde primär als Einwechselspieler eingesetzt. Rafael Czichos zeichnete sich zweimal als Torschütze aus, ein Tor erzielt vom Elfmeterpunkt. Das Mittelfeld sieht Christoph Menz (25), Kevin Möhwald (21), Sebastian Tyrala (26), Haris Bukva (26), Andreas Wiegel (23) vorn. Hier ragt mit U20-Nationalspieler Kevin Möhwald (4 Tore) einer der Talente der bekannt starken und erfolgreichen Erfurter Nachwuchsabteilung heraus. Im Angriff ist man recht gut und durchaus breit aufgestellt. „Chefstürmer“ bleibt mit Simon Brandstetter (25) die "Entdeckung der Vorsaison". Der Ex-Freiburger kommt wieder auf 5 Tore, war gegen Mainz 05 II mit dem 1:0-Siegtreffer der "Matchwinner". Carsten Kammlott (24) kommt auf 2 "Buden", fiel aber auch die ersten 4 Spiele (Kapselverletzung) aus. Beim 2:0 gegen Regensburg kamen beide Tore auf sein Konto. Bemerkenswert ist hier zudem Okan Aydin (20) als Vorlagengeber in 4 Fällen. Er ist ein durchaus vielversprechender junger Akteur, der zuletzt in Halle zu den Aktivposten zählte. Christian Falk (27) schaffte noch nicht den Sprung in den Stammkader.

26 Spieler stehen im Aufgebot. Der Altersschnitt von 24,4 Jahre liegt etwas über dem des CFC mit 23,8.

Prognose

Mit dem Abstiegskampf sollte RWE auch in dieser Saison nichts zu tun haben. Für den Sprung auf Rang 1 bis 3 wird es wohl aber nicht ganz reichen. Tipp: Platz 5 bis 7.

Das Umfeld

Am 09.10.2014 wurde quasi eine neue "Zeitrechnung im Erfurter Fußball" eingeläutet. Mit dem "Abschiedsspiel" vom "Steigerwaldstadion" gegen den UEFA-CUP Gegner von 1991 aus Groningen vor 6.478 Zuschauern wurde der Umbau der altehrwürdigen Anlage zu einer Multifunktionsarena angekündigt. Ende des Jahres rollen auch hier die Bagger. Das mittlerweile in die Jahre gekommene Stadion soll entsprechend aufgemöbelt werden. Zu wenige Sitzplätze, dazu eine fehlende Überdachungen, ein allgemein eher maroder Bauzustand sind ein erheblicher Wettbewerbsnachteil in der 3. Liga. Auch hier war der Bau ein jahrelanger Kampf durch Änderungen an der politischen Spitze der Stadt.

Momentan liegt der Zuschauerschnitt bei 5.901 zahlenden Besuchern und damit im Mittelfeld der 3. Liga und knapp unter dem des CFC mit rund 6.000. Kurios, es ist fast exakt die Zahl der Vorsaison mit 5.903. Der "Kassenschlager" gegen Dynamo Dresden ist bereits vorbei, hier entschieden sich 10.700 für den Gang ins Stadion. Mainz 05 lockte zuletzt 4.000 an, Stuttgart II (4.600) und Kiel (4.700) waren auch nicht so große Schlager. Gegen den CFC sollte man aber am Wochenende nach den zuletzt starken Ergebnissen mit rund 5.500 + x Einheimischen rechnen.

Angesichts der wirtschaftlich weiter begrenzten Möglichkeiten feilt man nach wie vor an der Nachwuchsabteilung. Ende September 2014 wurde das neue RWE-Jugendinternat bezogen. Spieler wie Möhwald, Nietfeld, Kammlott und Drexler sprechen für die dortige Arbeit. Die Lizenz war auch in dieser Saison kein "Selbstläufer", der DFB verlangte eine mittlere sechsstellige Summe, welche durch Sponsoren und Bürgschaften erreicht wurde. Die 1. Runde im DFB-Pokal hätte dies wesentlich erleichtert, die Gelder gingen dafür an den Erzrivalen aus Jena. Bis 2016 will Rot-Weiß Erfurt unbedingt wieder zweitklassig spielen.