Zurück in die Erfolgsspur und Bock umstoßen gegen die "Adler" aus Münster...
von Timo Görner
...denn zum einen reichte es zuletzt nur zu einem Punkt aus 3 Spielen ohne Torerfolg, zum anderen liegt der letzte Sieg gegen die Ostwestfalen fast 11 Jahre zurück. Alle 3 Heimspiele in Liga 3 gegen den SCP waren irgendwie "denkwürdig". 2011/2012 war es der Heimauftakt als Aufsteiger (1:2). Eine Saison später hieß es im Schneegestöber nach 2:0 noch 2:2 in der 90. Minute. Und über das Vorjahr muss man nicht reden...
Die vergangene Saison unseres Gegners
2012/2013 nur knapp am Aufstieg vorbeigeschrammt, galten die Preußen natürlich als Kandidat für die obersten Plätze. Nach gutem Auftakt gegen Absteiger Burghausen (3:0) schien man den Eindruck zu bestätigen. 7 Spiele weiter war davon nichts mehr übrig und Trainer Pavel Dotchev entlassen. Kein weiterer Sieg und zwei deprimierende Heimpleiten gegen die schwächer eingeschätzten Teams von Holstein Kiel (0:3) und dem VfB Stuttgart II (1:3) waren für die Verantwortlichen zu viel, zumal gegen Erfurt (3:3) nur mit Mühe eine dritte Heimniederlage vermieden wurde. Platz 16 mit 7 Punkten deponierten die Münsteraner im Tabellenkeller. Für ein Spiel übernahm Sportchef Carsten Gockel, unter ihm kassierte man Niederlage 4 im eigenen Stadion (Unterhaching/2:3). Danach begann die Amtszeit von Ex-Dynamo-Coach Ralf Loose. Unter ihm ging es nach Fehlstart in Heidenheim (1:2) schrittweise bergauf. Münster holte in den folgenden 12 Spielen 20 Punkte und ordnete sich mit 27 Punkten als 11. im Mittelfeld ein; nach unten mit 3 Punkten auf den 18., nach oben mit deren 8 auf den Relegationsplatz. Den ersten Sieg unter Loose feierte man ausgerechnet in Chemnitz (4:0), das "Abschiedsspiel" von Gerd Schädlich. Auch in Burghausen (4:2) erwies man sich als torhungrig und servierte Dortmund II (4:0) auf eigenem Rasen ab. Ärgerlich war die Klatsche in Darmstadt (0:4) wie auch die gegen Rostock (1:2).
Zur Winterpause galt es vorerst, die notwendigen Punkte zum Klassenerhalt zu zeitigen. Die 45 bzw. hier dann 46 hatte man bereits nach Runde 34 im "Sack" und revanchierte sich beim FC Hansa mit 4:2. 19 Punkte aus bis dahin 13 Spiele der Frühjahrsrunde bestätigten die sportliche Stabilisierung. Der CFC (3:1) wurde erneut geschlagen, ebenso wichtige Siege im Abstiegskampf in Unterhaching (2:1) und gegen Elversberg (2:0) eingefahren. Ein Achtungszeichen setzte man gegen Staffelsieger Heidenheim (2:0).
Am Ende standen insgesamt 53 Zähler zu Buche und Platz 6. Damit verschlechterte man sich nur um einen Rang gegenüber 2012/2013, war aber mit immerhin 19 Punkten weniger auch deutliche 19 Zähler weit weg von Rang 3. Die Heimstärke der Vorsaison konnte man nicht halten, diesmal reichte es nur knapp für den positiven Saldo mit 8 Siegen und 7 Niederlagen. Auf Reisen war man vergleichsweise etwas besser (6.), siegte in 5 Spielen, verlor deren 4 und zeitigte 10 Remis. 55:50 Tore wurden verbucht, offensiv "gut" (4.), defensiv allerdings nur die drittschlechteste Bilanz.
Im DFB-Pokal warf man in Runde 1 erneut einen höherklassigen Verein aus dem Rennen (FC St. Pauli 1:0), scheiterte in Runde 2 aber an Erstligist FC Augsburg (0:3). Im Landespokal qualifizierte man sich erneut für den DFB-Pokal durch den Endspielsieg bei Regionalligist Sportfreunde Siegen (3:0).
Delegierungen für diese Saison bislang
8 Spieler haben den Verein verlassen, 7 wurde neu verpflichtet.
Im Mittelfeld wurde Ex-U21-Nationalspieler Dennis Grote (28) an den MSV Duisburg abgegeben, vergangene Saison mit 13 Vorlagen und 9 Toren einer der torgefährlichsten Akteure in Liga 3. Im Angriff schloss sich Matthew Taylor (32) Drittligaabsteiger 1. FC Saarbrücken an; seine Bilanz: 6 Tore und 6 Vorlagen. Soufian Benyamina (24) - 6 Tore in 17 Spielen - kehrte nach halbjährlicher Ausleihe von Zweitligist Dynamo Dresden erstmal dorthin zurück und spielt mittlerweile beim SV Wehen Wiesbaden. Der Rest spielte keine wichtige Rolle.
Neu im Tor ist bzw. war Marco Aulbach (20) von Eintracht Frankfurt, dort bis dato in der abgemeldeten U23 in der Regionalliga im Einsatz. Ebenfalls aus der Mainmetropole – hier von Zweitligist FSV – kam für die Abwehr Marc Heitmeier (29). Er kann 2013/2014 immerhin 18 Zweitligaspiele mit 2 Vorlagen aufweisen. Im Mittelfeld gelang mit dem Deutsch-Marokkaner Abdenour Amachaibou (27/Regensburg) ebenfalls eine vielversprechende Verpflichtung; seine Referenz: 11 Tore und 10 Vorlagen. Philipp Hoffmann (22) kam aus Saarbrücken. Erik Zenga (21) von der ebenfalls abgemeldeten U23 Leverkusens. Im Angriff gelang mit Marcel Reichwein (28) der "Toptransfer", uns noch vor allem aus der Erfurter Zeit bekannt. In den letzten 2 Jahren reichte es beim VfR Aalen nicht ganz zum großen Durchbruch; 7 Treffer in 50 Spielen stehen zu Buche, nach zuvor 29 Toren in 2 Jahren Erfurt. Den Kreis der Neuen komplettiert Michael Holt (28) aus der Regionalliga West (Velbert); vor 2 Spielzeiten einer der Topstürmer der 4. Liga in Meppen mit 12 Toren für den SVM.
Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang
Die Preußen stehen als 7. mit nur 5 Toren Rückstand auf den CFC (4.) sozusagen in "Lauerstellung". Der Start ging gründlich daneben, erneut holte der FC Hansa die 3 Punkte im "Preußen-Stadion" (3:4). Nach den folgenden 3 Spielen war man nicht zufrieden und wieder in den unteren Regionen mit 4 Zählern aus 4 Spielen. Der erste Dreier wurde sicher beim VfB Stuttgart II (3:0) eingefahren, doch Münster blieb zunächst weiter ohne Heimsieg (Cottbus/0:0). In Dresden musste Ralf Loose bei seinem "Wiedersehen" mit Dynamo die 2. Niederlage verbuchen (1:3). Die "Nordostdeutschen Tage" für den SCP mit nur 1 Punkt in 3 von 4 Spielen verliefen also recht erfolglos. Die Trendwende leitete man beim brisanten Derby in Osnabrück (1:0) ein, es wurde der zweite Dreier an der "Bremer Brücke" in den letzten 3 Jahren. Seit Dresden wurde nur 1 Spiel verloren, dies aber heftig und bei Aufsteiger und Kellerkind Mainz 05 II (0:4). Ein Doppelschlag in Halbzeit 2 nach 53 und 56 Minuten brachte die Loose-Truppe auf die Verliererstraße. Zuletzt demonstrierte man Heimstärke und gewann die letzten 3 Heimspiele gegen Wehen Wiesbaden (3:2), Großaspach (3:1) und den Halleschen FC (2:0). Gegen den auswärts starken HFC kam man in den letzten 4 Minuten zu den beiden Toren. Auf Reisen ist die Torbilanz negativ (7:8), dafür kam man bereits zu 3 Siegen, neben Osnabrück und Stuttgart auch in Regensburg (1:0). Mit 20:17 Toren ist die Offensive stark, die Defensive eher durchschnittlich.
Im DFB-Pokal schlug man sich in Runde 1 gegen die Übermacht FC Bayern München durchaus achtbar (1:4). Im Landespokal steht man in Runde 2 am 11.10.2014 bei Oberligist Hammer Spvgg.
Der Trainer
Ralf Loose (51) ist seit etwas mehr als einem Jahr Chef der Profimannschaft. Sein Vertrag läuft noch bis Ende der kommenden Saison. Unter ihm gelang die sportliche Stabilisierung, in dieser Saison dürfte der Druck durchaus größer sein, vor allem nach der guten Frühjahrsrunde 2014.
Die Mannschaft
Nummer 1 im Tor ist nach wie vor Routinier Daniel Masuch (37). Feste Größen in der Abwehr sind bislang Dominik Schmidt (27) und Fabian Hergesell (28). Dahinter streiten mehrere Akteure im diesen Status. Im Spiel gegen Halle vervollständigten Kevin Schöneberg (29) und Neuzugang Marc Heitmeier (29) die Viererkette. Schmidt glänzte hier zweimal als Torschütze. Im Mittelfeld sind die Stammkräfte der Deutsch-Pole Marcus Piossek (25/2), Kapitän Jens Truckenbrod (34), Benjamin Siegert (30), der Deutsch-Türke Mehmet Kara (30/2), der Deutsch-Russe Erik Zenga (21) und mit dem Franko-Portugiesen Amaury Bischoff (27) einer der Leistungsträger der Preußen in den letzten 2 Jahren. Er steht erneut für 2 Tore bislang, fiel aber für ein Spiel nach einer "Rot-Sperre" aus. Philipp Hoffmann (22) ist bislang Ergänzungsspieler, kommt auf 8 Einsätze – davon immerhin 2 in der Startelf. Im Angriff bietet man 3 etatmäßige Stürmer auf. Herausragend auch im Liga-Maßstab und aktuelle Nr. 1 der "Kanoniere" ist besagter Marcel Reichwein (28), der mit 8 Toren der "Volltreffer" dieser Liga bei den Neuzugängen ist. Zweimal schnürte er dabei den "Doppelpack", ausgerechnet beim 2:2 gegen Ex-Verein Erfurt und beim 3:2 gegen Wehen Wiesbaden. Eventuell ein gutes Omen für den CFC: Von den 8 Toren erzielte Reichwein nur eines auswärts, in Regensburg. 3 Treffer steuerte zudem der Holländer Rogier Krohne (27) bei. Abdenour Amachaibou (27) hingegen ist noch ohne Torerfolg, kam in den letzten 5 Spielen nur von der Bank ins Spiel. Münster bietet mit Spielern wie Masuch, Schmidt, Piossek, Truckenbrod, Siegert, Bischoff, Reichwein und auch Amachaibou einen enorm starken Kader auf, der das Zeug hat, um den Aufstieg mitzuspielen. Für den CFC werden die Preußen eine ganz harte Nuss, nicht leichter als zuletzt Cottbus und Dynamo Dresden.
Prognose
Bleibt man von größeren Ausfällen verschont, spielt man weiter oben mit und bis zuletzt um den Sprung in die 2. Bundesliga. Tipp: Platz 3 bis 5.
Das Umfeld
Das Ziel in Münster bleibt die 2. Bundesliga. Der Verein ist wirtschaftlich recht gut aufgestellt und hat eben darum diese Ambitionen. Der Zuspruch war letzte Saison mit 7.961 Zuschauern im Schnitt gegenüber 2012/2013 mit 8.992 etwas rückläufig. Diese Saison liegt man mit bislang 8.562 wieder deutlich besser, zumal die "Kassenschlager" Osnabrück und Bielefeld noch nicht gastiert haben. Den Auftakt gegen Hansa sahen zweitligareife 12.000 Besucher, zuletzt wollten den HFC 7.600 sehen. Den Minusbesuch verzeichnete man gegen Großaspach mit deren 7.400.
Für Unmut bei den Vereinschefs sorgten Fans, welche dem SCP eine Geldstrafe von 8.000 EUR für Vergehen wie Becherwürfe und Pyrotechnik verschafften. Der Etat für die aktuelle Saison beträgt diesmal 7 Millionen EUR gegenüber 7,5 Millionen EUR im Vorjahr 2013/2014. Die Lizenz wurde übrigens für die Zweite, Dritte und Vierte Liga beantragt. Beim DFB sind die Preußen aus Münster gut angesehen, gilt als verlässlicher und stabiler Verein. 2012/2013 gehörte der SCP zu lediglich 5 Vereinen, die in der 3. Liga ein Plus erwirtschafteten. Auch wurde der aktuelle Etat bewusst tiefer angesetzt, Luft für Ausgaben in der Winterpause ist damit gegeben. Mit den 2 Runden im DFB-Pokal wurde letzte Spielzeit ein erklecklicher Betrag von 400.000 EUR eingenommen. Nach dem "kleinen Einbruch" bei den Zuschauern aufgrund des insgesamt unbefriedigenden Abschneidens wurde diesmal mit 7.000 im Schnitt kalkuliert, bislang überboten. Bei einem Aufstieg in Liga 2 wäre ein Etat im zweistelligen Millionenbereich machbar, schon allein dank der 4 Millionen statt 800.000 EUR Fernsehgelder.
Das traditionsreiche "Preußen-Stadion" würde man gerne entsprechend umbauen, momentan bleibt es bei kleinen Sanierungsarbeiten. Ein Zweitligaaufstieg würde den Plänen einen enormen Auftrieb geben. Aktuell dürfen 15.000 in die einst für 40.000 Zuschauer erbaute Anlage.
