21. Spieltag der Zweiten Bundesliga
Trotz guter Leistung keine Chance auf Klassenerhalt
Chemnitzer FC gg. VfL Osnabrück 1:2 (0:0)
Austragungsort: Fischerwiese, Chemnitz
Datum und Zeit: Samstag, den 10.02.2000 um 15.00 Uhr
Aufstellungen:
Chemnitzer FC: Süssner - Anders - Bittermann, Mehlhorn - Renn, Kluge (67. Kujat), Sobiech, Oswald (56. Jendrossek) - Tetzner - Podszus, Lakies | Trainer: Karkuth
VfL Osnabrück: Brunn - Schiersand - Schwinkendorf, Halat - Hey, Rosen, Spork, Weiland - Brinkmann (86. Rose) - Petri (73. Janiak), Claaßen | Trainer: Gelsdorf
Schiri: Sippel (München)
Zuschauer: 4.960
Gelbe Karten: Oswald - Brinkmann, Weiland
Torfolge:
0:1 Petri (60.), 0:2 Claaßen (68.), 1:2 Anders
(80.)
Zum Spiel:
Ja, und da waren sie wieder, die 3 Chemnitzer Probleme: Keine Punkte, kein Glück, keine Hoffnung mehr... Zumindest war diese Heimniederlage wohl das berühmte Tüpfelchen auf das "i". Alle Fans, die die couragierte Leistung in Hannover gesehen hatten und nun glaubten, mit ähnlichen Einsatz und gleicher Kampfeskraft den alten Relegationsgegner klar in die Schranken verweisen zu können, wurde bitter enttäuscht. Nicht unbedingt durch das Spiel, aber durch das Resultat - der Chemnitzer FC ist de facto abgestiegen. Vor dem Spiel hatte Trainer Karkuth nochmal seine Jungs heiss gemacht und betont, das das Wunder von Chemnitz nur mit einem Sieg gegen Osnabrück noch Realität werden kann. Zumindest 4700 Zuschauer sahen dies ähnlich und versammelten sich in freudiger Erwartung bei besten Frühlingswetter auf der Fischerwiese zu Chemnitz (Bild 1).
Trainer Karkuth bot diesselbe Mannschaft wie in Hannover auf, warum auch nicht - die Jungs hatten ihre Sache gut gemacht und sollten ihre Chance bekommen. Aus Osnabrück hatten sich gerademal 50 Fans nach Sachsen vorgewagt, womit die Nordlichter ihre traurige Quote vom Relegationsspiel vor 2 Jahren untermauerten. Die CFC-Fans hatten beim Einlaufen der Mannschaften eine Block-Choreographie vorbereitet und präsentierten die Südkurve in gefälligen Himmelblau-Weiss (Bild 2).
Das Spiel begann - und der CFC war nicht am Drücker. Entgegen allen Erwartungen zeigten sich die Osnabrücker gewillt, Kampf und Spiel von der ersten Minute an anzunehmen, und auch der CFC begann entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten erstmal abwartend. So entwickelte sich ein Spiel, welches mehrheitlich im Mittelfeld stattfand und erstmal keine echten Vorteile der Hausherren erkennen liess. Kleinere Chancen auf beiden Seiten ergaben sich, aber echte Grosschancen blieben Mangelware.
Mit zunehmender Spielzeit straffte sich aber der CFC, so ab der 20. Minute erarbeitete man sich ein leichtes Übergewicht, welches nun auch in Chancen seinen Ausdruck finden sollte. In der 26. Minute dann der erste Riese - nach einer Ecke verlängert Lakies in den Strafraum und Bittermann kommt völlig frei vor dem Tor zum Kopfball - leider geht der wuchtige Kopfstoss einen halben Meter über die Latte des Osnabrücker Tores. Aber der CFC bleibt am Drücker, phasenweise wird jetzt Osnabrück in der eigenen Hälfte eingeschnürt (Bild 3). Das Spiel wird härter und der quirlige Oswald findet im VfL-Schlitzohr Brinkmann einen ausgebufften Gegner, welcher ihm nach einem theatralischen Foul mittels eines peniblen Schiedsrichters eine gelbe Karte "andreht". Fortan ist Brinkmann der "Liebling" des himmelblauen Publikums, welches die Auspfeiferei seiner Person sogar nach der Pause bis auf die Gegengerade 'vererbt'.
Aber der CFC kommt mächtig, Podszus zeigt vorne enorme Laufbereitschaft, Kluge und Oswald wirbeln im Mittelfeld und Sobiech ist die Zuverlässigkeit in Person, wenn es um Ruhe und geniale Flanken aus dem Mittelfeld geht. In der 36.min flankt Oswald butterweich in den Strafraum, der Ball schwebt zu Podszus, der mit voller Wucht abzieht und nur durch einen Reflex von Schlußmann Brunn abgewehrt werden kann. Schade, das Führungstor wäre mittlerweile hochverdient gewesen.
So ging es zum Ende der ersten Halbzeit doch nur mit einem mageren 0:0 in die Pause, aber es war ein Zwischenstand der besseren Sorte. Beide Mannschaften hatten sich zumindest um einigermaßen anständigen Fussball bemüht und die Fans waren guter Hoffnung, den zweiten Heimsieg (!!) des Spieljahrs 2000/2001 live miterleben zu können.
Beide Mannschaften kamen unverändert aus der Kabine, und wieder ergab sich zunächst ein verteiltes Spiel auf beiden Seiten. Hundertprozentige Chancen ergaben sich aber bei beiden nicht, und so war es letztlich nur eine Frage der Zeit, wann der Erste einen entscheidenden Fehler machen würde. Die gesamte Partie fand dabei in einem äusserst fairen Rahmen statt, ganz im Gegensatz zu den Erwartungen an ein echtes Kellerderby. Nur Schieri Sippel zeigte sich mehrfach von der kleinlichen Seite.
In der 54.min dann das erste richtige Warnzeichen der Osnabrücker - Weiland kommt im CFC-Strafraum frei zum Schuss, Süssner ist bereits geschlagen, aber der starke Sobiech klärt routiniert vor der Torlinie. Durchatmen und weiterhin himmelblaues Daumendrücken. In der 56.min dann der erste CFC-Wechsel, Jendrossek kommt für den durch Brinkmanns Fallkünste mittlerweile "Rot" gefährdeten Oswald.
Dann die 60. Minute: Osnabrück mit einem fixen Konter, Youngster Kluge lässt sich von Petri vernaschen und dieser spitzelt den Ball an Süßner vorbei ins Tor - 0:1 aus Sicht der Himmelblauen. Bitter, unendlich bitter - die erste echte Torchance der Lilanen sofort verwertet, so grausam kann Fussball sein. Oder anders gesagt: Als Tabellenletzter klebt dir das Pech einfach an den Stiefeln...
Aber es sollte noch schlimmer kommen. Nur 9 Minuten später wieder ein Konter der Osnabrücker, Weiland schiesst und Süssner kann den Ball nur abklatschen - Claaßen kommt zum Schuß und haut den Ball zum 0:2 in die Maschen. Aus - Ende - alles vorbei - der CFC tabellarisch und punktemäßig tot. Die ersten Zuschauer können es nicht mehr ertragen und verlassen die Stätte des Grauens. Der CFC hatte ein für seine Verhältnisse ganz passables Spiel gezeigt und war trotzdem seinem Schicksal hoffnungslos ausgeliefert.
Ein merkwürdiges Verhalten zeigten auch beide Fanlager - die ansonsten sogar bei Niederlagen noch aufflackernde CFC-Unterstützung aus der Südkurve fiel trotz der kämpferischen Einstellung der Mannschaft diesmal fast gänzlich aus - und die Osnabrücker brachten außer dem Schwenken einer großen Fahne selbst bei eigener Führung kein Lied über die Lippen. Traurige Fankultur.
Aber der CFC steckte noch nicht auf. Nochmal wurde der VfL unter Druck gesetzt und auf Angriff gespielt. Mit Kujat war mittlerweile der dritte Stürmer auf dem Platz - aber dem Neu-Libero war es letztendlich vorbehalten, den Ehrentreffer zu erzielen. Nach einem Freistoß von Renn köpft Anders in der 80.min zum 1:2 ein. Danach nochmal Powerplay der Chemnitzer, noch einmal wird Osnabrück im eigenen Strafraum festgenagelt (Bild 4), aber der Ausgleich will nicht mehr gelingen. Osnabrück entführt mit sehr viel Glück die 3 Punkte aus Chemnitz und darf wieder auf den Klassenerhalt hoffen. Dem geneigten himmelblauen Fan blieb allerdings auch nicht verborgen, das mit dem VfL Osnabrück die wohl am schwächsten agierende Mannschaft an der Gellertstrasse zu Gast gewesen ist und ein Wiedersehen in der Regionalliga nicht ganz auszuschließen ist.
Nach dem Schlusspfiff kamen noch einige der himmelblauen Glücklosen zu den Fans, und man konnte anhand der traurigen Gesichter schon erkennen, das man sehr genau weiss, das der Zug in Richtung zweite Liga endgültig ohne den CFC abgefahren ist. Viele Fans honorierten die zumindest kämpferisch ansprechende Leistung mit aufmunternden Worten (Bild 5) an die Spieler.
Fazit: Die zweite Liga ist in Chemnitz (wieder einmal) Geschichte. Auch wenn durchaus noch die rechnerische Möglichkeit des Klassenerhaltes besteht, aber diese Chance ist so gering wie die Wahrscheinlichkeit, das Chemnitz wieder in Karl-Marx-Stadt umbenannt wird. Der Stachel der Niederlage gegen den Vorletzten sitzt zu tief.
Es kann nur daraufhin gearbeitet werden, das mit den jetzt vorhandenen Spielern eine schlagkräftige Truppe für die starke dritte Liga eingespielt wird, damit man nächsten Sommer gut aus den Startlöchern kommt und in der Regionalliga eine gute Rolle spielen kann. Diese lange Vorbereitungsphase hat kein anderer Verein, und sie ist das einzige Positivum an der momentanen Situation. Chemnitzer FC - nutze dies und mach was draus - wir halten zu dir !!
Bericht: Frank Neubert
Spielwertung: Note 3,5.
Beste Spieler beim CFC: Sobiech, Anders
Pressestimmen:
Sächsische Zeitung: " Kopf- und konzeptionslos [..] Nur konditionelle Fortschritte [..] Bei den Chemnitzer Fußball-Fans ist am Sonnabend auch die letzte Hoffnung auf den Zweitliga-Verbleib ihres CFC gestorben. [..] auf dem Platz war gegen die Osnabrücker fast alles beim Alten.
Die Chemnitzer rennen nach wie vor kopf- und konzeptionslos nach vorn. Tetzner und der
junge Kluge können als Regisseure im Mittelfeld keine Akzente setzen. Die als Angreifer
neuverpflichteten Lakies und Podszus sind nicht einen Deut besser als die von Karkuth ausgeguckten und
ausgemusterten Muratovic und Avdic. [..]
"
Tabellenplatz: 18
