Vorbericht

Halbfinale - Sachsenpokal - Saison 2019/2020
Inter Leipzig
Inter Leipzig
0:3
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Spiel an traditionsreicher Stätte mit mehreren Begrifflichkeiten …

von Timo Görner

… könnte man meinen.

Wenn der CFC am Samstag im "alten Bruno" gegen den FC Inter Leipzig antritt, treffen mehrere Bezeichnungen zu. Es ist das verspätete Halbfinale im Sachsenpokal 2020, ein weiteres Vorbereitungsspiel für die neue Saison - unter Wettkampfbedingungen und das Pflichtspieldebüt von Daniel Berlinski als Trainer. So oder so, steht der CFC vor der schwierigen Aufgabe mit der nur teilweise eingespielten größtenteils neuen Mannschaft zu bestehen.

Die letzten Jahre unseres Gegners:

Der offiziell als "Fußballclub International Leipzig e. V." firmierende Verein aus der Messestadt wird in 21 Tagen 7 Jahre alt, gegründet am 29.08.2013. Passend zur bemerkenswerten Fußball-Landschaft in der größten Stadt Sachsens mit 4 Insolvenzen, 2 nicht mehr existenten und wieder reaktivierten Vereinen, einem aus Österreich installierten Marketing-Konstrukts im Rennen um das größte Stück vom Kuchen. 2014 gelang der Einstieg in den Spielbetrieb der sechstklassigen Sachsenliga, in dem mit der ausgliederten Fußballabteilung des SV See 90 fusioniert wurde. Einer der maßgeblichen Protagonisten des sich betont international gebenden neuen Vereins war und ist Ex-Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee, derzeit Wirtschaftsminister in Thüringen.

Bereits in der 1. Saison gelang der Aufstieg in die Oberliga Nordost Süd, der man auch heute noch angehört wobei die Ambitionen Richtung Regionalliga gehen. Zweimal wurde der Sprung als Zweiter verpasst. 2015/2016 hatte Lokalrivale Lok mit dem satten Vorsprung von 11 Punkten die Nase vorn.2 Jahre später fehlten 12 Zähler auf Bischofswerda. Gekennzeichnet war das Bemühen um die Etablierung in der bekannt schwierigen Leipziger Fußball-Welt vor allem um eine eigene Spielstätte, die es bis heute in dem Sinne noch nicht gibt.

Das (noch) aktuelle Spieljahr unseres Gegners:

In der Liga beendete der FCI die Spielzeit nach nur 17 absolvierten Punktspielen als Fünfter, ohne Tuchfühlung zu Platz 1 den bis zum Abbruch die nicht aufstiegsberechtigte und auch so nicht aufstiegswillige II. des Drittligaabsteigers aus Jena innehatte und auch behielt. Somit war Platz 2 mit dem FSV Luckenwalde der Orientierungspunkt, satte 12 Punkte entfernt. Ironie der Geschichte, eben die Blau-Gelben wären der nächste Gegner der Leipziger gewesen, mit einem Sieg hätte man ein klein wenig Hoffnung schöpfen können. So wurde die Begegnung auf den 09.04.2020 verlegt, letztendlich nie ausgetragen.

Die Abbruch-Saison begann schlecht, der ambitionierte Club nach den Pleiten beim VfL Halle und gegen den Grimma (1:2) und in Luckenwalde (0:1) tief im Tabellenkeller statt Tabellenspitze. Vermutlich wurde hier der Aufstieg verspielt. Die Moral stimmte, mit 5 Siegen in Folge bei insgesamt 12:1 Toren gelang der Sprung aus der bedrohlichen Zone. Highlight das 5:0 gegen den VfB 1921 Krieschow. Der Höhenflug wurde dann aber wieder gestoppt, das Spitzenspiel in Jena (0:2) verloren wie das Duell gegen den FC Einheit Rudolstadt (2:3). Damit wurde weiter Boden im Kampf um die Spitze verloren. 16 Punkte aus 11 Spielen waren zu wenig um oben anzugreifen.

Bis zur Winterpause lief es dann wieder eindeutig besser., wurden 10 Punkte aus den 4 folgenden Spielen geholt. Gegen den FSV Martinroda (4:1) und Wacker Nordhausen II (3:0) aus Thüringen gelangen 2 deutliche und überzeugende Siege. Die Herbstrunde 2019 wurde zudem noch mit einem 2:0 zum Rückrundenauftakt gegen Halle beschlossen. Nach vorne ging aber wenig, Spitzenreiter Luckenwalde war bereits 11 Zähler entfernt.

2020 begann wieder mit Fehlstart, in Grimma (1:2). Es sollte das vorletzte Punktspiel 2020 bleiben, in Nordhausen (2:1) wurde auch das Rückspiel gegen Wacker II gewonnen. Das "Spiel der letzten Hoffnung" gegen den "Herbstmeister" wurde abgesagt, dann auf Anfang April verlegt und wie bereits erwähnt gar nicht mehr durchgeführt. Während der CFC den Restart mit vollzog und eine knackige Rest-Saison mit den bekannten Terminen absolvierte, ist der FCI seit 5 Monaten ohne Pflichtspiele.

Im eigenen Stadion waren 5 Mannschaften besser, konnten 5 der nur 8 Spiele bei 20:8 Tore gewonnen werden. Auswärts reichte es zu Rang 4 mit ausgeglichenem Saldo von je 4 Siegen und Niederlagen bei 1 Remis in Eilenburg (1:1) und 13:9 Toren. 33:17 "Buden" insgesamt waren defensiv die Spitze gemeinsam mit Staffelsieger Jena II. Dafür in der Offensive 7 erfolgreicher.

Das Halbfinale verdienten sich die Messestädter mit Siegen beim FV Eintracht Niesky (3:1) aus der tieferen Sachsenliga, Ligarivale VfL 1905 Hohenstein-Ernstthal (3:0) – unserem Endspielgegner 2012 und dem 4:0 beim VfB Zwenkau aus der Landesklasse Nord. Den Coup landete man aber gegen Drittligist FSV Zwickau, einem Sieg mit sensationellem Anstrich. Das Halbfinale im Sachsenpokal ist der größte Erfolg neben dem Aufstieg in die Oberliga 2015.

Delegierungen für diese Saison:

Für die bereits fast komplett beendete Spielzeit war der Kader fast komplett umgebaut worden. 16 gingen – 16 kamen auch dazu.

Der Einfachheit halber nur ein Blick auf die Neuzugänge. Sie kamen zum Teil aus der Regionalliga und Oberliga im Bereich Mitteldeutschland sowie dem Ausland.

So kam für das Tor in der Winterpause aus Erfurt Julian Knoll (21), dort 5 Spiele als Nr. 1 für RWE in der Regionalliga. Er stand für die 2 Spiele 2020 im Tor, dann war für ihn das Kapitel FCI wieder beendet. Er wechselte zur VSG Altglienicke. Kehrte damit in die alte Spielklasse zurück. Ebenfalls aus der Blumenstadt war Innenverteidiger Til Schwarz (20) gekommen, ausgebildet in der Jugend des Ex-Drittligisten. Auf der gleichen Position ist der Brasilianer Dos Santos (24/Wismut Gera) zu Hause.

Der "Königstransfer" war der Kroate Lovro Sindik (28/1. FC Lok Leipzig). Zuvor nach einigen Stationen in Kroatien in Deutschland beim SV Babelsberg 03 und dem Berliner AK aktiv.

Im Angriff ging es dem Tschechen Marek Langr (25) wie Knoll, kam nur zu 2 Einsätzen als Stammkader. Ihn zog es aus seiner Heimat von Drittligist FC Hradec Kralove B zum Oberligisten. Iskander Van Doorne (27) stammt aus Kanada, spielte in Australien in der " National Premier Leagues Tasmania" – einer Unterliga der Landesmeisterschaft beim South Hobart FC. Der Franzose Tshomba Oliveira (24/FC Anker Wismar) kam aus der 6. Liga.

Das die Zugänge die am Interessantesten erscheinen.

Für die neue Saison stehen noch keine Neuzugänge fest, dafür sind 3 nicht mehr dabei. Neben dem erwähnten Knoll ging mit Dennis Dickmann (23) ein weiterer Torwart, schloss sich Ortsrivale Lok an. Stürmer Arlind Shoshi (23) empfahl sich mit 5 Toren für das Comeback in der Regionalliga Nordost und wird mit Fürstenwalde gegen den CFC antreten.

Die sportliche Leitung:

Seit Ende April 2019 hat der Serbe Zoran Levnajic (33) das Sagen bei der 1. Mannschaft, löste Ex-Profi Heiner Backhaus (38) ab. Letzte Station als aktiver Spieler war der FCI von 2017 bis Ende der Saison 2018/2019. Als Kicker war Levnajic vor allem auf Malta zu Hause, u. a. für die Erstligisten Hibernians FC, Hamrun Spartans, Floriana FC am Ball. Dazu kommt 1 Abstecher nach Kuwait und Griechenland. Am 01.07.2018 Start der 2. Laufbahn parallel als Co-Trainer von Backhaus.

Sportlicher Leiter ist Carsten Hänsel (37), bis Ende 2018 in gleicher Funktion bei der BSG Wismut Gera. Zuvor als Trainer beim FC Eilenburg, 1. FC Lok Leipzig, Halleschen FC II, der U23 und U19 des FC Rot-Weiß Erfurt und Coach der Ost-Thüringer. Beim FSV Budissa Bautzen war er zudem Nachwuchschef.

Das Kollektiv:

Gemäß des Gründungsprinzips 2013 ist die Mannschaft quasi eine Art "Weltauswahl" mit 16 "Legionären" aus 14 Ländern, vertreten sind Europa, Nord – und Südamerika, Asien.

Im Tor ist Leonnel Mballa Mvogo (27) gesetzt. Als Innenverteidiger verdienen Til Schwarz (20) und der Brasilianer Dos Santos (24/1) und der Lette Ugis Moncevics (20) eine Erwähnung. Der etatmäßige Linksverteidiger ist der Zypriote Christos Ieridis (25) vor Patrick Hädrich (20), ausgebildet in der Jugend des FC Rot-Weiß Erfurt. Rechts fehlt der Fixpunkt.

Vor der Abwehr als "6er" wird meist "Defensiv-Allrounder" Braima Candé (24) aufgeboten, der in Guinea-Bissau geborene Portugiese ist Ex-U19 der Iberer mit 5 Einsätzen bei 1 Tor. Daneben vertrauen die Trainer auf den erfahrenen Kroaten Lovro Sindik (28/2) und den Albaner Xhonatan Muca (26) der zudem den griechischen Pass besitzt. Herausragend in der offensiven Mittelfeld-Zentrale der Italo-Brasilianer Marcelo Franceschi (27/6). Schwer für Arman Melkonyan (26) vorbei zu kommen. Der Armenier kam 2016 aus Auerbach wo ihm der Durchbruch nicht gelang. Der zweite torgefährliche Akteur in diesem Bereich spielt auf der rechten Seite mit Kapitän Dong-min Kim (27/8). Sein Konkurrent auf dieser Position ist der Japaner Christopher Misaki (24). Für die linke Seite ist eigentlich der Spanier Juanjo Serrano (25) vorgesehen, letzte Saison mit 27 Einsätzen.

Für den Angriff stehen 4 Akteure im Aufgebot. Klare Nr. 1 im Herbst 2019 war der Franzose Tshomba Oliveira (24), die Quote mit 7 Toren in 15 Spielen solide. In den einzigen beiden Punktspielen 2020 wurde stattdessen auf den Tschechen Marek Langr (25) vertraut. Dahinter kommt noch der Kanadier Iskander Van Doorne (27). Keine Rolle spielte bislang der Niederländer Zamoranho Ho-A-Tham (24).

19 Spieler stehen aktuell zur Verfügung. Das Konzept seit Gründung des Vereins und Aufbau der 1. Mannschaft ist, jungen talentierten Spielern ein Sprungbrett für die weitere Karriere zu bieten und parallel den eigenen Erfolg damit zu befördern. Es ging nicht so auf, wie gewünscht. Einzig wirklich nennenswertes Beispiel für einen solch gelungenen Verlauf ist Ex-Chemnitzer Marcelo Freitas (26), der anschließend zum FC Oberlausitz Neugersdorf ging und den Sprung zum FC Energie Cottbus in die 3. Liga schaffte.

Merkmal der FCI-Spiele sind die Fahnen der Länder in den Stadien, welche sich auf die Herkunft der Spieler beziehen. Je 2x sind Brasilien, Albanien, Kanada und die Niederlande vertreten. Hinzu kommen je 1x Zypern, Japan, Südkorea, Spanien, Portugal, Tschechien, Frankreich, Kroatien, Lettland sowie Armenien.

Die Bilanz gegen den FC Inter Leipzig:

Es ist das 1. Aufeinandertreffen.

Das Umfeld / Stimmung / Wirtschaft:

Mit der aktuellen sportlichen Situation sind die Macher beim FCI nicht unbedingt zufrieden, das Ziel "Regionalliga" mit einer entsprechend ligatauglichen Spielstätte ist nicht näher gerückt. Als mögliche neue Nr. 2 in der Messestadt hinter dem übermächtigen Erstligisten vom Cottaweg angetreten, haben der 1. FC Lok und auch die BSG Chemie derzeit die Nase betreffs Liga, Infrastruktur und Zuspruch noch deutlicher vorne als 2014.

Was unserem Gegner vom Samstag weiter fehlt, ist eine dauerhafte eigene Spielstätte. Die Begegnung im Halbfinale findet im Endspielort statt. Eine Austragung als "echte Heimmannschaft" war nicht möglich. Aktuelle Spielstätte in dieser Saison in der Liga wie auch im Pokal war das "Hafenstadion Torgau". Nach dem erst der Hauptplatz im "Tresenwald-Sportpark" in Machern, rund 10 km von Leipzig entfernt Spielort war, ging es dann zur "Sportanlage Mariannenpark" des SV Wacker im Stadtteil Schönefeld. Man überwarf sich, seitdem wird in Torgau gespielt. Die solide Anlage mit den weiteren Nutzern SC Hartenfels Torgau 04 und SSV 1952 Torgau bietet immerhin 3.500 Platz.

Pläne für ein regionalligataugliches Stadion liegen seitens des Hauptsponsors der "CG-Gruppe" – einer Berliner Immobilienentwicklungsgesellschaft mit 900 Mitarbeitern vor. Zuletzt 2017 mit dem Neubau auf dem Gelände des ehemaligen Postbahnhofes. Die Realisierung scheint derzeit weiter weg. Das letzte Heimspiel am 14.12.2019 gegen den VfL Halle 96 sahen 45 Zuschauer. Den größten Zuspruch verbuchte der Heimauftakt gegen Grimma mit 178. Ex-Regionalligist VFC Plauen mobilisierte 108.

Der FCI steht mit insgesamt 8 Mannschaften im Spielbetrieb, neben der I. und II. Mannschaft bei den Senioren werden 6 Nachwuchsmannschaften von der F bis zur A-Jugend aufgeboten. Auf der höchsten Ebene agiert die U19 in der Stadtliga.

Die Führungsebene besteht aus dem 3-köpfigen Vorstand mit Holger Herzberg (56) als der "starke Mann" im Team. Der im beruflichen Leben als Online-Redakteur tätige ist für sämtliche Bereiche der 1. Männermannschaft als Geschäftsführer der GmbH zuständig, dazu operativ vor allem in der kaufmännischen und organisatorischen Arbeit. Hinzu kommen die PR- und Sponsoring-Aktivitäten. Eben die Spielbetriebs GmbH sollte Investoren den Einstieg erleichtern, nicht einfach in einem Umfeld mit den bekannten "Platzhirschen". Wohin der Weg des Fünftligisten in den kommenden Jahren führen wird, bleibt eine "Wundertüte".
Halbfinale - Sachsenpokal - Saison 2019/2020
Samstag, 08. August 2020, 16:00 Uhr
Bruno-Plache-Stadion, Leipzig
Zuschauer: 300
Schiedsrichter: Bringmann (Bad Lausick)


Tore

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele00000:0
Heimspiele00000:0
Auswärtsspiele00000:0
Ligaspiele00000:0
Pokal-/Relegationsspiele00000:0