Der CFC bei einem Gegner mit dem "Rücken zur Wand"...
von Timo Görner
...denn für den 1. FC Saarbrücken ist die aktuelle sportliche Situation ziemlich prekär. Aktuell nur Nummer 2 im Saarland steckt man tief im Tabellenkeller.
Die letzte Saison unseres Gegners
Mit Platz 11 im Vorjahre ging es nach Rang 10 und 6 abwärts. Vom Ziel "Liga 2" wurde sich mehr entfernt als angenähert. Die Tendenz nach der Herbstrunde 2011/2012 an der Spitze ging Richtung "Niemandsland".
Erfreulich verlief der Start beim VfB Stuttgart II (1:0), doch die drei folgenden Niederlagen ernüchterten. Der weitere Verlauf der Punktspiele 2012 hielt Licht und Schatten bereit, zu wenig um oben anzugreifen. In den 11 Heimspielen gelangen nur 3 Siege; denen standen 4 Niederlagen gegenüber. Aachen, Osnabrück, Unterhaching und Erfurt siegten im "Ludwigspark" - bis auf den VfL keine ausgesprochenen Spitzenteams. Dass mehr möglich ist, bewiesen die Siege gegen Burghausen (3:0) und Halle (5:0). Auch gegen Münster (0:0) blieb man unbesiegt. Auf Reisen hieß es "Sekt oder Selters". 4 Siege in 10 Duellen sind nicht schlecht, doch 6 Partien gingen verloren. 9:20 Tore sprachen für eine maue Offensive und eine anfällige Defensive. Alle 4 Dreier wurden mit einem Tor Unterschied bei den "Kellerkindern" Stuttgarter Kickers (2:1), Babelsberg (1:0) und Dortmund II (2:1) neben dem oben genannten Erfolg in Degerloch errungen. Dafür zeigten die Auftritte bei den Aufstiegsanwärtern Heidenheim, Karlsruhe, Osnabrück (0:3), dass nach oben nichts geht. Auch das 1:4 an der Gellertstraße verärgerte. Nach Runde 21 lagen als elftplatzierter 15 Punkte und 25 Tore als Distanz auf Platz 3, 7 Zähler zum 18. Das Ziel für die Saison war damit definiert.
Der Druck wurde größer und der Start ins Jahr 2013 von Sieglosigkeit gekennzeichnet. Zu einem peinlichen Fehlstart beim insolventen und designierten Absteiger Aachen (0:2) kamen 5 Spiele ohne Dreier hinzu. In Burghausen (1:2) und Offenbach (0:2) wurden die Auswärtsniederlagen 6 und 7 hintereinander kassiert. Die Rettung erfolgte durch einen Zwischenspurt, als das "Abstiegs-Endspiel" in Erfurt (2:1) gewonnen und damit die "schwarze Serie auf Reisen" beendet wurde. 3 Heimsiege am Stück, enorm wichtig gegen die Mitkonkurrenten aus Stuttgart mit den Kickers (3:0) und Babelsberg (2:1), waren "Gold wert". Auch der CFC ließ Federn. Nach 33 Spielen war der Klassenerhalt mit 41 Punkten als 11. fast fix. 10 Punkte auf Platz 18 bei 5 Begegnungen waren ein beruhigendes Polster. In Darmstadt (2:1) wurde der Aufwärtstrend fortgesetzt und der Ligaerhalt perfekt gemacht. Mit Platz 9 schien sogar eine Verbesserung zur Vorsaison machbar, doch die Chance wurde vergeben. Nur gegen Rostock (1:1) wurde noch gepunktet und zum Saisonende dreimal verloren.
Heimstärke (14.) lag nicht vor, dafür sind 6 Siege zu wenig. Aber 26 Tore im eigenen Stadion konnten nur 3 Teams überbieten. Anfällig war die Defensive auch auf Reisen mit 36 Gegentoren, hier war man insgesamt vergleichsweise etwas besser (9.). Insgesamt 62x musste man den Ball aus dem eigenen Kasten holen, nur Aachen (68) war schlechter. Dafür war die Offensive siebtbestes Kollektiv (52). Im DFB-Pokal war man gegen den FC Schalke 04 (0:5) chancenlos, dafür versöhnte man die Fans mit dem Gewinn des Saarlandpokals. Gegner im Finale war in Hasborn der Oberligist FC Wiesbach (4:0).
Delegierungen für diese Saison bislang
Es gab einige Bewegung im Kader, dafür sprechen 14 Abgänge und 12 Neuzugänge.
Mit Benedikt Fernandez (28/Sportfreunde Lotte) ging der Stammkeeper ab Ende der Herbstrunde 2012 zum Regionalliga-West-Staffelsieger 2013. Ebenso sein Vorgänger der ersten 9 Spiele und der Vorsaison, Albaner Enver Marina (36). Aus der Abwehr ist der Kanadier Adam Straith (22/Wehen Wiesbaden) nicht mehr dabei, ebenso Nicolas Jüllich (23). Er war in der Herbstrunde eine feste Größe, fiel dann aufgrund einer Verletzung zurück. Lukas Kohler (26) zog es nach Heidenheim. Aus dem Mittelfeld wechselte Marius Laux (27/1. FC Köln II) wie Fernandez in die Regionalliga West. Bilanz in Saarbrücken: 5 Tore. Schwer wiegt der Verlust von Sven Sökler (28/Heidenheim), mit 15 Vorlagen neben Marc Schnatterer in Heidenheim der Topvorbereiter der Liga. Beide spielen mittlerweile auch zusammen. Manuel Stiefler (22/Sandhausen) schaffte den Aufstieg. Mit Fernandez, Sökler, Stiefler, Laux, Kohler sind 5 Eckpfeiler der Mannschaft gegangen. Ein durchaus bemerkenswerter Substanzverlust, der erst mal kompensiert werden muss.
Unter den Neuen finden sich bekanntere Namen. Für das Tor wurde Timo Ochs (31/Regensburg) vom Zweitligaabsteiger verpflichtet, dort mit Beginn der Frühjahrsrunde bis zwei Spiele vor dem Finale Nummer 1. Für die Abwehr holte man Kim Falkenberg (25/Sandhausen), Nils Fischer (26/Osnabrück) und Julian Kern (19/Stadelhofen) aus der Verbandsliga Baden-Württemberg. Fischer war beim VfL Stammspieler, Falkenberg kann als Ex-U21-Spieler je 18 Zweitligaspiele für den SVS und zuvor Aachen vorweisen. Das Mittelfeld sieht Andreas Glockner (26) mit Fischer im "Doppelpack", Raffael Korte (23) wurde von Erstligaaufsteiger Braunschweig bis Saisonende ausgeliehen. Philipp Kreuels (28/Babelsberg) schaffte mit seinem Wechsel an die Saar den Klassenerhalt. 3 Spieler stiegen aus der eigenen Reserve (Oberliga) auf: Philipp Hoffmann (21), Jaron Schäfer (20) und Frederic Ehrmann (20). Kreuels empfahl sich bei 03 mit 7 Toren, 3 Vorlagen. Glockner war im Gegensatz zu Fischer nur teilweise gesetzt. Für den Angriff kamen Thomas Rathgeber (28/Offenbach) vom Zwangsabsteiger sowie der Holländer Maurice John Deville (20) aus Elversberg.
Der Trainer
Eigentlich sollte ja am Donnerstag der neue Trainer vorgestellt werden, wurde er aber nicht. Vielleicht tut sich ja am heutigen Freitag noch was. Bis zur Neuvorstellung bleibt Co-Trainer Bernd Eichmann (47) Übungsleiter, der das Traineramt als Interimslösung am 05.09.2013 von Jürgen Luginger übernahme. Bis Ende der vorletzten Saison fungierte er zudem als Coach der U23. Als Spieler war er für den FCS von 1989 bis 1995 aktiv, neben 92 Zweitligaspielen zählte er zu den Stammspielern der Bundesligasaison 1992/1993 mit 33 Einsätzen.
Aktualisierung/13.09.2013: Am Freitagmittag unterschrieb Milan Sasic als neuer Trainer einen Vertrag bis 2015. Er wird jedoch erst ab Montag nach dem CFC-Spiel ins Traineramt einsteigen.
Die Mannschaft
Im Tor ist Timo Ochs (31) die Nummer 1. Die Abwehr sieht Kim Falkenberg (25), Nils Fischer (26) und Tim Knipping (20) als Gerüst. Hinzu kommt neben Kapitän Marc Lerandy (31) noch Pascal Pellowski (24). Mit Arthur Schneider (20) kämpft ein weiterer junger Akteur neben Knipping um den Sprung in den Stammkader. Im Mittelfeld verdienen Serkan Göcer (20), Kevin Maek (24), Tim Stegerer (25), Tim Kruse (30), Christian Eggert (27) und "Leihgabe" Raffael Korte (23) eine Erwähnung. Hoffnungsträger Philipp Kreuels (28) musste viermal auf der Ersatzbank Platz nehmen und kam erst später ins Spiel. Er konnte auch noch kein Tor oder Vorlage beisteuern. Korte hingegen war an zwei Treffern beteiligt, einmal als Torschütze. Dieser Mannschaftsteil ist noch eine „Baustelle“, es hat sich noch keine endgültig feste Struktur gefunden. Ein Grund für die sportliche Misere sind die Verletzungsprobleme im Angriff. Maurice John Deville (21) fällt noch bis Ende September aus, Markus Hayer (28) bereits seit Dezember 2012 (Kreuzbandriß). Marcel Ziemer (28) musste ab Mitte August passen, könnte aber am Samstag erst mal wieder im Kader stehen. So ist Thomas Rathgeber (28) quasi "Alleinunterhalter", das aber recht solide mit 3 Toren und einer Vorbereitung. Ohne Hayer, der noch bis Oktober nicht zur Verfügung stehen wird und Ziemer wird es schwer, die notwendigen Tore für die Trendwende zu markieren. Auch ein Sven Sökler konnte bislang nicht ersetzt werden.
Die aktuelle Saison bislang
Viel Schatten und nur wenig Licht. Einziges positives Highlight bleibt bislang der Sieg im DFB-Pokal gegen Bundesligist SV Werder Bremen (3:1 n.V.). Gegen Aufstiegsfavorit Wehen Wiesbaden (1:2) ging der Auftakt verloren, die saisonübergreifend vierte Punktspielniederlage in Folge. Nummer 5 war eine herbe Klatsche bei einem Aufsteiger, den weniger stark eingeschätzten "Störchen" aus Kiel mit 1:5. Spätestens hier begannen erneut die Trainerdiskussionen. Ausgerechnet jetzt sorgte man zumindest für eine "mittlere Sensation" und kegelte die Bremer aus dem Pokal. Ironisch könnte man meinen, "das kann jeder". Es schien aber zu beflügeln, das Saarland-Derby gegen Elversberg (2:0) wurde siegreich absolviert. Es blieb ein Strohfeuer und der einzige Dreier der Saison bislang. Auf Reisen blieb man Punktelieferant, kassierte Pleiten in Unterhaching (1:3), Regensburg und Stuttgart beim VfB II (jeweils 0:2). Auf eigenem Rasen wehrte man sich besser, knöpfte Osnabrück (0:0) einen Zähler ab und scheiterte nur knapp am 1. FC Heidenheim (2:3). Eben diese Niederlage war für Jürgen Luginger die Letzte, nach 3 Jahren und etwas mehr als 2 Monaten war seine Zeit beim FCS zu Ende. Mit nur 4 Punkten aus 8 Spielen in dieser Saison ist die Tendenz bedrohlich abstiegsreif, eingedenk der letzten Saison stehen damit nur ein Sieg, 2 Remis und 9 Niederlagen zu Buche. Auswärts ist man noch ohne Punkte bei 2:12 Toren. Zu Hause ist wenigstens die Torbilanz mit 5:5 ausgeglichen. Im DFB-Pokal spielt man in Runde 2 gegen Zweitligist SC Paderborn. Im Saarland-Pokal steht Saarbrücken am 17.09.2013 in Runde 3 beim FC Bierbach aus der Kreisliga A.
Prognose
Nur wenn die verletzten Spieler im Angriff schnell wieder fit werden und im Mittelfeld mehr Torgefahr entwickelt werden kann, geht es aufwärts. Eventuell muss hier nachgebessert werden. Dennoch scheint der Klassenerhalt nicht unrealistisch, so schlecht ist der Kader nicht. Tipp: Abstiegskampf bis zur Winterpause, dann positiver Trend. Platz 11 bis 14.
Das Umfeld
Die Stimmung ist verständlicherweise "durchwachsen", auch angesichts des Negativtrends seit der Winterpause 2011/2012. Vom Ziel "Rückkehr in die 2. Bundesliga" spricht man derzeit nicht, es gilt den erneuten Absturz in die Regionalliga 2008 bis zum Durchmarsch in die Oberliga 2009 aus den Köpfen zu verdrängen. Ein erneuter sportlicher Kraftakt wie damals scheint unwahrscheinlich. Die unbefriedigende Situation auf dem Rasen hatte vergangene Saison auf den Rängen seine Folgen. Der Besucherschnitt ging von 4.878 auf rund 4.000 zurück. So gesehen kann man bislang mit den 5.259 in den 4 Heimspielen diese Spielzeit zufrieden sein - zieht man die 7.800 aus dem Saarland-Derby gegen Elversberg aus der Rechnung, bleiben noch 4.333. Die Spitzenvereine Osnabrück und Heidenheim wollten zuletzt noch 3.900 und 4.100 sehen. Den größten Run auf die Stadiontore erlebte man erwartungsgemäß im DFB-Pokal gegen Bremen mit 15.400 zahlenden Fußballfreunden. Gegen den SC Paderborn 07 dürfte man das aber wohl nicht mehr ganz erreichen.
Frühestens Ende 2014 soll für 28 Mio. EUR der Umbau der altehrwürdigen Arena an der Camphauer Str. starten. Die Pläne für einen Neubau wurden aufgrund der wesentlich höheren Kosten verworfen. Aktuell teilt man sich die Spielstätte mit Aufsteiger SV Elversberg, der seine Anlage bis zur Winterpause auf Drittliganiveau bringen muss und der eher magere 1.028 Zuschauer im Schnitt mobilisieren konnte. Übrigens wurde der Caterer im "Ludwigsparkstadion" nach eher peinlichen Defiziten im DFB-Pokal-Spiel gegen Werder dazu verdonnert, ein "tragfähiges und wirksames Konzept" für die Versorgung aufzulegen.
Dem Verein steht Paul Borgard als Präsident vor, dies seit Ende Oktober 2010. Ex-Verkehrsminister Rainer Klimmt (SPD) führt den Aufsichtsrat an. Die Reihe der Trägerbetriebe sieht nach wie vor eine Hotel-Kette vorn.
