Spielbericht

33. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2001/2002
VfB Lübeck
VfB Lübeck
2:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Bravourös kämpfender CFC verliert unglücklich beim Aufsteiger

von Pierre Schönfeld

Aufstiegsstimmung in Lübeck. Fast 12.000 Zuschauer waren an die Lohmühle gepilgert um den Aufstieg ihrer Grün-Wei0en in die 2. Bundesliga mitzuerleben. Fast ein Jahr nach Gladbach waren die Himmelblauen also wieder bei einer Aufstiegsparty zu Gast. Nur die Konstellation war diesmal eine andere. Während Anno 2001 in Gladbach schon alles entschieden war und die CFC-Kicker nur zum Gratulieren angereist waren, musste Lübeck am Sonntag unbedingt gewinnen, um den Aufstieg vor heimischen Publikum klarzumachen.

Es waren gerade mal 2 Minuten gespielt als Scharping für das erste Raunen im Ground sorgte. Eine von ihm getretene Ecke klatschte dank Rueckenwind an die Querlatte. Wenige Minuten später wieder der agile Scharping mit einem Freistoß, der geht aber drüber. Auf der Gegenseite bekommen die Himmelblauen einen indirekten Freistoß zugesprochen, doch Meißner knallt das Leder nur in die Mauer – Chance vertan. Dann wieder der VfB am Drücker, ein Schuß von Schultz aus 18 Metern geht über den Kasten, Scharpings Freistoß pariert Süßner. Dann, es war eine halbe Stunde gespielt, Bustos im Zweikampf mit Homola. Der Argentinier tritt nach, der Schiri hat’s gesehen – Rot für Bustos. Und die Himmelblauen nur noch mit 10 Mann. Trotzdem gibt’s jetzt einen Bruch im Spiel der Heimmannschaft, die Gewißheit des "Siegen müssens" scheint die Grün-Weißen zu lähmen.

Mit neuem Schwung kommt Lübeck aus der Kabine. Die Himmelblauen stehen nun unter Dauerdruck und kommen kaum noch aus der eigenen Hälfte. Bis zur 62. Minute hält das Abwehrbollwerk, dann jubeln die Grün-Weißen. Einen Schuß von Schultz kann Göhlert noch abwehren, Scharping holt sich das Leder aber noch vor der Torauslinie, seine Hereingabe verwandelt Homola – 1:0 für Lübeck. Die Grün-Weißen setzen nach, Mbwando mit der Chance, doch sein Schuß geht über die Latte. Die Himmelblauen geben aber nicht auf. Prymulla wird steil geschickt, läuft allein auf Wilde zu, hämmert den Ball über den Kasten. Drei Minuten später macht es der Youngster im CFC-Angriff besser. Wieder allein vor Wilde setzt er sich durch, hebt den Ball über den VfB-Keeper – der Ausgleich! Hörbarer Frust beim VfB-Anhang auf der Nachbartribüne. Die rauften sich noch mehr die Haare, als Mbwando in der 85. Minute den Ball aus 5 Metern volley übers Tor hämmert. Wir erinnern uns, eben dieser Mbwando hatte beim 1:0 in Chemnitz in der 90. Minute die Riesenchance zum Ausgleich. Sollte er aus Lübecker Sicht erneut zum tragischen Helden werden? Nun, der Fußballgott war wohl an diesem Tag ein Grün-Weißer. Denn 2 Minuten vor Schluß schafft Lübeck doch noch den Siegtreffer. Aus dem Gewühl heraus überwindet Kruppke Steffen Süßner. Schade, denn ein aufopferungsvoll kämpfender CFC hätte hier einen Punkt mehr als verdient gehabt.
Damit ist klar, Lübeck spielt in der kommenden Saison in der 2. Liga. Nach dem Schlusspfiff stürmen die Lübeck-Fans den Rasen und feiern den Aufstieg. Glückwunsch, VfB!

Kuriose Szenen dann beim Abgang. Wenn eine Mannschaft gerade aufgestiegen ist, erwartet man eigentlich glückliche und feiernde Heimfans. Nichts dergleichen! Wie ein Trauerzug zogen die VfB-Fans mit versteinerter Miene an uns vorüber. Vereinzelt kam es sogar zu Pöbeleien gegen den himmelblauen Anhang. Wäre ich nicht selber im Stadion gewesen – ich hätte nie und nimmer vermutet, dass Lübeck gerade den Aufstieg geschafft hat. Seltsame Norddeutsche...

Fazit: An der kämpferischen Leistung des CFC gab es nichts auszusetzen. Mit etwas mehr Glück hätte man einen Punkt aus der Lohmühle entführt. Was bleibt ist die Hoffnung auf einen versöhnlichen Saisonabschluß kommende Woche gegen Tabellennachbar Uerdingen. Mit einem Sieg kann man nicht nur die Schachtis hinter sich lassen, sondern auch den 5. Platz erreichen. Und damit hätte man zumindest das Saisonziel erreicht.

Kleine Notiz am Rande. Auf die knapp 100 Gästefans kam jeweils ein Sonderbewacher in Grün. Eine Rückfrage bei einem Beamten, warum man denn so massiv Präsenz zeigen würde, erhielt man die Auskunft, dass man in Erinnerung an Gladbach mit 800 Gästefans gerechnet hätte. Bei allem Respekt für die Norddeutschen – hat Lübeck nicht annähernd den Stellenwert und die Attraktivität einer Gladbacher Borussia...

Wertung: 2,5 abwechslungsreiches und spannendes Spiel

Bester Himmelblauer: Prymulla

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Pressestimmen

Freie Presse
Chemnitzer FC: Kampfgeist des CFC bleibt unbelohnt - [..] Die Chemnitzer enttäuschten aber in der Hansestadt keineswegs und waren sogar einem Unentschieden sehr nahe. [..] Die starke kämpferische Leistung der Chemnitzer [..] wurde jedoch nicht gekrönt.

Lübecker Nachrichten
Kruppke schoss Lübeck in die 2. Liga - In einem nervenaufreibenden Fußballkrimi gegen den Chemnitzer FC [..] Nach der Roten Karte [..] wussten die Grün-Weißen allerdings aus der Überzahl Kapital zu schlagen und übten Druck auf ihre Gegner aus. [..]

Kicker-Online
Kruppke wird zum Aufstiegsheld - [..] Der VfB begann sehr nervös, fand nie zu seiner Linie und hatte so in der ersten Halbzeit lediglich eine große Chance zu verzeichnen: Scharping setzte eine scharf gezogene Ecke an die Latte. Die Gäste hielten beim Favoriten zumindest bis zum Feldverweis von Bustos dank engagierter Leistung gut mit. Nach dem Wechsel schnürte der VfB die dezimierten Sachsen in der eigenen Hälfte ein, kam folgerichtig zum Führungstreffer durch Homola. Der Schock folgte allerdings durch Prymula, der ein Missverständnis zwischen Keeper Wilde und Arens zum Ausgleich nutzte. Für das Lübecker Happyend sorgte schließlich der eingewechselte Kruppke mit einem Abstauber.

33. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2001/2002
Sonntag, 12. Mai 2002, 14:30 Uhr
Lohmühle, Lübeck
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Grudzinski (Hamburg)
VfB Lübeck
T Wilde
A Schweißing
A Arens
A SchultzGelbe Karte
A Achilles
M Mbwando
M Mbidzo
M TürkmenGelbe Karte (67. Kruppke)
M Homola (80. Przondziono)
S Bärwolf
S Scharping

Trainer: Hecking
Chemnitzer FC
T Süßner
A Göhlert
A Franke
A Mehlhorn
M Podszus
M Prymula (85. Demir)
M Walther
M BustosRote Karte
M Fröhlich (80. Biermann)
S MeissnerGelbe Karte
S Krieg

Trainer: Schulz
Tore
1:0 Homola (62.)
1:1 Prymula (77.)
2:1 Kruppke (88.)

Besondere Vorkommnisse:
Rote Karte für Bustos (32.)