Spielbericht

32. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2005/2006
SV Werder Bremen II
SV Werder Bremen II
1:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Buntfröhliches Eierfest im Gästeblock

von Frank Neubert

Mit einem Pünktchen im Osterkörbchen kehrte der CFC von der Hansestadt an der Weser in seine westsächsische Heimat zurück. Nach einer frühen Führung und einem kurzzeitig verstört wirkenden Gastgeber wurden die Himmelblauen im weiteren Spielverlauf immer weiter eingeschnürt, um letztlich folgerichtig den Ausgleich zu kassieren. Am Ende durfte man angesichts der Bremer Überlegenheit gar froh sein, überhaupt den einen Zähler ergattert zu haben. Das der eine Punkt, oder gar deren drei, den CFC nicht mehr zum Klassenerhalt verhelfen, dürfte allen Realisten klar sein. Aber vielleicht könnte man ja wenigstens, um den eigenen Fans und auch sich selbst frühmorgens noch ins Gesicht schauen zu können, versuchen, in dieser Saison irgendwie noch die rote Laterne abzugeben. Es wäre zumindest ein Lebenszeichen aus der himmelblauen Gruft.

Als langjähriger, leidgeprüfter Vielfahrer fühlt man sich mittlerweile in die letzten Monate der Saison 2000/01 zurückversetzt, als auf der damaligen "Abschiedstour" Ergebnisse unwichtig und die Gästeblöcke mit Partystimmung gerockt wurden, und dass Ziel nur darin bestand, wenigstens als Fan "gut auszusehen", wenn es denn die himmelblaue Rumpeltruppe schon nicht gebacken bekamen. Genau an dieses Feeling knüpfte der Gästeblock zu Bremen an. Trotz intensiver Fummelei bei der Eingangskontrolle schaffte es ein Radiorecorder nach vielen netten Wortwechseln bis auf die Stufen des neu eingerichteten Gästeblocks. Der Platz 11 des Werder-Areals sollte forthin durch dieses Gerät lautstark beschallt werden, welches seine Diskomucke aus den 80'ern bis zur neuen, kleinen Tribüne hinüberbrüllte und unter den Chemnitzer Osterausflüglern beste Stimmung verbreiten sollte.

Das erste Osterei wurde jedoch im Tor von Werder gefunden, als kurz nach dem Anpfiff Salonen sich um seinen Gegenspieler wickelte und das Leder ins lange Eck zirkelte. Buff, da war sie wieder, die obligatorische Auswärtsführung für den CFC. Genauso wie in Osnabrück und am Millerntor. Genützt hatte es nur leider bisher nie etwas. Die Werder-Spunde schienen leicht beeindruckt vom Chemnitzer Osterei, denn so richtige Spielfreude wollte bei denen zunächst nicht aufkommen. Dies legte sich aber mit zunehmender Spielzeit und prompt fand sich auch ein Osterei in Süssners Kasten ein. Da kam jedoch der Schieri angehoppelt und meinte, dass die Bremer den Süssner beim Suchen des Ostereis behindert hätten. Glück gehabt, CFC! Aufreger gab es bis zur Pause nur wenige: Einmal klatschte das Leder an die Latte des Gästetores und in zwei Situationen mußte Süssner - wie so oft in diesem Jahr - in einem 1:1 den Ball erhaschen. Pausenpfiff, und tiefes Durchatmen im Gästeblock.

Nach der Pause erhöhte sich erst einmal wieder der Spaßfaktor im Gästeblock. Ein Transpi wurde präsentiert, welches in Anspielung auf die oftmals einseitige mediale Berichterstattung über Chemnitzer Randale am Millerntor verkündete: "Liebe Medien: Wir randalieren in 5min !". Kurze Zeit später folgte dann ein "Haha Verarscht", aber nach Zeugenaussagen von Daheimgebliebenen soll zumindest einem Chemnitzer Radioreporter die Ironie der Aktion komplett verborgen geblieben sein. Nach dieser schweißtreibenden Tapetenaktion gab es dann erstmal eine kleine Polonaise quer durch den Gästeblock zum gegenüberliegenden Bierstand.

Auch auf dem Rasen hatte sich etwas getan. Kurz nach dem Wiederanpfiff sank im Chemnitzer Strafraum Rockenbach da Silva (boah!) zu Boden und entlockte dem Schieri einen äußerst zweifelhaften Elfmeterpfiff. Der Gefoulte trat selber an - und scheiterte leider nicht an alten Fußballweisheiten, sondern traf zum 1:1 in die Maschen. Nur zehn Minuten später lag das Spielgerät schon wieder hinter Süssner im Netz - diesmal allerdings zeigte sich der Schiri gnädig und gab den Treffer wegen einer Bremer Abseitsstellung nicht. Leider hinterließ der CFC in der zweiten Hälfte tatsächlich nur den Eindruck von einem netten Osterausflügler, welche zum Feiertag mal nach Bremen gefahren war. Eigene Spielanteile - Fehlanzeige. Erst fünf Minuten vor Schluß versuchten Jazwinski und Salonen, einen nennenswerten Konter zu fahren. Zu diesem Zeitpunkt trabte der Club nur noch zu Zehnt über den Platz, da Schieri Bartsch nach etwas mehr einer Stunde Spielzeit auf die nächste Schwalbe des 'Fallenbach da Boden' hereinfiel und Ensrud daraufhin den roten Karton vor die Nase hielt. Erstaunlicherweise rettete der Club das 1:1 trotz Unterzahl und Bremer Druckes über die Zeit - dies allerdings mehr durch Glück, als durch Kampf, Spiel und Verstand.

Weit nach Spielende trabten beim Auslaufen des CFC zwei in der Chemnitzer Fanszene nicht gänzlich unbekannte Herren hinter dem Spielerpulk hinterher und bewiesen, dass sie mit diesen locker Schritt halten konnten. Gerätselt wurde dann nur noch, ob die beiden Herren den Spielern einmal Beine machen wollten, oder ob sie sich bei Müller gleich für die nächste Saison bewerben wollten ;)...

Fazit: Der CFC hat auf seiner Abstiegstournee in Bremen Halt gemacht und mit viel Glück einen Punkt ergattert. Wer daraus irgendwelche Ableitungen für die Tabelle und gar ein Aufbäumen formuliert, glaubt gewiss auch an den Osterhasen. Selbst die kleinlauten Beteuerungen, dass es immer noch eine rein rechnerische Chance auf den Klassenerhalt gäbe, sollte man endlich weglassen. Nichts anderes als Vertragsverhandlungen und der Aufbau eines spielstarken Oberligakaders sollte nun an der Reichenhainer Strasse als erste Aufgabe auf der Tagesordnung stehen.

Wertung: 4

Beste Himmelblaue: Süssner, Kunert

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Pressestimmen

Freie Presse
CFC-Trainer Müller sieht noch Mini-Chance [..] Der CFC, der elf Punkte Rückstand auf das rettende Ufer hat, besitzt für den Trainer im Kampf um den Klassenerhalt aber weiter eine "Mini-Chance". Noch stehen sieben Punktspiele aus, in denen die Sachsen rein rechnerisch 21 Zähler erkämpfen können. "Damit würden wir auf 42 Punkte kommen, die in den vergangenen beiden Jahren immer zum Klassenerhalt reichten. So lange wir diese theoretische Chance haben, werden die stärksten Spieler für den CFC auflaufen", will Müller auf den personellen Schnitt im Hinblick auf die Oberliga-Saison (noch) verzichten.

MDR Online
Da Silvas Flugshow kostet CFC den Sieg [..] Zunächst lief für die Himmelblauen jedoch alles nach Plan: Salonen erzielte schon Sekunden nach Anpfiff die Führung für den CFC. [..] In der Folgezeit kam Werder besser in die Partie, vergab jedoch seine Chancen.

32. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2005/2006
Samstag, 15. April 2006, 14:00 Uhr
Weserstadion, Platz 11, Bremen
Zuschauer: 300
Schiedsrichter: Bartsch (Marnitz)
SV Werder Bremen II
T Jensen
A Polenz
A Mohr
A Banecki
A Theuerkauf
M Schachten (70. Pflug)
M Bischoff
M Peitz
M Artmann (77. Schmidt)
S Harnik
S Rockenbach da Silva

Trainer: Wolter
Chemnitzer FC
T SüssnerGelbe Karte
A EnsrudRote Karte
A Berger
A Baumann (60. Schumann)
A KunertGelbe Karte
M Göhlert
M Adamu
M DevoliGelbe Karte (77. Jazwinski)
S Salonen
S Rolleder
S MayerGelbe Karte (73. WölfelGelbe Karte)

Trainer: Müller
Tore
0:1 Salonen (1.)
1:1 Rockenbach da Silva (48.)

Besondere Vorkommnisse:
Rot für Ensrud (66.)