Spielbericht

10. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2005/2006
1. FC Köln II
1. FC Köln II
1:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Eine Kerze im Dom verhilft Chemnitzer Notelf zu Punkt in Köln

von Andreas Schreiter

Was tut man nicht alles für den geliebten Verein? Da es die Spielansetzer wieder einmal sehr gut mit dem CFC meinten, hatte man die einmalige Möglichkeit den CFC an einem Mittwoch Abend bei der 2. Mannschaft des 1.FC Köln zu bewundern. Also ging es schon Montag ab in den verdienten Kurzurlaub ins Rheinland, verbunden mit ein bisschen Kultur und einem Besuch im Gladbacher Nordpark als Aufwärmrunde einen Tag vorher.

Da man auf Nummer sicher gehen wollte, dass der himmelblaue Ausflug erfolgreich endet, pilgerte man selbstverständlich wenige Stunden vor dem Spiel in den Kölner Dom und entzündete in den heilige Hallen eine Kerze für den geliebten Verein. Dies sollte sich im Laufe des Abends bekanntermaßen bezahlt machen.

Der CFC war auf Grund der seuchenähnlichen Verletzungsmisere mit einer Notelf ins Rheinland gefahren. Dabei gab Marco Wölfel aus der zweiten Mannschaft ein recht ordentliches Debüt. Generell präsentierte sich die "Krabbelgruppe" vor allem in Halbzeit 1 sehr engagiert und bestimmte über weite Strecken das Spiel. Es gelang sogar, die Kölner Bubis so vom eignen Tor fernzuhalten, dass ihnen in den ersten 45 Minuten kein Torschuss gelang. Im Gegensatz dazu erspielte man sich selbst die eine oder andere Gelegenheit, welche jedoch leider nicht genutzt werden konnten. So vergab Salonen, als er in Minute 21 am Tor vorbeischob, und Schmidt konnte einen Kopfball nach Wölfel-Flanke nicht im Tor der "Geißlein" unterbringen (39.). Die größte Chance jedoch besaß Homola, der in der 26. Minute mit einem Strafstoß am Kölner Keeper scheiterte. Jedoch schien die Kerze ihre Wirkung nicht zu verfehlen und so gelang Baumann nach der anschließenden Ecke die verdiente Führung, die der CFC mit in die Halbzeit nehmen konnte.

Die Chemnitzer Spaßgesellschaft in Köln zu GastNach dem Wechsel sah man auf dem Rasen ein deutlich verändertes Bild. Die Hausherren übernahmen mit zunehmender Spieldauer mehr und mehr die Regie und der CFC versuchte sich aufs Kontern zu verlegen, was allerdings nicht wirklich gelingen wollte, so dass letztlich keine nennenswerte Chance erspielt werden konnte. Anders dagegen die Gastgeber. Nach mehreren vergebenen Möglichkeiten, bei denen die Kölner Stürmer oftmals gegen einen starken Süssner das Nachsehen hatten, gelang ihnen in der 69. Minute der mittlerweile verdiente Ausgleich. Epstein setzte sich über rechts durch und seine flache Eingabe konnte Chisulo über die Linie drücken. In der Folge geriet die bis dahin sichere CFC-Abwehr wiederholt in Schwierigkeiten. Jedoch war die Kraft der Kerze noch nicht erloschen. Die Kölner Stürmer scheiterten zum Teil an ihrem eigenen Unvermögen, als sie freistehend vergaben (75., 83., 86.), hatten mit einem Lattentreffer Pech (ebenfalls 86.) oder scheiterten an den sehr guten Reflexen von Steffen Süßner, der in der Schlussminute den Punkt für den CFC festhielt.

Beim Abpfiff machte sich Erleichterung beim himmelblauen Anhang breit, gelang es doch den verdienten Punkt mit auf die Heimreise zu nehmen. Immerhin rund 70 Verrückte hatten sich an diesem Tag im Gästeblock versammelt (auch Peer Kluge wurde auf der Tribüne gesichtet) und waren vor allem in der ersten Hälfte in bester Stimmung. So wurde z.B. bereits mit dem Anpfiff wieder der Abpfiff gefordert, sich kräftig selbst gefeiert und die Verletzungsmisere mit Humor genommen. Gesänge wie: "Wir haben keine Spieler mehr" und "Wir haben 15 Verletzte" waren das Ergebnis. Bei letzterem wurde bei jedem Foul die Zahl erhöht, so dass man am Ende etwa bei 20 war. Auch ein fingierter Tribünensturm mit anschließendem Wechselgesang konnte vom spärlichen Kölner Anhang (kein Wunder, schließlich spielte der "große FC" sein Derby in Leverkusen) bewundert werden.

Alles in allem war es fantechnisch ein recht lustiger Abend, obwohl die Vorzeichen nicht die Besten waren. So ist generell das Aufhängen von Zaunfahnen generell untersagt, dafür wurden die Fahnen von den Ordnern in den Innenraum getragen, und die Einordnung als Risikospiel (!!!) machte den Einsatz von 50 Polizeibeamtem "erforderlich". Diese waren trotz Spätschicht jedoch gut gelaunt und selbst irritiert darüber, dass sie für dieses Spiel in solch großer Zahl antreten mussten. So konnte man sowohl mit den Beamten, als auch mit den Ordnern durchaus das eine oder andere vernünftige Wort wechseln. Auch kleinere, leicht provozierende Gesänge und Späßchen (so wurden Wechselklamotten anstelle der Fahnen am Zaun platziert) wurden eher mit einem Lächeln quittiert, als gereizt zu reagieren. Ein erfreulicher Fakt, den man in den Stadien leider viel zu selten erlebt.

Ein weniger erfreulicher Fakt war die Äußerung unseres Youngsters Kenny Schmidt nach dem Spiel am Zaun, er auf die berechtigte Kritik eines Fans an seiner mangelnden Laufbereitschaft mit den Worten: "Dann bleibt doch zu Hause" reagierte. So macht man sich sicher keine Freunde, Herr Schmidt!

Fazit: Der CFC hat verdient einen Punkt aus dem Rheinland mitgebracht. Vor allem in der ersten Halbzeit bewies die "Notelf" sehr wohl ihre Regionalligatauglichkeit, indem sie als eindeutig bessere Mannschaft wieder in die Kabine ging. In der zweiten Halbzeit hatte man beim stärker werden Druck auch das Glück auf seiner Seite und man konnte das Unentschieden (wohl auch mit göttlichen Beistand *g*) über die Zeit retten. Auf diese Leistung kann die Mannschaft aufbauen und in der Hoffnung, dass einige Leistungsträger ihre Verletzungen bald überwunden haben und wir von einer weiteren Seuche verschont bleiben, sollte es schon bald gelingen, den Sprung über den rettenden Strich zu schaffen.


Wertung: 3 (Regionalligaspiel auf mässigem Niveau)

Bester Himmelblauer: Süssner

Pressestimmen

Freie Presse
Chemnitzer Notelf erkämpft Unentschieden [..] In der ersten Halbzeit hatten die Himmelblauen die Gastgeber gut im Griff und gingen sogar mit einer 1:0-Führung in die Pause. Danach hatten sie es Glücksgöttin Fortuna und ihrem überragenden Torhüter Süßner zu verdanken, dass sie einen Punkt mit nach Hause nehmen konnten. [..] Neue Verletzungen gab es in Köln nicht zu beklagen.

MDR Online
Süßner hält Chemnitzer Punkt fest [..] Die Chemnitzer Notelf – mit Wölfel gab erneut ein 18-Jähriger sein Debüt – agierte im Kellerduell clever. Köln übernahm erwartungsgemäß das Zepter – erspielte sich aber gegen die gut stehende Gäste-Abwehr keine Chance. Chemnitz setzte wenige, dafür aber gezielte Nadelstiche.

Kölner Stadtanzeiger
Verpufftes Engagement [..] Den Verlust zweier möglicher Punkte hatten sich die Kölner größtenteils selbst zuzuschreiben. „Wir haben viel zu unkonzentriert, langsam und umständlich gespielt“, resümierte Trainer Christoph John enttäuscht. [..] Die engagierten Anfangsminuten der Kölner verpufften sehr schnell und der stark ersatzgeschwächte Gast erspielte sich die besseren Möglichkeiten.

10. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2005/2006
Mittwoch, 21. September 2005, 19:30 Uhr
Südstadion, Köln
Zuschauer: 250
Schiedsrichter: Kinhöfer (Herne)
1. FC Köln II
T Finke
A Schöneberg
A Heinrichs (36. Pagano)
A Zinke
A NickenigGelbe Karte (56. Volkert)
M TosunGelbe Karte
M Laux
M Springer
M AlushiGelbe Karte
S Chisulo
S Epstein

Trainer: John
Chemnitzer FC
T Süssner
A Wölfel (67. Stark)
A Ensrud
A Baumann
A Becker (72. Sieber)
M Jazwinski
M Homola (77. Vogel)
M Kunert
M Göhlert
S SchmidtGelbe Karte
S Salonen

Trainer: Demuth
Tore
0:1 Baumann (27.)
1:1 Chisulo (69.)

Besondere Vorkommnisse:
Finke hält Elfmeter von Homola (26.)