Spielbericht

32. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2003/2004
SC Paderborn
SC Paderborn
4:0
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Mit Volldampf in den Abstiegsstrudel

von Pierre Schönfeld

Was vor Wochen noch keiner für möglich hielt, ist nun bittere Gewißheit: der Chemnitzer FC ist wieder mittendrin im Abstiegsstrudel. Vier Pleiten in Folge, darunter ein deutliches 0:4 am Samstag in Paderborn lassen den CFC bei 40 Punkten stagnieren und den Vorsprung auf die Abstiegsränge von ehemals 11 auf gerade mal noch 2 Pünktchen schrumpfen.

Blöder Schiri *gg*Dabei sah es lange Zeit ganz und gar nicht so aus, als würden die noch mit theoretischen Aufstiegschancen ausgestatteten Westfalen einen so deutlichen Sieg gegen die Himmelblauen landen können. Im Gegenteil, in der ersten Hälfte hielt die Truppe von Wuschi Rohde gut mit, zeigte sich dem SCP phasenweise sogar überlegen. Bereits in der Anfangsviertelstunde erspielten sich die Himmelblauen gute Gelegenheiten, einmal durch Prymula, dessen Flachschuss nur knapp am Paderborner Kasten vorbeiging (2.) und durch Fillinger mit einem Schuss aus 20 Metern, der Kruse auf die erste Bewährungsprobe stellte (8.). Einen herben Rückschlag erlitten die Chemnitzer Offensivbemühungen in der 20. Minute als der bis dato beste CFCer, Mario Fillinger, ohne Gegnereinwirkung umknickte und in Folge dessen eine Viertelstunde später gegen Simic ausgetauscht werden mußte.
Die SC-Kicker kamen nach etwa 20 Minuten besser ins Spiel, ohne allerdings die gut gestaffelte CFC-Abwehr ernsthaft in Verlegenheit bringen zu können. Nur einmal, bei einem Kopfball von Kröschel, der an die Latte ging, wurde es brenzlig (28.). Nach gut einer halben Stunde hatten die Himmelblauen ihre beste Chance in Halbzeit 1, als die Paderborner beim Spielaufbau zu lässig agierten. Taljevic erkämpfte sich die Kugel, setzt sich gegen drei Mann durch und stürmt auf das Paderborner Tor zu. Super gemacht - bis auf den Abschluss: Taljevic ballerte die Kugel über den SC-Kasten. Kollektives Stöhnen bei den ca. 100 Gästefans. Etwas Aufregung gab es nocheinmal kurz vor der Pause. Ahlf hatte Tomoski an der Strafraumgrenze, aber eindeutig außerhalb, zu Fall gebracht. Einige SC-Kicker forderten vehement einen Strafstoß. Schiri Hoyzer aus Berlin hatte es auch nicht gesehen und hielt deshalb Rücksprache mit der Lady in Black an der Seitenlinie. Die Linienrichterin, den CFC-Fans bereits aus St. Pauli bekannt und auch in Paderborn "wiedererkannt", hatte die Situation richtig gesehen und entschied auf Freistoß. Donkov trat an und wie schon vier Minuten zuvor schoß er den Ball über das Tor von Süßner - keine Gefahr. Mit einem respektablen 0:0 ging es dann in die Kabine.

Auch nach der Pause bestimmte zunächst der CFC die Szenerie im Hermann Löns Stadion. Taljevic (Heber, welcher von Kruse aufs SC-Tor verlängert wird, 56.) und Prymula (Kopfball, vorbei, 60.) sorgten für Torgefahr. Eine Stunde war also gespielt und insgeheim hatte man sich schon mit einem (zu diesem Zeitpunkt hochverdienten) Punkt angefreundet. Was aber folgte war ein Drama, wie es bitterer für ein CFC-Fan kaum sein kann. 62 Minuten waren gespielt, als sich ein Paderborner Angreifer mit Ahlf an der Grundlinie duellierte. Ein Schubser des SC-Stürmers und Ahlf war ausser Gefecht, Rückgabe auf den eingewechselten Devoli, der Süssner mit einem Schlenzer unter die Latte überwandt. 1:0 für Paderborn! Aber was war mit dem Foul gegen Ahlf? Hatte der Schiri nicht gesehen. Nur vier Minuten später die Fortsetzung des Dramas, Göhlert hatte Saglik gefoult, Schiri Hoyzer zeigt auf den Punkt. Kurzer Anlauf von Gerov, der Ball fliegt in die rechte Ecke, Süsse nach links - 2:0! Orgiastischer Jubel der knapp 1000 Anhänger der Westfalen (sowas nennt man wohl Aufstiegseuphorie). Der Riemen bei den Himmelblauen war jetzt runter, es lief nichts mehr zusammen. 15 Minuten und einige dicke Chancen für Paderborn später war es dann soweit, Wächtler hielt Gerov im Strafraum fest, der fällt bereitwillig. Elfmeter Numero 2 - für Gerov keine Mühe das 3:0 zu markieren. Der CFC versuchte es dann wenigstens noch einmal: Wächtler geht über rechts, flankt nach innen, Waterink verpaßt und da steht Prymula völlig frei. Doch fünf Meter vor dem Tor knallt er die Pille nicht etwa in die Maschen wie man das als Stürmer so macht, nein ab ins Fangnetz damit. Zum Verzweifeln! Aber die Grausamkeiten hatten noch kein Ende. Einmal geht noch, dachten sich die Westfalen. Wie im Training spielt sich Saglik in den Strafraum, Ahlf nur ein Statist, Paß nach innen, dort hat Scherning keine Mühe die Kugel einzuschieben. 4:0 in der vorletzten Spielminute! Damit war beim mitgereisten himmelblauen Anhang das Maß endgültig voll und der Frust entlud sich in Pfiffen und "Absteiger"-Rufen. Nur ein sichtlich angefressener Steffen Süßner kam nach dem Schlußpfiff zu den Fans.
Die Proteste der Fans setzten sich dann vor dem Zugang zum Mannschaftsbereich fort. Als die Ergebnisse der Konkurrenz bekannt wurden, war klar, dass sich der CFC mit seiner Pleitenserie wieder in höchste Abstiegsnot manövriert hatte. Bei vielen der Fans war die Angst vor dem "Supergau Oberliga" zu spüren. Entsprechend emotional waren die Diskussionen mit den Spielern von denen sich Karl, Süssner und Göhlert als erste den Fans stellten. Bei denen war Ratlosigkeit zu spüren "Wenn wir ein Gegentor bekommen, brechen wir zusammen" hörte man dabei des öfteren. Aber auch die Hoffnung, in den letzten beiden Spielen das Ruder noch rumreissen zu können. Wuschi Rohde selber ging wortlos zum Bus, sein Gesicht sprach Bände...

Fazit: Eine Stunde lang haben die Himmelblauen in Paderborn gut gegengehalten. Mit etwas Glück hätte man sogar selbst in Führung gehen können. Ein Gegentor zerstörte alle Chemnitzer Punktehoffnungen, was danach passierte war ein Desaster - das Tor zum 0:4 wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht.
Trotzdem, die Lage ist zwar schlimm, aber sie ist nicht ausweg- und schon gar nicht hoffnungslos. Die Himmelblauen haben den Klassenerhalt immer noch selbst in der Hand, ein Sieg in den letzten beiden Spielen ist dabei Pflicht. Aber das kann nur gelingen, wenn man sich die ersten 60 Minuten aus dem Paderborn-Spiel zum Vorbild nimmt. Und nicht bei einem evtl. Gegentor so auseinanderfällt, wie in diesem Spiel erlebt. Die Spieler sollten sich klarmachen, dass es nicht nur um ihre Arbeitsplätze geht, sondern die Zukunft des Vereins Chemnitzer FC auf dem Spiel steht! Vereine wie Zwickau oder Leipzig sollten hier als warnendes Beispiel dienen. Am Sonntag gegen Schalke kann es nur eines geben, 90 Minuten voller Einsatz und knallharter Kampf um jeden Zentimeter Rasen. Es geht nicht nur um viel, es geht jetzt um alles! Auf geht's CFC!

Wertung: 3,5

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32. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2003/2004
Samstag, 22. Mai 2004, 14:00 Uhr
Hermann-Löns-Stadion, Paderborn
Zuschauer: 1.100
Schiedsrichter: Hoyzer (Berlin)
SC Paderborn
T Kruse
A Waterink
A Eigner
A Maaß
M Da Silva
M Donkov (66. Saglik)
M Krösche
M Lorenz (57.Devoli)
M  Tomoski
S Dobry
S Gerov (84. Scherning)

Trainer: Dotchev
Chemnitzer FC
T Süssner
A Karl
A Ahlf
A Mehlhorn
M Wächtler
M Zivic
M Göhlert
M Fillinger (37. Simic)
M Taljevic
S Prymula
S Meissner (66. Lenk)

Trainer: Rohde
Tore
1:0 Devoli (62.)
2:0 Gerov (67./Elfmeter)
3:0 Gerov (82./Elfmeter)
4:0 Scherning (89.)