Spielbericht

27. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2003/2004
Wuppertaler SV
Wuppertaler SV
1:2
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Wer hat Angst vorm Spitzenreiter ?

von Lutz Uhlmann

Der Chemnitzer FC hat seine kleine Niederlagenserie mit einem Paukenschlag beendet. Beim Wuppertaler SV siegten die Sachsen mit 2:1 (0:0) und stürzten damit den bisherigen Tabellenführer der Regionalliga Nord.

Bei allerschönstem Fußballwetter hatten sich 5431 Zuschauer im Wuppertaler Stadion am Zoo versammelt, um das Spiel des favorisierten Liga-Primus gegen den überraschenden Tabellen-Siebten zu sehen. Im Rund der ehemaligen Radrennbahn weilten auch an die 140 Chemnitzer Fans, die natürlich auf eine Überraschung hofften.
Nach der bitteren 2:5 Niederlage in Essen stand Wuppertal heute in der Pflicht. Doch versuchten beide Mannschaften erst einmal die Defensive zu festigen. Nach den etwas verhaltenen ersten Minuten kamen die Himmelblauen aber immer besser ins Spiel. So scheiterte Defensiv-Spezialist Göhlert bereits in Minute 9 nach einem Freistoß an WSV-Keeper Maly. Die Chemnitzer erarbeiteten sich aber immer wieder gute Chancen, u.a. durch die auffälligen Taljevic und Rolleder. Wuppertal war bis dahin erschreckend harmlos für einen Spitzenreiter. Erst in der 30. Minute konnte Heim-Trainer Georg Kreß die erste gute Chance verbuchen, Hyza traf aus 16 Metern nur den Außenpfosten ... Glück gehabt! Dies schien die bis dahin müden WSV-Kicker aufzuwecken, welche sich jetzt mehr Anteile am Spiel erarbeiteten. Kurze Zeit später huschte ein Schreck über die Chemnitzer Gesichter: Markus Ahlf wird am Kopf unglücklich von Kohout getroffen. Nach einer kurzen Behandlungspause aber wieder Erleichterung - der Verteidiger konnte weitermachen. Die Zuschauer im weiten Runden sahen nun eine ausgeglichene Partie, bei der der Spitzenreiter aber weiterhin enttäuschte. Auch die letzte größere Möglichkeit der 1. Halbzeit besaßen wiederum die Chemnitzer. Nach Flanke von Fillinger konnte Falk Schindler den Ball aber nicht mehr entscheidend drücken, so ging dieser Ball übers Tor. Zufriedene Gesichter bei den himmelblauen Anhängern, als Schiedsrichter Schempershauwe zur Pause pfiff. Ein zweikampfstarker Club hatte dem Tabellen-Ersten den Schneid abgekauft. Einzig die ausgelassenen Chancen trübten minimal den Optimismus im Gästeblock.

Nach der Pausen-Ansprache kam der WSV engagierter aus der Kabine. Langsam erkämpfte man sich mehr vom Spiel. In Minute 55 dann die bis dahin größte Chance des Spieles. Der Wuppertaler Tavarez ließ im Strafraum die Chemnitzer Abwehr alt aussehen, scheiterte dann aber am glänzend aufgelegten Süßner. Der starke Einsatz des CFC-Keeper wurde mit Glück belohnt, denn der Nachschuß landete wiederum nur am Außenpfosten. Während der WSV schwerfällig versuchte das Spiel an sich zu reißen, bediente sich der CFC dem wahrscheinlich besten Mittel eine Spitzenmannschaft zu knacken. Man konterte - und das mit Erfolg. Kohout verliert in der 64. Minute am Chemnitzer Strafraum den Ball. Schindler bekommt das Leder - Doppelpaß mit Taljevic - und die Chemnitzer Nr. 5 versenkt ganz cool an Maly vorbei ins rechte untere Eck. Toooorrr - ein Schrei aus hundert Kehlen im Gästeblock. Und während der Autor dieser Zeilen noch mit dem Rücken zum Spielfeld feierte die Vorentscheidung. Freistoß nahe der Strafraum-Grenze für die Himmelblauen und der überragende Taljevic krönt seine Leistung mit einem sehenswerten Schuß ins linke obere Eck. Wahnsinn ... 68. Minute: 2:0 beim Tabellenführer. Dies veranlaßte viele Wuppertaler schon jetzt, den Ort der Schmach zu verlassen. Aber noch war nicht Schluß. Wuppertal-Coach Kreß brachte nun zwei weitere Stürmer mit Ebersbach und Gaißmayer und der WSV machte die letzten 20 Minuten noch einmal Druck. Die Chancen für die Heim-Elf häuften sich nun etwas. So vergaben Ebersbach, Baumann, Terranova bzw. scheiterten am sicheren Gäste-Goalie Süßner. Erst in Minute 81 konnte Wuppertal die Chemnitzer Abwehr überwinden. Der eingewechselte Ebersbach kann den Ball im Fallen über den Keeper hinweg im Tor versenken. Nun warf Wuppertal alles nach vorn, brachte aber nichts Zwingendes mehr zustande. Die Chemnitzer Elf war an diesem Tag nicht gewillt die erkämpften 3 Punkte wie im Hinspiel noch abzugeben und nach endlosen Nachspiel-Minuten war der Überraschungscoup vollbracht.

Nach eine kämpferischen Meisterleistung gewinnt der CFC verdient beim Tabellen-Ersten Wuppertal. Dies Spiel hat gezeigt, daß der CFC trotz aller Not eine gute Truppe beisammen hat, welche sich auch durch unglückliche Niederlagen nicht aus dem Konzept bringen läßt. Der Chemnitzer FC macht wieder Freude und ist mit Riesen-Schritten unterwegs den Klassenerhalt vorzeitig zu sichern.

Wertung: 2

Beste Himmelblaue: Taljevic, Süßner, Rolleder

Pressestimmen

Freie Presse Chemnitz
Himmelblaue leisten sächsische Schützenhilfe [..] Bei sommerlichen Temperaturen sorgten die Himmelblauen für eine kleine Sensation.

Leipziger Volkszeitung
Dynamo Dresden profitiert von CFC-Coup [..] Ausgerechnet der in der Landeshauptstadt gelinde gesagt unbeliebte Chemnitzer FC lieferte den Dynamos Schützenhilfe - der CFC gewann 2:1 beim bisherigen Tabellenführer Wuppertaler SV. [..] Die inneren Werte des CFC sind ebenfalls allererste Sahne. [..] Der mit bescheidenen Mitteln angetretene designierte Absteiger hat sich zu einer der positiven Überraschungen gemausert. Das 2:1 in Wuppertal brachte die Punkte 37 bis 39 und Rang 7. Schindler (64.) und Taljevic (67.) trafen für Himmelblau, WSV-Routinier Ebersbach sorgte in der 84. Minute für eine spannende Schlussphase. In Chemnitz kann die Drittliga-Spielzeit 2004/2005 in Angriff

Westdeutsche Zeitung
Nadelstiche treffen den WSV [..] Während der WSV gegen Dresden noch den Ausgleich erzwang, war die Niederlage gegen Chemnitz schon vier Minuten nach dem 0:1 durch einen Freistoß von Ifet Taljevic zum 0:2 perfekt.

Trainerstimmen

Frank Rohde (Chemnitz)
Wir sind nach Wuppertal gekommen, um mindestens einen Punkt mitzunehmen, nachdem wir zuletzt mehrmals sehr unglücklich verloren haben. Dazu wollten wir hinten gut stehen und Nadelstiche nach vorne setzen, weil die WSV-Abwehr nicht die schnellste ist. Die Regionalliga ist sehr eng, ich habe meinen Spielern gesagt, dass wir kompakt und diszipliniert stehen müssen und wenn wir die Zweikämpfe gewinnen, dann können wir auch beim Tabellenführer einen Punkt holen. Das hat meine Mannschaft sehr gut umgesetzt. Durch unsere aggressive Spielweise konnte sich der WSV nicht entfalten. Ich denke es war ein verdienter Sieg. Gegen die anderen Teams von oben werden wir genauso auftreten wie heute.

Georg Kreß (Wuppertal )
Im Spiel selbst wollten wir heute vor allem hinten gut stehen. In der ersten Halbzeit war es ein zerfahrenes Spiel. Es war sicherlich nicht schön anzusehen, doch standen wir zumindest hinten ganz gut und haben das Spiel kontrolliert. Was mich ärgert ist die Tatsache, dass wir wieder ein Tor bekommen haben, als wir in der Vorwärtsbewegung waren. Dies war zuletzt häufiger der Fall. Nach dem 0:2 sind wir volles Risiko gegangen und haben zwei neue Stürmer aufgeboten. Dennoch war unser Druck danach nicht groß genug, um noch bis zum Ausgleich zu kommen.

27. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2003/2004
Samstag, 17. April 2004, 14:00 Uhr
Stadion am Zoo, Wuppertal
Zuschauer: 5.431
Schiedsrichter: Schempershauwe (Hildesheim)
Wuppertaler SV
T Maly
A Mehnert
A Baumann
A Klemmer
M Hyza
M Bayertz
M NarewskyGelbe Karte (79. Gaißmayer)
M Tavarez
M Gensler (69. Ebersbach)
S Kohout
S Terranova

Trainer: Kreß
Chemnitzer FC
T Süssner
A Karl
A AhlfGelbe Karte
A GillertGelbe Karte
M Wächtler
M Zivic
M Göhlert
M Fillinger
M TaljevicGelbe Karte (77. Meissner)
S Rolleder (86. Simic)
S Schindler (83. Oeiras)

Trainer: Rohde
Tore
0:1 Schindler (64.)
0:2 Taljevic (68.)
1:2 Ebersbach (84.)