Spielbericht

2. Runde - DFB-Pokal - Saison 2014/2015
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
0:2
SV Werder Bremen
SV Werder Bremen

Ein Denkmal beginnt zu bröckeln...

von Erik Büttner

Eigentlich ist ja nur das Normale eingetreten: Der Drittligist Chemnitzer FC hat gegen den Erstligist SV Werder Bremen mit 0:2 verloren. Doch eigentlich schwingt auch so ein wenig Enttäuschung mit. Denn insbesondere in Halbzeit eins war mehr drin für die Himmelblauen.

SVW-Neutrainer Viktor Skripnik hatte seine Elf unter anderem aus Verletzungsgründen auf drei Positionen umgestellt. Sein Gegenüber Karsten Heine ließ Marc Lais auf der Bank und brachte stattdessen Marco Kehl-Gomez. Die Gäste aus Bremen kamen sichtlich angeschlagen nach Sachsen. Chemnitz versuchte daraus Kapital zu schlagen und zeigte im Ansatz wieder das frische Spiel der frühen Saisontage. Chancen aber blieben auf beiden Seiten eher rar. Die beste hatte Anton Fink in Minute 28 als er recht unbehelligt aus 20 m abzog und der Ball an den Pfosten klatschte.
Was der Unterschied zwischen dritter und erster Liga ist, zeigte Bremen drei Minuten später: Reagy Ofosu verlor (wieder einmal) beim Abschlussversuch den Ball, Bremen konterte blitzschnell und Fin Bartels schloss überlegt mit einem Heber zum 1:0 für Werder ab (31.). In diesem Tor lag alles, was eben den Unterschied ausmacht: Schnelligkeit und Ballsicherheit - Attribute, die dem CFC aktuell in der Offensive fehlen.
Mit diesem Treffer holte sich Bremen nach den katastrophalen Ergebnissen in der Bundesliga die lang vermisste Sicherheit zurück und trat fortan selbstbewusster auf. Chancen aber gab es keine, es sein denn, Chemnitz half in Person von Philipp Pentke mit. Denn der ließ eine einfache Freistoßflanke durch die Hände gleiten, Marc Endres verhinderte auf der Torlinie das 0:2 vor der Pause (40.).

Und Pentke war es auch, der in Halbzeit sofort wieder ins Flutlicht rückte: Einen Rückpass von Kevin Conrad drosch er unmotiviert genau auf Clemens Fritz, der weiter auf Di Santo spielte und der sich das 2:0 nicht mehr nehmen ließ (49.). Was soll man da noch sagen, zumal sich Penkte dann auch noch einen dritten, aber folgenlosen Patzer leistete… Das Denkmal beginnt arg zu bröckeln - der im letzten Jahr noch so sichere CFC-Schlussmann muss sich ernsthaft Gedanken machen. Drei spielentscheidende Patzer in den letzten sieben Spielen sind einfach um Längen zu viel! Denn diesen 2:0 war dann auch der Deckel auf das Spiel. Werder sicherte mit einer laufstarken und massiven Defensive zu erst das Ergebnis und hielt dann nach Konterchancen Ausschau. Die verhinderte aber Chemnitz meist genauso, wie Bremen Möglichkeiten für den CFC. Und so war dann ein Schuss von Philipp Türpitz auch die einzige nennenswerte CFC-Chance in Halbzeit zwei (80.).

So verloren die Himmelblauen gegen einen Bundesligist, der sich das Ergebnis verdiente, weil er insbesondere nach der Führung seine höhere Qualität zu nutzen wusste. Doch bis zum Führungstreffer war für den CFC mehr drin. Dafür fehlt aber Chemnitz aktuell trotz allem Kampfgeist das entscheidende Quantum im Angriff…und im Tor…

Wertung: 3,5 (Von Taktik geprägtes Pokalspiel, dem die Spannung fehlte)

Bester Himmelblauer: Fink

Pressestimmen

MDR-Online

Bremen beendet CFC-Pokaltraum

Der CFC begann bis unter die Haarspitzen motiviert und machte von Anfang an klar, dass Bremen kein leichter Pokalabend bevorsteht. Chemnitz hatte schon früh die Großchance zur Führung, doch Ofosu vergab freistehend aus etwa fünf Metern nach schöner Vorarbeit von Kehl-Gomez (4.). Bremen wirkte sehr verunsichert und fand nach vorn überhaupt nicht statt. [..] Nach einer Viertelstunde wachte Bremen langsam auf und erspielte sich Möglichkeiten. Di Santo übernahm den Part des Wachrüttlers, als er Pentke mit einem gefährlichen Drehschuss aus 17 Metern prüfte (16.). [..] Dennoch war es zunächst erneut der CFC, der offensiv überzeugte. Fink spielte mit der Werder-Abwehr Katz und Maus, traf mit seinem Schuss aber nur den linken Pfosten. Im Gegenzug zeigte Bremen einen schönen Konter, den Bartels schließlich zum 1:0 nutzte (31.). Auch das 2:0 lag in der Luft, aber die CFC-Abwehr bügelte einen Pantke-Patzer gerade noch aus (39.). [..] Nach der Pause machten die Bremer da weiter, wo sie aufgehört hatten. Mit der Führung im Rücken spielten sie deutlich selbstbewusster und kamen nach einem katastrophalen Abschlag von Pentke zum Gegner auch prompt zum 2:0 (di Santo, 49.). Pentke wirkte völlig von der Rolle und legte den Bremern kurz darauf fast noch eine Chance auf (54.). Bremen hatte die Partie nun absolut im Griff und demonstrierte den Zuschauern den zweifachen Klassenunterschied. [..]

Kicker-Online

Gelungene Premiere für Skripnik - Fink scheitert am Pfosten

An Drittligisten hatte Werder in den letzten drei Spielzeiten nichts Gutes erlebt: Dreimal in Folge hatte es das Erstrunden-Aus gegen ein solches Team gehagelt (Heidenheim, Münster und Saarbrücken). Nun also Chemnitz in Runde zwei - dazu noch die aktuell heftige Krise in der Bundesliga (Platz 18). Keine leichte Aufgabe für den neuen Mann an der Seitenlinie, der nach 90 Minuten aber einen gelungenen Auftakt feiern konnte: Nach neun sieglosen Pflichtspielen tüteten die Grün-Weißen ein fast ungefährdetes wie verdientes 2:0 ein. Jetzt ruft die Bundesliga. [..]

Weser-Kurier

Und sie können doch gewinnen

[..] Irgendwie gewinnen. Egal wie. Für Pokalspiele gilt es sowieso, für Werder in seiner besonderen Situation galt es gestern Abend erst recht. Eine taumelnde Mannschaft, Letzter der Tabelle, Schießbude der Liga und seit Wochen so schwach, dass der Trainer getauscht werden musste: Sie brauchte ein gutes Ergebnis. Dringendst. Und deswegen war es ein sehr sehr wichtiges Tor, das gestern nach einer guten halben Stunde in Chemnitz fiel. Es leitete den Sieg ein, es entmüllte die Spieler-Köpfe, der Erfolg brachte dem klammen Verein eine Einnahme von 527 000 Euro. [..] Beinahe hätte auch das Trainer-Debüt von Viktor Skrinik mit einer höchst ungenügenden Abwehrleistung begonnen. Niemand kümmerte sich um den Chemnitzer Angreifer Ofosu im Bremer Strafraum, niemand hatte zuvor Passgeber Kehl-Gomez daran gehindert zu passen. Zum großen Glück für Werder traf Ofosu nicht richtig. [..] Das 1:0 ließ die Spieler endlich so auftreten, wie Skripnik es ihnen versucht hatte einzureden. Sie sollten sich doch bitteschön bewusst machen, dass sie der Bundesligist und klare Favorit seien, bei allem Respekt vor dem tapferen Gegner. Werders 2:0 ging ganz leicht. Clemens Fritz war unverhofft der Ball vor die Füße gefallen, Chemnitz-Torwart Pentke hatte sich einen groben Fehler geleistet und Fritz unfreiwillig bedient. [..]

Freie Presse

Das Wunder von Chemnitz bleibt aus

Die Südkurve jubelte, die Fans feierten nach dem Abpfiff ihren CFC, doch die Spieler quittierten die Lobgesänge eher mit einem gequälten Lächeln und verließen mit hängenden Köpfen den Platz. Denn eine starke kämpferische Leistung und eine couragierte Spielweise hatten letztlich die Niederlage gegen den Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga nicht verhindern können. Im Gegensatz zu 1992, als Bremen mit 2:1 nach Verlängerung bezwungen wurde, gab es diesmal kein Happyend. [..] Apropos Pentke: Der Keeper fabrizierte in der 40. Minute wieder einen Patzer, als er den Ball nach einem Freistoß von Hajdorovic nicht festhalten konnte. Doch Marc Endres schlug den Ball noch in höchster Not von der Linie. Was in dieser Spielszene noch gut ging, sollte kurz nach der Halbzeitpause größere Folgen haben. Wieder war Pentke der Ausgangspunkt für eine Unsicherheit in der Abwehr. Di Santo ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und setzte das Leder aus Nahdistanz in die Maschen. [..] Die Chemnitzer bemühten sich zwar, doch meist war am Strafraum der Gäste Endstation. So blieb das Wunder von Chemnitz diesmal aus. [..]

Spielerstimmen

Anton Fink (CFC) bei t-online:
"Wir hatten die besseren Chancen und können daraus immerhin Mut ziehen. Denn wir haben 90 Minuten gekämpft. Wir können erhobenen Hauptes vom Platz gehen."

Clemens Fritz (SVW) bei Kicker-Online:
"Dieses Erfolgserlebnis haben wir uns gewünscht. Es sollte uns Mut geben. Es sollte dazu führen, dass wir wieder Spaß am Fußball haben."

Sebastian Prödl (SVW) bei kreiszeitung.de:
"Wir haben das Spiel sehr, sehr ernst genommen. Es war eng und umkämpft. Aber wir haben es über 90 MInuten gut durchgezogen. Wir werden deshalb allerdings nicht euphorisch nach Hause fliegen."

Trainerstimmen

Viktor Skripnik (MDR-Online):
"Ich denke, dass die Zuschauer ein gutes Fußballspiel gesehen haben, in dem wir das Glück hatten, dass Chemnitz nicht in Führung gegangen ist. Bei einem Rückstand hätte meine Mannschaft ganz anders reagieren müssen. Wir haben dann zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht, aber leider war mein Einstand kein Bundesliga-Sieg."

Karsten Heine (MDR-Online)
"Wir haben unseren Teil zu einem guten Spiel beigetragen, aber Ofosu und Fink hätten auch früh die Führung machen können. Und wenn man solche Dinger nicht reinmacht, und gegen einen Erstligisten in Rückstand gerät, wird es verdammt schwer. Jetzt gilt es, sich wieder auf den Alltag und das nächste Spiel zu konzentrieren."

2. Runde - DFB-Pokal - Saison 2014/2015
Dienstag, 28. Oktober 2014, 19:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 10.161 (Ausverkauft!)
Schiedsrichter: Schmidt (Stuttgart)
Chemnitzer FC
T Pentke
A Conrad
A Endres
A Röseler
A Poggenberg
M Danneberg (62. Glasner)
M Ofosu (77. Cincotta)
M Stenzel
M Kehl-GomezGelbe Karte
M Türpitz (86. Hansch)
S FinkGelbe Karte

Trainer: Heine
SV Werder Bremen
T Wolf
A Prödl
A Galvez
A FritzGelbe Karte
A Gebre Selassie
M Garcia
M Aycicek (81. Obraniak)
M Bartels
M Kroos
S Di Santo (86. Petersen)
S Hajrovic (70. Selke)

Trainer: Skripnik
Tore
0:1 Bartels (31.)
0:2 Di Santo (49.)