Spielbericht

10. Spieltag - 2. Bundesliga - Saison 1999/2000
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
2:2
Alemannia Aachen
Alemannia Aachen

Tolle Moral mit spätem Ausgleich belohnt

von Pierre Schönfeld

Der CFC bleibt die Mannschaft der späten Tore. Im Duell der beiden Aufsteiger erzielte Manndecker Jörg Weber drei Minuten vor Spielende den glücklichen Ausgleich für die Himmelblauen. Damit ist der Chemnitzer FC seit nunmehr zwei Jahren auf der Fischerwiese in Punktspielen ungeschlagen.

Dabei sah es während des Spiels so aus, als könnte Alemannia Aachen dieser stolzen Serie ein Ende setzen. Zwar setzte der CFC durch einen Lattenknaller von Skela (4.) das erste Ausrufezeichen, aber in der Folgezeit spielten nur noch die Alemannen. Aachen, extrem laufstark, spielte agressives Forechecking, mit dem die Himmelblauen überhaupt nicht zurecht kamen. Der CFC schaffte keinen geordneten Spielaufbau im Gegensatz zu den Alemannen, welche sehenswert kombinierten, die Räume nutzten und folgerichtig zu guten Tormöglichkeiten kamen. Konnte Ananiev einen Schuß von Menzel noch parieren, war er wenige Minuten später machtlos. Der Ball, von Vanderbroeck getreten, flog in Form einer Bogenlampe gefährlich in den Chemnitzer Strafraum auf Lämmermann, welcher den Ball unhaltbar für Ananiev ins rechte Eck köpfte. Nicht ganz unschuldig dabei war Thomas Laudeley, welcher von seinem Gegenspieler zu weit weg stand und so nicht mehr eingreifen konnte. Aachen blieb weiter spielbestimmend und war spielerisch eine Klasse besser als der CFC. Glücklicherweise hat der CFC einen Ananiev im Kasten. Großartig parierte er einen Schuß von Vanderbroeck. Doch plötzlich hatten die Himmelblauen die Chance zum Ausgleich. Eine Bogenlampe von Tetzner in den Aachener Strafraum konnte Alemannen-Keeper Lenz nicht zur Ecke klären, der Ball kommt zu Dittgen, welcher den Ball in Richtung Tor spitzelt, doch Bashi konnte die Kugel im letzten Moment noch von der Linie schlagen. Nach einer halben Stunde mußte dann Aachens Trainer Hach nach einem Disput mit dem Linienrichter auf die Tribüne. Doch seiner Mannschaft schien das wenig auszumachen. Kurz darauf erzielte sie das 2:0. Aachens starker schwarzer Angreifer Tayfour Diane hatte sich gegen Mehlhorn und König durchgesetzt. Seinen Traumpaß in den Strafraum verwandelte Landgraf zur bis dahin völlig verdienten 2:0-Führung. Den nebenher laufenden Oswald blieb nur die Rolle eines Statisten. Kurz vor der Pause durften die 9.000 CFC-Fans doch nochmal Hoffnung schöpfen. Landgraf hatte Oswald im Strafraum festgehalten und Schiri Anklam auf den Punkt gezeigt. Den fälligen Elfer verwandelte Skela zum 1:2. Dann war Halbzeit.

Groß war die Hoffnung der CFC-Fans, ihre Lieblinge würden gleich nach der Pause zur Aufholjagd blasen. Doch vorerst sah man das gewohnte Bild aus der ersten Halbzeit. Aachen war ballsicherer und hatte die Chance den Sack zuzumachen als Berchtold im CFC-Strafraum zum Schuß kam. Mehlo konnte mit spektakulärem Einsatz den Ball gerade noch zur Ecke klären. Der CFC konterte nun im eigenen Stadion und in der 52. Minute hatte Marco Dittgen den Ausgleich auf dem Fuß. Von Tetzner mustergültig freigespielt, marschierte er allein auf Lenz zu, scheiterte aber am glänzend reagierenden Alemannen-Keeper. Der CFC wachte jetzt auf, versuchte die spielerischen Defizite durch Kampfgeist zu kompensieren. Und es ergaben sich Chancen: Krupnikovic' Schuß hält Lenz, Tetzner zielt in der 75. Minute knapp am linken Pfosten vorbei. Dann begann die dramatische Schlußphase. In der 83. Minute flog der Aachener Verteidiger Bashi mit Gelb-Rot vom Platz, als er gegen Dittgen die Notbremse zog. Dabei hatte Bashi noch Glück, daß Schiri Anklam nicht Rot zog, denn der CFC-Stürmer wäre frei durchgewesen und Bashi war letzter Mann. Der CFC stürmte nun mit Mann und Maus, Trainer Franke hatte mit Jörg Schmidt, Jendrossek und Ullmann (erster Zweitligaeinsatz) noch drei frische Offensivkräfte gebracht. Das Anrennen der Himmelblauen wurde belohnt, nach einer Ecke von Krupnikovic stand der lange Weber genau richtig und köpfte zum umjubelten Ausgleichtreffer ein. Fast wäre den Himmelblauen sogar durch Jörg Schmidt, welcher sich im Strafraum durchwuselte, noch der Siegtreffer gelungen, doch das wäre wohl zuviel des Guten gewesen. So blieb es beim letztendlich glücklichen Punktgewinn für die Himmelblauen.

Fazit: Im Duell der beiden Aufsteiger war Aachen klar die bessere Mannschaft. Die Himmelblauen fanden lange Zeit überhaupt nicht zu ihrem Spiel. Erst als man sich auf seine kämpferischen Fähigkeiten besann und gegenhielt, lief es besser. Der CFC bewies wie schon in den vergangenen Spielen, daß die Moral in der Mannschaft absolut stimmt. Nur so konnte aus dem aussichtslos scheinenden Rückstand noch ein Remis gemacht werden. Herausragende Spieler beim CFC waren Neuzugang Krupnikovic, Skela und Torhüter Ananiev.

Wertung: 2,0 (Rassiges Aufsteigerduell mit einer dramatischen Schlußphase.)

Beste Himmelblaue: Krupnikovic, Ananiev, Skela

Pressestimmen

Freie Presse
Webers Trick am kurzen Pfosten rettet CFC das Remis gegen Aachen [..] Webers Kopfballtreffer setzte den Schlusspunkt unter das erste Aufeinandertreffen zweier Aufsteiger, das beide Trainer im Anschluss einhellig als eine Werbung für den Zweitliga-Fußball bewerteten. [..] Die Gäste brillierten in der ersten Spielhälfte mit sehenswerten Angriffsaktionen, bei denen einige CFC-Akteure mehrere Male wie Statisten wirkten. Die Gastgeber steckten nie auf, kämpften bis zum Umfallen und hätten das Spiel fast noch gedreht.

Aachener Zeitung
Alemannia verschenkt klare Führung: 2:2 in Chemnitz

Aachener Nachrichten
Alemannia leistete 'Aufbauhilfe Ost' [..] Chemnitz war Alemannias bislang schwächster Gegner. Nach dem 2:2 rätselten die 400 mitgereisten Fans, wie der Mit-Aufsteiger zwei Jahre ohne Heim-Niederlage überstehen konnte und woher die bislang 17 Punkte rührten. Chaos in der Abwehr, Planlosigkeit im Mittelfeld, Torjäger Marco Dittgen völlig "neben der Kappe" - der CFC bot sämtliche Angriffsflächen für eine gepflegte Tracht Prügel.

Express
Weber rettet Chemnitz einen Punkt

Kicker
Jörg Webers späte Wiedergutmachung

10. Spieltag - 2. Bundesliga - Saison 1999/2000
Sonntag, 31. Oktober 1999, 14:30 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 9.414
Schiedsrichter: Anklam (Hamburg)
Chemnitzer FC
T Ananiev
A Laudeley
A Weber
A Mehlhorn
M Tetzner (81. Ullmann)
M Köhler (72. Jörg SchmidtGelbe Karte)
M KönigGelbe Karte
M Krupnikovic
M Oswald
S Dittgen
S Skela (72. Jendrossek)

Trainer: Franke
Alemannia Aachen
T Lenz
A Meulenberg
A BashiGelbrote Karte
A SchmidtGelbe Karte
A MenzelGelbe Karte
M LandgrafGelbe Karte
M BerchtholdGelbe Karte
M Incemann
M Vanderbroeck (79. Emilio)
S Lämmermann (75. Koch)
S Diane

Trainer: Hach
Tore
0:1 Lämmermann (15.)
0:2 Landgraf (35.)
1:2 Skela (45./Foulelfer)
2:2 Weber (87.)