Spielbericht

Achtelfinale - Sachsenpokal - Saison 2011/2012
VfB Auerbach
VfB Auerbach
0:2
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Vom Ersatzmann zum Held des Tages

von Erik Büttner

Es war ein bisschen wie immer in und gegen Auerbach: Der CFC mühte sich arg, holte sich aber mit dem 2:0-Sieg im Sachsenpokal-Achtelfinalspiel trotzdem sein Erfolgserlebnis. Und Schiedsrichter Marek Nixdorf (Dresden) zeigte, warum ihm ein schlechter Ruf vorauseilt. Dazu trumpfte in Chemnitzer Reihen ein Ersatzmann auf.

CFC-Trainer Gerd Schädlich fuhr mit dezimiertem Kader in seine vogtländische Heimat. Selim Aydemir, Fabian Stenzel, Toni Wachsmuth und Silvio Bankert fehlten ganz, Benjamin Förster hatte noch an seiner Zahn-OP zu beißen und nahm zunächst auf der Bank Platz und auch Ronny Garbuschewski konnte unter der Woche krankheitsbedingt nicht voll trainieren, stand dennoch in der Startelf. Freiwillig kam dagegen der Wechsel auf der Torwartposition: Stefan Schmidt spielte für Philipp Pentke. Und Schmidt bekam von der ersten Minute an Gelegenheiten sich auszuzeichnen. Auerbach spielte engagiert und mit Siegeswille auf. Chemnitz merkte man dagegen die Verunsicherung nach 6 sieglosen Spielen an. Und so zwang der Fünftligist nach etwa 10 Minuten Warmlaufphase den Drittligisten immer wieder zu Fehlern, weil die Hausherren sehr präsent, aggressiv und auch schnell auf dem Rasen unterwegs waren. Daraus entwickelten sich zahlreiche Chancen, die beste bis dato vereitelte Schmidt weit vor dem Strafraum (17.) und hatte dabei Glück, dass Schieri Nixdorf das Springen des Balls an seine Hand nicht ahndete. Trotzdem fraßen die Szenen weiter am angeknacksten Selbstvertrauen des CFC und Auerbach kam immer besser in Schwung. In der Zeit bis zur 38. Minute häuften sich die „dicken Bretter“ in der Chemnitzer Hälfte und Schmidt verhinderte eins ums andere Mal mit viel Geschick und ein bisschen Glück den Rückstand der Chemnitzer. Himmelblaue Offensivaktionen waren dagegen selten das, was man eine gute Torchance nennen kann. Dafür zeigte der CFC viel zu wenig von seinen Drittligaqualitäten. Meist lief das ganze so ab: Ball zugespielt bekommen, annehmen, gucken wohin damit, Auerbach-Spieler kommt gefährlich nah, Verlegenheitsballwegschlagen, Ball in VfB-Reihen gelandet.
Doch die Partie bekam gegen Ende der 1. Halbzeit eine dramatische Wende: Nachdem Bocek wieder einmal in Schmidt seinen Meister fand, ging es einmal schnell über Garbuschewski nach vorn, Flanke von rechts auf den langen Pfosten, dort hielt Schlosser seinen Kopf hin und traf zum 1:0 für die Himmelblauen (39.). Die gut 600 CFC-Fans konnten ihr Glück ebenso kaum fassen, wie die Hausherren, die das Spiel komplett auf den Kopf gestellt sahen.

Nach der Pause änderte sich das Bild nicht wesentlich. Auerbach spielte mit großem Wille und Einsatz auf den Ausgleich. Chemnitz versuchte seine Form besserer Tage zu finden. Zumindest hatten die Himmelblauen durch die Führungstreffer ein klein wenig Sicherheit gewonnen, so dass die Vogtländer nicht mehr ganz so walten und schalten konnten, wie sie wollten. Trotzdem geriet immer wieder Stefan Schmidt in den Blickpunkt. Richtig brenzlig wurde es in der 56. Minute, als Schuch schon Schmidt umkurvt hatte, doch Wilke und Strässer mit vereinten Kräften den Ball noch vor der Torlinie entschärfen konnten.
Aber wie schon in den ersten 45 Minuten konnte sich Chemnitz auf die Genialität und Durchsetzungskraft ihres besten Spielers, Ronny Garbuschewski verlassen. Nach einer Ecke schnappte sich der Flügelflitzer den Ball nahe des Chemnitzer Strafraumes, lief rechts hinunter in Richtung Auerbacher Tor, ließ noch 1, 2 Vogtländer richtig alt aussehen und flankte dann passgenau auf Pavel Dobry. Der schaute, schoss und traf (67.) – Chemnitz jubelte erneut und das Vogtland schaute entsetzt zu. Es war bezeichnend, dass Garbuschewski bei beiden Toren die Vorlage geliefert hatte, denn nur er ist in der derzeitigen Chemnitzer Mannschaft in der Lage, eine genaue Vorlage auf die Stürmer zu spielen. Da können sich Bastian Henning, Dobry oder später auch Förster noch so mühen, wenn die Flanken von Schlosser, Strässer und Co. ein ums andere Mal im Nirvana oder beim Torwart landen, können sie sich ja nicht mal Torchancen versemmeln…
Doch Förster sollte zumindest noch bejubelt werden, wenn auch nur ganz kurz. Denn sein Abstaubertor nach Lattenkracher (76.) bekam keine Anerkennung. Es war der Höhepunkt einer von beiden Mannschaften äußerst kritisch bewerteten Schiedsrichterleistung. Denn Förster stand weder im Abseits, noch spielte er Foul gegen VfB-Torwart Berger. Dabei wäre das 3:0 für Chemnitz so wichtig gewesen, hätte es wohl weitgehend für Ruhe im Spiel gesorgt. So aber glaubte der VfB Auerbach weiterhin an seine Chance und berannte weiter das CFC-Tor. Doch wer so sensationell Großchancen vermasselt, wie Bocek, Vogel & Co., der darf nicht heulen, wenn er dann trotz großartiger Leistung verliert. Die beste Möglichkeit hatte nämlich Vogel, der einen Foulelfmeter – Wilke hatte zuvor Schuch von den Beinen geholt und war davon mit Gelb-Rot auch noch vom Platz gegangen – vergab (83.). Schmidt hielt den Ball sogar fest und wurde damit endgültig zum Helden des Nachmittags.

Auch wenn es klein großes Spiel des CFC in Auerbach war, so ist positiv anzumerken, dass trotzdem noch die Siegermentalität in den Himmelblauen steckt. Und es war gut, wie effektiv Chemnitz seine Chancen genutzt hat. Das sollte der Ansporn für die nächsten Ligaspiele sein, auch wenn der CFC das Glück nicht noch einmal so fordern sollte, wie im Vogtland.

Wertung: 3,0 (Umkämpftes Pokalspiel mit glücklichem Ergebnis für den CFC)

Beste Himmelblaue: Schmidt, Garbuschewski

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Pressestimmen

MDR-Online

Cleverer CFC-Auftritt in Auerbach

[..] Schon in der Anfangsphase schienen die Rollen verteilt zu sein: Die Chemnitzer hatten mehr Ballbesitz, Auerbach agierte aus einer leichten Konterstellung heraus. Und das nicht einmal ungefährlich. In der 15. Minute musste CFC-Torwart Schmidt bei einem Alleingang von Schuch Kopf und Kragen riskieren, damit die Gäste nicht in Rückstand gerieten. Nur eine Minute später war Schmidt erneut zur Stelle und kratzte einen Bocek-Schuss von der Linie. Es dauerte bis zur 20. Minute, bis die Chemnitzer langsam in Fahrt kamen. Die erste gute Möglichkeit ging auf das Konto von Garbuschewski. [..] Einige Zeit später machte es der CFC jedoch besser. Diesmal bediente Garbuschewski den freistehenden Schlosser: Der konnte sich die Ecke aussuchen und köpfte zur Gästeführung (37.) ein. Nunmehr waren die Auerbacher leicht verunsichert, rappelten sich aber noch einmal auf. [..] Nach dem Wechsel kamen die Vogtländer mit frischem Mut aus der Kabine. Und nun änderte sich einiges. Jetzt machte Auerbach Druck und Chemnitz lag in Lauerstellung. Der Unterschied an diesem Tag: Der VfB zeigte sich zu inkonsequent im Abschluss, während die Chemnitzer ihr Pensum clever runterspulten. Das zeigte sich wieder in der 67. Minute, als Dobry einen Konter zum 2:0 für die "Himmelblauen" abschloss. [..] Nach einem Foul an Pfoh schickte der Schiedsrichter Wilke vom Platz – und zeigte dann auf den Punkt. Doch Teufelskerl Schmidt zeigte wieder seine Klasse und hielt den Foulelfmeter von Vogel.

Freie Presse

VfB verpasst mögliche Sensation

[..] Die Sensation war möglich. Aber wer das Tor nicht trifft, der kann auch nicht gewinnen. Und so trauert Fußball-Oberligist VfB Auerbach der 0:2 (0:1)-Niederlage im Sachsenpokal-Achtelfinale gegen Drittligist Chemnitzer FC nach. Den Gästen reichten zwei Konter zum Sieg, während Auerbach sieben hochkarätige Chancen, darunter sogar einen Foulelfmeter, nicht zum Sieg nutzen konnte. Das CFC-Tor war wie vernagelt und Gästekeeper Stefan Schmidt in Topform. Während der VfB mit dem Spiel zufrieden war, aber nicht mit dem Ergebnis, war der CFC mit dem Ergebnis zufrieden, aber nicht mit dem Spiel. [..] Steffen Vogel, der den Foulelfmeter für den VfB nicht verwandeln konnte, sagte: "Ich hätte schärfer schießen müssen. Aber es war nicht der Elfmeter allein, sondern die Summe der Chancen, die wir vergeben haben. Immerhin haben wir gezeigt, dass wir mit einem Drittligisten mithalten können. Diese Leistung gilt es, in die kommenden Partien mitzunehmen." [..] Marcel Schlosser, der das 1:0 für den Chemnitzer FC erzielte, fand: "Heute war es einfach nur wichtig, dass wir uns endlich wieder ein Erfolgserlebnis holen. Ein starker Gegner, der enge Platz und unsere Situation haben das Fußballspielen hier nicht leicht gemacht. Für Auerbach war das heute das Spiel des Jahres, das hat man gespürt. Schon deshalb bin ich froh, dass wir uns durchgesetzt haben. Ein Misserfolg hätte uns ziemlich sicher schwer getroffen." [..]

Trainerstimmen

Steffen Dünger (MDR-Online):
"Komplimente haben wir schon genug im Keller angehäuft. Heute hätte etwas Zählbares herausspringen müssen. Dafür muss man natürlich das Tor treffen. Aber es gibt solche Spiele, da funktioniert das halt nicht. Dennoch war es eine engagierte Leistung meiner Mannschaft - trotz der zwei Tiefschläge."

Gerd Schädlich (MDR-Online)
"Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden, mit der Spielweise natürlich nicht. Ein Kompliment an die engagierten Auerbacher, die zahlreiche Torchancen hatten. Wir waren heute vor dem Tor aber einfach cleverer. Ansonsten haben wir in der Vorwärtsbewegung zu viele Fehler gemacht. Man hat gemerkt, dass wir aktuell einige Probleme haben und in einer schwierigen Situation stecken. Ich hoffe, dass wir etwas aus dem Spiel mitnehmen und in den Punktspielen wieder besser auftrumpfen."

Achtelfinale - Sachsenpokal - Saison 2011/2012
Samstag, 12. November 2011, 13:00 Uhr
VfB-Stadion, Auerbach
Zuschauer: 1.300
Schiedsrichter: Nixdorf (Dresden)
VfB Auerbach
T Berger
A Vogel
A Otte (70. Dressel)
A Jedinak
A Schuster
M SommermeyerGelbe Karte
M Hampf
M Schuch
M Wemme
S Bocek
S Pfoh (86. Kubice)

Trainer: Dünger
Chemnitzer FC
T Schmidt
A Sträßer
A TrehkopfGelbe Karte
A WilkeGelbrote Karte
A BirkGelbe Karte (56. SchaschkoGelbe Karte)
M Garbuschewski
M Peßolat
M Hörnig
M Schlosser
S DobryGelbe Karte (86. Tüting)
S Henning (60. FörsterGelbe Karte)

Trainer: Schädlich
Tore
0:1 Schlosser (38.)
0:2 Dobry (67.)

Besondere Vorkommnisse:
Schmidt hält Elfmeter von Vogel (83.)