Spielbericht

14. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2003/2004
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
1:0
SC Preußen Münster
SC Preußen Münster

Hinten dicht und vorne trifft Göhlert

von Pierre Schönfeld

Die Himmelblauen haben die jüngste Negativserie (0:5 Klatsche in Essen, Pokal-Aus gegen Sachsen Leipzig) stoppen können und gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg drei wichtige Punkte eingefahren. Nur etwas mehr als 2000 Fans kamen auf die Fiwi, die Quittung für die zuletzt doch arg dürftigen Leistungen. Darunter auch 32 handgezählte Preußen-Fans und drei Jungs aus dem Lila-Laune-Land, die aber bei den Grün-Weißen keine neuen Freunde fanden. Nicht mal ihr Banner durften sie hissen. Aber sowas auch. ;o)

Nach den jüngsten Ergebnissen und dem (fast) stetigen Abstieg vom Platz an der Sonne in die Niederungen der Tabelle, war klar, dass es an diesem Samstag nur um drei Punkte gehen konnte. Gerade, wenn der Gegner Preußen Münster heißt und derzeit selbst auf einem Abstiegsplatz residiert. Trainer Rohde musste dabei auf gleich vier Stammkräfte verzichten, Zivic, Meyer und Hiemann waren verletzt, Gillert sass seine Gelb-Rot-Sperre aus Essen ab. Dafür war Ahlf nach seiner Sperre wieder dabei und im Tor stand wie bereits im Pokal Steffen Süßner. Was die 23 Akteure auf dem Grün in der ersten Halbzeit boten, war so dürftig wie die Kulisse. Dabei ging es aus himmelblauer Sicht gut los. Bereits nach vier Minuten hatte Biermann die grosse Chance zur frühen Führung. Eine Meissner-Ecke wurde über die Stationen Rolleder und Teichmann auf den freistehenden Biermann verlängert, dessen Kopfball landete aber direkt in den Armen des Preußen-Keepers.
Sonst gab es aber kaum vernünftige Spielzüge zu sehen, Fehlpässe bestimmten das Spiel und man merkte beiden Teams die große Verunsicherung an. Phasenweise war Sicherheits- um nicht zu schreiben Angsthasenfußball angesagt. Das sah dann häufig so aus, daß sich die Abwehrspieler die Kugel oft minutenlang zuschoben und wenn der Ball dann zum x-ten mal auf die andere Seite gekullert war, er blind nach vorne gedroschen wurde, in der Hoffnung, dass sich da ein Abnehmer mit der gleichen Trikotfarbe finden würde. Kurioserweise führten diese "Spielzüge" zu den brenzligsten Situationen in Halbzeit 1. In der 15. Minute war es der Senegalese Niang, dessen weiter Ball Pyrounek, von Biermann sträflich alleingelassen, erreichte. Allein auf Süßner zulaufend, konnte der Preußen-Stürmer den CFC-Keeper aber nicht überwinden. Dass auch die Himmelblauen dieses "Extreme-Kick-and-Rushing" beherrschen, zeigten Teichmann und Meissner nur vier Minuten später. Den hohen Ball aus der eigenen Hälfte von Teichmann verpaßte der Preuße Niang, so daß sich Meissner die überraschende Chance zum Torschuß bot. Doch wie schon auf der Gegenseite blieb der Torwart der Sieger. Dass war's aber leider schon an sportlichen Highlights in Hälfte 1. Einen Aufreger gab es, als Prymula an der Seitenauslinie von Schyrba rüde umgesenst wurde, was der Schiri aber ungeahndet ließ. In Folge dieser Attacke mußte der CFC-Angreifer verletzt raus. Für ihn kam Simic (38.). Erwähnenswert noch, daß Preußens prominenter Neuerwerb Fabrizio Hayer durch einige Unsportlichkeiten auffiel, u.a. den sportlich-fairen Händedruck mit Meissner nach einem Zweikampf verweigerte. Gellende Pfiffe, wenn Hayer am Ball war, machten deutlich, dass die Chemnitzer Zuschauer über das Verhalten von Preußens Nummer 9 "not amused" waren.

In der Pause schienen beide Trainer die richtigen Worte gefunden haben, denn in der zweiten Spielhälfte wurde wesentlich engagierter nach vorn gespielt. Noch eine Halbzeit Schlafwagenfußball wäre auch des Guten zuviel gewesen. Münster erwischte hierbei den besseren Start und kam zu guten Chancen. Doch sowohl bei Hayers Schuß aus 20 Metern (48.), als auch bei Mildes Versuch (49.) fehlte die nötige Genauigkeit. Dann die 50. Minute, eine Ecke für Münster, Antwerpen stieg am höchsten und köpfte den Ball aufs Tor, wo Meissner auf der Linie stand und rettete. Allerdings erfolgte die Rettung "nicht ganz regelkonform", Meissner war mit der Hand am Ball. Der baumlange Schiri Kuhl war aber nicht nur in in dieser Szene nicht auf der Höhe und ließ weiterspielen. *Puuhhh*, Glück gehabt! Auf der Gegenseite plötzlich der CFC mit dem stark spielenden Göhlert, der einen Doppelpaß mit Simic wagt, den Ball sogar zurückbekommt und aus fünf Metern trifft (62.). 1:0 für den Club! Was für ein Balsam auf die geschundene CFC-Seele! Und weil das so schön war, probierten es Göhlert und Simic gleich nocheinmal im Zusammenspiel, doch diesmal ohne Torerfolg.
Und jetzt? Kam jetzt wieder das grosse Zittern, wie es beim CFC mittlerweile dazugehört? Nein - diesmal wurden die Masochisten unter den Himmelblauen Anhängern enttäuscht. Ausser einem Kopfball durch Milde direkt in die Arme von Süßner hatten die Preußen keine Chancen mehr. Die Himmelblauen hingegen konnten noch zwei "Riesen" verbuchen. Zuerst zog Simic zog aus ca. 20 Metern einfach mal ab und zwang Gössling zu einer Glanzparade, der Ball prallte zurück ins Spielfeld, Wächtler flankte auf Teichmann, der die Kugel aber nur an die Querlatte nischelte (80.). Sechs Minuten vor Spielende gabs dann nochmal Freistoß für den Club. Meissner trat an und zwang den Preußen-Keeper zu einer erneuten Glanztat. Dann war's geschafft - Jubel und glückliche Gesichter, wieder war ein wichtiger Schritt Richtung Klassenerhalt getan.

Fazit: 1:0 gewonnen, drei Punkte geholt, abhaken! Dass das Spiel auf keinen sonderlich hohen Niveau stand, darüber sollte man in der derzeitigen schwierigen Situation hinwegsehen. Schönen Fußball kann man im Moment einfach nicht erwarten. Aber wenn Kampf, Leidenschaft und Einsatz stimmen, dann hat man auch das nötige Quentchen Glück verdient, das man braucht um solche wichtigen Spiele zu gewinnen. Und gerade weil er in der Vergangenheit zu den am häufigsten gescholtenen Spielern im himmelblauen Dress zählte, sollte man erwähnen, dass Daniel Göhlert, nicht nur wegen seines Tores, der stärkste CFC-Spieler und im Endeffekt Matchwinner war. Herausragend auch Aleksandar Simic, der für starke Belebung im Angriffsspiel sorgte und Steffen Süßner, der Holger Hiemann würdig vertrat.

Wertung: 3,5 (Nicht schön, aber erfolgreich)

Beste Himmelblaue: Göhlert, Süssner, Simic

Pressestimmen

Freie Presse Chemnitz
Beton-Abwehr mit „Eisen“ und dazu ein Premierentor [..] „Göhli“ hielt sich daran nicht auf. Schließlich hatte besonders er in den letzten Wochen von Frank Rohde „was auf die Mütze bekommen.“ Der Trainer zeigte sich unzufrieden, forderte mehr Verantwortung vom talentierten Profi. Und in einer wichtigen Partie stimmte Göhlert seinen Coach versöhnlich, nicht nur wegen seines Premierentreffers. Kämpferisch war er in einem Kampfspiel ein Vorbild. [..] . Gegenspieler Fabrizio Hayer verließ derweil wutschnaubend den Rasen. In seinem zweiten Spiel für Münster konnte der bundesligaerfahrene Routinier gar nicht verstehen, mit welcher Engelsgeduld die Chemnitzer ihren Beton in der Abwehr anmischten und ihr defensives Konzept runterspielten. [..] Das allerdings entspricht den Regeln, auch wenn es keinen Fußball-Leckerbissen verspricht.

Chemnitzer Morgenpost
Tor-Antwort auf ,Wuschis‘ Mentalfeuer! [..] Göhlert der Matchwinner - Ahlf verspricht wieder attraktiven Fußball [..] Aber auch der 1:0-Erfolg gegen Münster hat gezeigt, dass der Glaube an sich Berge versetzen kann - wenn nur richtig dafür gekämpft wird!

14. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2003/2004
Samstag, 01. November 2003, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 2.355
Schiedsrichter: Kuhl (Bornheim)
Chemnitzer FC
T Süssner
A Karl
A Ahlf
A Teichmann
M Wächtler (90. Lenk)
M Göhlert
M Biermann
M Mehlhorn (74. Schindler)
M MeissnerGelbe Karte
S Prymula (38. SimicGelbe Karte)
S Rolleder

Trainer: Rohde
SC Preußen Münster
T Gößling
A Kuhn
A Niang
A SchyrbaGelbe Karte
M Piorunek (72. Göckel)
M Küsters (61. Harf)
M Nischkowsky (81. Matarazzo)
M Bäumer
M HayerGelbe Karte
S MildeGelbe Karte
S Antwerpen

Trainer: Vollmann
Tore
1:0 Göhlert (62.)