Spielbericht

1. Runde - Sachsenpokal - Saison 2003/2004
SV 1919 Grimma
SV 1919 Grimma
0:2
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Mit wenig Spiel und Spannung aber viel Spaß in die nächste Runde

von Erik Büttner

Sachsenpokal - das ist immer ein wenig Fußball und etwas Heimatkunde. Das bot auch die für den Chemnitzer FC erste Partie um den Landespokal Sachsen der Saison 2003/04 gegen den SV 1919 Grimma.

Heimatkunde war schon auf der Hinfahrt angesagt. Wann, wenn nicht auf der Fahrt zu einem Sachsenpokalspiel, kommt man schon mal durch so beschauliche Orte wie Kleinbardau, Großbardau und vorbei an Waldbardau, gelegen kurz vor der Mulde- und Kreisstadt Grimma.
Nachdem das Auto am Muldenufer abgestellt und der Obolus an der Stadionkasse gelöhnt war (wer nur nach Ermäßigung verlangte bekam sie auch), gab es auch ein bisschen Fußball.
Gespielt wurde im Jahn-Stadion, eigentlich Trainingsplatz des SV Grimma und nur durch die Hauptverkehrsstraße von Grimma (sehr günstig, wenn der Ball - wie zweimal geschehen - über das Fangnetz segelt) vom Hauptstadion getrennt. Aber aufgrund einer bescheidenen Flutlichtanlage war der Platz auserkoren worden, da gegen Ende der Partie das Tageslicht knapp zu werden drohte und auch wurde. Der Trainingsplatz ist aber dennoch mit ein paar buckligen Traversen versehen und somit könnte man auch von einer reinen, kleinen Fußballarena reden. Die Versorgung durch einen Bier- und Wurstverkaufstand war gesichert.
Eingefunden hatten sich zu dieser Partie dann handgezählte 482 Zuschauer, die Mehrheit stellten allerdings gut 250 gut gelaunte Chemnitzer Fans dar- für Steffen Karl war es eine Atmosphäre "wie im Heimspiel". Das zeigte sich zum Beispiel durch Dauersupport der Himmelblauen in der ersten Halbzeit.

Trainer Frank Rohde schien dieses Spiel richtig Ernst zu nehmen, und schickte die gleiche Formation wie gegen Neumünster auf's saftige Grün. Schon etwas überraschend, hätte man doch vermuten können, dass zumindest der angeschlagene Zivic geschont wird.
Den Weckruf setzten dann die Gastgeber, in Weiß-Blau spielend: Einen Freistoß gut 35m vor dem Tor hämmert der Grimmaer Schütze einfach mal auf Hiemanns Gehäuse, der mit einer kleinen Flugshow das Geschoss erst einmal entschärfen musste (3.). Nur eine Minute später trat der CFC zum Freistoß an, aus dem Nachschuss wäre fast ein Eigentor gefallen.
Grimma musste verletzungsbedingt auf seinen Stammtorhüter und dessen Ersatzmann verzichten. Darum stand der junge Torwart des SVG II Jan Evers im Tor. Seine Bewährungsprobe vermasselte er sich gründlich: Freistoß CFC, Evers stellt seine Mauer und sich direkt dahinter - die Torwartecke ist offen wie ein Scheunentor. Mehlhorn nutzt das eiskalt und schlenzt den Ball in die Mitte des Tores - 1:0 für den Chemnitzer FC nach 12 Minuten.
Die Himmelblauen machten nun das, was sie immer nach einer Führung tun, sie überließen dem Gegner Ball und Platz und riegelten den Strafraum hermetisch ab. Nur einmal patzt nach einer Ecke Steffen Karl, einen 13m-Schuss von Grimmas Birnbaum kann Holger Hiemann mit einer schönen Parade klären. Der CFC setzte vor allem durch Ulf Mehlhorn - bester Mann an diesem Tag in Reihen der Himmelblauen - Akzente. Die Nummer 11 des CFC versuchte immer wieder mit Fernschüssen den unsicher wirkenden jungen SVG-Torwart zu überrumpeln.
Da auf dem Rasen schon nicht viel los war, versetzten sich die CFC-Fans selbst in Stimmung. Kurz vor der Halbzeitpause schwappten erste La-Ola-Wellen durch die Chemnitzer Reihen. Und auch das ausgeprägte musikalische Talent der Himmelblauen wurde einmal mehr mit Wechselgesängen zwischen Hintertorblock und der Gegengerade unter Beweis gestellt.

Biere mit dem 2:0Nach nur 7 Minuten Pause bat der schwache Schiedsrichter Marcel Viehrig aus Hoyerswerda schon wieder zur Arbeit. Doch Grimma schien gedanklich etwas später auf den Platz zurück zukehren. In der 51. Spielminute flankt Meissner unbedrängt auf Biermann, der am Fünfmeterraum per Kopf vollstrecken kann - 2:0 für den Chemnitzer FC.
Nun war der Widerstand des SVG gebrochen und Rohde konnte dem Nachwuchs eine Chance geben. Simic kam für Meyer, der sich in vielen Zweikämpfen aufgerieben hatte, Rolleder für Meissner und später noch König für Biermann. Doch die 3 neuen konnten das Spiel nicht so wie ihre Vorgänger gestalten. Zwar zeigten sie sich bemüht, doch es fehlte an Präzision, weswegen auch weitere Torchancen Mangelware blieben. Die Beste hatte noch Biermann, als er kurz vor seiner Auswechslung allein auf den Torwart zu ging und den Ball über ihn und sein Tor drüber hob.
Den CFC-Fans war's mehr oder weniger egal, sie übten sich weiter in Gesängen, feierten Ulf Mehlhorn und Steffen "Eisen-"Karl und buhten die Grimmaer Spieler bei Fouls mit "Grimma, du Arschloch" aus. Nur einige hatten wohl ein wenig zu tief in die "Reudnitzer"-Becher geschaut. Bei der Schalparade vergaß einer, dass man diesen beim Werfen auch festhalten muss. Der Schal wurde aber trickreich mit zwei Schwenkfahnen wieder aus dem Innenraum gefischt und dem überglücklichen Eigentümer übergeben.

Am Ende dann siegte der Chemnitzer FC unter entflammten Flutlicht verdient mit 2:0. Allerdings tat man nicht mehr, als unbedingt nötig war, um den SV Grimma in Schach und weit weg vom eignen Tor zu halten. Warum aber auch, wenn es reicht, schließlich stehen in den kommenden Wochen schwere Spiele in der Regionalliga an. Die Fans honorierten jedenfalls die Leistung und feierten frenetisch Mannschaft und auch Trainer Frank Rohde, der bei seinem Amtsantritt im Juni noch sehr argwöhnisch vom himmelblauen Umfeld betrachtet worden war.
Herausheben aus einer soliden Mannschaftsleistung kann man sicher Ulf Mehlhorn, der scheinbar alte Stürmerqualitäten wieder entdeckt hat. Sowie Holger Hiemann, der nicht viel zu tun hatte, aber auf dem Posten war, wenn es drauf ankam und kurz vor Schluss noch einen Anschlag auf sein Leben durch einen übereifrigen, in ihn hineinrutschenden Grimmaer Stürmer hinnehmen musste.

Wertung: 3,5 (Mit Sparsamkeit zum Sieg)

Beste Himmelblaue: Mehlhorn, Hiemann

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Pressestimmen

Chemnitzer Freie Presse
[..] Der CFC, der in der gleichen Besetzung wie gegen Neumünster begann, spielte sehr konzentriert und ließ den Grimmaern nur wenige Tormöglichkeiten.

Leipziger Volkszeitung
Chemnitz stolpert in Grimma nicht [..] Der SV 1919 Grimma schlug sich gestern Abend in der Ausscheidungsrunde um den sächsischen Fußball-Landespokal (Oddset-Cup) recht wacker. Mindestens 45 Minuten lang fast gleichwertig, musste sich später der Oberligist mit 0:2 (0:1) Regionalligist Chemnitzer FC im heimischen Jahn-Stadion beugen. [..] Gegen die in Bestbesetzung antretenden Chemnitzer sah Grimmas Trainer Steffen Ziffert nur wenig Klassenunterschiede. "Sie waren aber vor dem Tor clever."

1. Runde - Sachsenpokal - Saison 2003/2004
Mittwoch, 27. August 2003, 18:30 Uhr
Jahnstadion, Grimma
Zuschauer: 482
Schiedsrichter: Viehrig (Hoyerswerda)
SV 1919 Grimma
T Evers
A Schober
A Massner
A Birnbaum
M Winter (70. Braun)
M Knoof (64. Mähne)
M Beyer
M Pörschmann
S Großmann
S Liebich
S Poetsch (46. Brumme)

Trainer: Ziffert
Chemnitzer FC
T Hiemann
A Karl
A Ahlf
A Teichmann
M Wächtler
M Zivic
M Göhlert
M Mehlhorn
S Meissner (65. Rolleder)
S Meyer (54. Simic)
S Biermann (74. König)

Trainer: Rohde
Tore
0:1 Mehlhorn (12.)
0:2 Biermann (51.)