Spielbericht

Was war im Vorfeld nicht alles über dieses Spiel spekuliert und gemutmaßt worden - Chemnitz gegen Dresden - das Duell zweier sächsischer Erzrivalen und ein Dauerbrenner aus der guten alten DDR-Oberliga, welcher dort viel zu oft mit einem staatskonformen Dynamo-Sieg endete. Der CFC brauchte zur Sicherung des Klassenerhaltes noch 3 Pünktchen, Dresden dagegen lief als Vertreter des tabellarischen Niemandslandes auf. Neben dem sportlichen Aspekt gab es nach den feigen Übergriffen von Dresdner Fans beim Hinspiel auch den polizeilichen Aspekt, alles daran zu setzen, um eine Revanchegelegenheit aus Chemnitzer Sicht zu unterbinden. Spekulationen dazu gab es unter den Fans zuhauf, daß dieses Spiel eventuell zum Tummelplatz für zwielichtige Gestalten aus ganz Deutschland werden könnte. Am Ende zeigte sich jedoch, daß die Grünen alles im Griff hatten und außer 4 festgenommenen Dynamos keine besonderen Vorkommnisse zu verzeichnen waren. Gut so.

Nach dem Erwerb der Eintrittskarte und dem Betreten des Stadions fiel wohl selbst den selteneren Besuchern der Fischerwiese auf, daß irgendetwas nicht stimmen konnte. Ein Blick zum Gästekäfig - und Schreck !! Wass'n das ?? Die Grenze zwischen den Guten und den Bösen war neu gezogen worden !! Der gesamte Block 3, wo ansonsten urtreue Rentner, Kinder, Studis und Althippies ihrem himmelblauen Glauben frönen, war von schwarzgelben Eindringlingen bevölkert. Alle Gespräche zwischen den Fans und dem Verein, welcher bis zuletzt beteuert hatte, den Dresdner Fans keinen weiteren Block zur Verfügung zu stellen, hatten scheinbar nichts genutzt. Zwei Tage vor dem Spiel war dieses Einknicken des CFC unter den Fans bekannt geworden - eine spontane Unterschriftenaktion gegen die Blocköffnung erbrachte über 750 Unterschriften, die in nächster Zeit offiziell dem Verein übergeben werden sollen.

Beim Einlaufen der Teams gab es Transpi-Aktionen aller Orten - die himmelblauen Kicker präsentierten auf den Rasen "Danke für Eure Treue" und die Chemnitzer Ultras zelebrierten in der Südkurve eine fette Choreo, die die gesamten Blöcke 5 und 6 überspannte. Respekt und Beifall! Dann wurde endlich gegen den Ball getreten und die Hausherren schickten sich an, daß Heft des Handelns sofort in die Hand zu nehmen. Trainer Müller hatte wieder seine jungen Wilden (Baumann, Gillert, Rolleder) aufgeboten, Süssner hütete für den gesperrten Hiemann den Kasten, und Torjäger Ersin Demir mußte sich vorerst mit der Ersatzbank begnügen. Knapp 7 Minuten waren gespielt, als der einsatzfreudige Walther auf der rechten Seite nach vorn prescht, flankt, und Rolleder aus 10 Metern einen wunderschönen Kopfball in die Maschen des Dresdner Tores setzt - Gegenspieler Bittermann und Torhüter Huster machen dabei keine gute Figur. 1:0 für die Guten und große Jubelarie hinter den himmelblauen Zaunfahnen. Im Gegensatz zum sonstigen Gellertszenario ;o) blieb der CFC am Drücker und bemühte sich um ein zweites Tor. Dynamo blieb ingesamt blass und vermittelte eher den Eindruck, sich bei tropischen Temperaturen nicht um goldene tropische Früchte bemühen zu wollen. Gut für den CFC, schlecht für die ca. 2.500 mitgereisten Fans aus der Landeshauptstadt, welche sich akustisch den Leistungen ihrer Mannschaft anpassten. Als sich die erste Halbzeit der Pause näherte, ging es auf dem Rasen etwas rustikaler zu, was (a) dem Spiel und (b) Tchipis Kopf nicht gut tat, und als Folge dessen (c) nun doch Ersin Demir ins Spiel brachte.

Die zweite Halbzeit begann mit einem Regen aus 1.000 Kassenrollen, die aus der Südkurve über den Fangzaun und in herrlich langen Bahnen auf den Rasen segelten. Ein wahrhaft italienischer Moment im Derby - und Schwerstarbeit für die CFC-Ordner. In der Zwischenzeit stieg im Gästeblock eine schwarze und im Block 3 eine weisse Rauchsäule in den Himmel. Nach 5 Minuten war der Papiertiger gebändigt und Sonntags-Schieri Scheppe konnte den nun wieder grünen Rasen für die Ballartisten freigeben. Dynamo brachte etwas Schwung mit aus der Kabine, kam auch durch Neubert zu einer ersten guten Kopfballmöglichkeit, verfiel dann aber wieder in den Sommertrott. Oder andersrum - der CFC nahm das Heft wieder in die Hand und suchte das vorentscheidende 2:0. Aber dieses Törchen wollte einfach nicht gelingen - beim Gewaltschuss von Meissner bekommt Huster die Fingerspitzen an den Ball, etwas später säbelt Demir freistehend den Ball zum Torwart, und gleich 3 (!) CFC-Spieler verdaddeln bei der besten Chance des Spieles die Kugel aus leicht abseitsverdächtiger Position. Dafür konnte die Südkurve weiter Punkte sammeln - Mitte der zweiten Halbzeit gab es in Anspielung auf Bittermanns unglückliches MDR-Interview (Zitat: "In Dresden gibt es keine Erfolgsfans...die stehen immer hinter ihrem Team...") ein schickes Transpi mit der Aufschrift "9.5.01: SGD - Nordhausen, 920 Zuschauer, Respekt Ihr Erfolgsfans!". Zwölf Minuten vor Schluss muss der Name des Ex-CFC-Kapitäns erneut statistisch erwähnt werden - nach einer Ecke von Meissner springt Rolleder höher als Bitti und köpft zum heiss umjubelten 2:0 für die Himmelblauen ein. Während der ausgiebigen Feierlichkeiten in den Heimblöcken fangen die ersten Dynamos an, ihre Fahnen abzuküpfen. Wie war das gleich mit dem MDR-Zitat? Ahja. In der 84. Minute wühlt sich Simic, der für den starken Meyer gekommen war, auf der rechten Seite nach vorn, flankt nach innen, wo sich Demir vor Bittermann *ups* schiebt und mit dem Knie zum 3:0 vollendet. Nun durfte der Klassenerhalt endgültig abgefeiert werden - und dies geschah nach den pünktlichen Schlußpfiff vom launischen Schieri Scheppe sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen in ausgiebigster Form. Am Zaun wurden noch fleissig Siegerhände geschüttelt und in der Fanhalle spendierte die Einsiedler Brauerei für die eintrudelnden Fans ein Saisonabschluß- und Klassenerhaltsbierchen. Danke und Prost!

Fazit: Der Klassenerhalt als Primärziel von Joachim Müller ist geschafft und eine verkorkste Saison beendet worden. Der CFC kann nun endlich mit den wichtigen Personalplanungen für die nächste Saison beginnen und in Verhandlungen mit bleibewilligen Spielern und eventuellen Neuzugängen eintreten. Wichtigste Erkenntnis ist wohl, daß gerade in den letzten Spielen die aufgerückten Nachwuchsspieler gezeigt haben, wie wichtig sie für dieses Team in Zukunft sein können. Die Personalplanungen sollten daher zukünftig vermehrt in die Richtung zielen, mit jungen und erfolgshungrigen Spielern eine Mannschaft mit Perspektive aufzubauen. Achja, und der Verein sollte sich bei allen vorangestellten Sicherheitsinteressen einmal mit der Sichtweise der Fans auseinandersetzen, die für die Vermietung des himmelblauen Wohnzimmers, sprich Block 3, gerade nach den Ereignissen vom 14.12.02, keinerlei Verständnis aufbringen können. So etwas tut man nicht einmal seiner Schwiegermutter an !!

Wertung: 2,5

Beste Himmelblaue: Meyer, Walther, Rolleder