Spielbericht

18. Spieltag - NOFV-Oberliga - Saison 1990/1991
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
0:0
1. FC Dynamo Dresden
1. FC Dynamo Dresden

Pressestimmen

FUWO

Dresdens Joker ist nicht glücklich!

Was soll eine Einwechslung zwei, drei Minuten vor dem Schlußpfiff bewirken? Sie ist beim Stande von 0:0 aus der Sicht der Auswärtsmannschaft ein taktisches Mittel, den Rhytmus den anstürmenden Gastgebers zu stören. Aber nicht nur. Da geht nämlich plötzlich der eingewechselte Spieler bei einem Konter auf und davon, sieht, daß der gegnerische Torhüter aus seinem Kasten herauseilt - und hebt den Ball gefühlvoll in Richtung Tor. Alles goldrichtig. Dann aber landet der Ball nicht im Netz, sondern am Pfosten. Riesenpech. Dresdens Co-Trainer Hartmut Schade: "Bei einem Tor hätten wohl alle von einem taktischen Glücksgriff gesprochen."

Dynamos Joker Sergio Allievi hätte in Chemnitz innerhalb seines superkurzen Einsatzes der "Mann des Tages" werden können. Er selbst aber sieht das ganz anders: "Auch wenn ich das goldene Tor geschossen hätte, wäre ich nicht glücklich gewesen."
Ungläubiges Staunen bei den Zuhörern. Und das Gefühl, auf den Arm genommen zu werden. Aber der Dresdner meint es ernst: "Natürlich wäre ein Sieg in Chemnitz ein riesiger Schritt in Richtung Bundesliga gewesen, aber mich persönlich bringt ein Einsatz von zwei, drei Minuten nicht weiter. Ich verlange nicht, daß ich immer von Anfang an spiele. Aber in solch einer kurzen Zeit, was soll man da schon machen. Da hat man nicht immer solch eine Kontermöglichkeit." Dann aber konnte Allievi schon wieder scherzen: "Als der Ball Richtung Tor flog, habe ich mir einen Flutlichtmast ausgesucht, den ich vor Freude hochklettern wollte. Aber es war ja keiner da..."

Trotzdem waren die Dresdner zufrieden mit dieser Punkteteilung. Verdient war sie zudem allemal, denn rein kämpferisch wußten sie 100prozentig zu überzeugen. Trainer Reinhard Häfner brachte es auf diesen kurzen Nenner: "Das 0:0 geht in Ordnung." Das fand auch der Chemnitzer Trainer Hans Meyer: "Ich bin damit nicht unzufrieden, denn Dynamo hat so gespielt, wie man auswärts erfolgreich spielen muß. Wir waren dagegen unserer Mittel nicht immer sicher." Damit meinte er vor allem die schlechte Chancenverwertung. Dabei wissen die Chemnitzer nur zu genau: Ihre mangelnde Torgefährlichkeit ist kein Problem von heute. Manager Peter Müller: "Das ist unser Handicap schon seit langer Zeit."

In Zahlen: 18 Spiele, 15 Tore - so wenig Treffer hat keine andere Mannschaft! Dennoch behaupten die Chemnitzer Platz 3 und schielen zumindest mit einem Auge auf einen Platz in der obersten deutschen Spielklasse. Sollte diese Rechnung jedoch allein auf einer sicheren Abwehr basieren, könnte sie schnell Makulatur werden. Denn gefordert wurden die Chemnitzer Verteidiger von den Dresdner Stürmern so gut wie nicht. Was Hans Meyer zu diesem nicht ganz ernstgemeinten Satz verleitete: "Die Sachsen untereinander tun sich eben nicht weh."

(Andreas Baingo)

18. Spieltag - NOFV-Oberliga - Saison 1990/1991
Samstag, 23. März 1991, 15:00 Uhr
Stadion an der Gellertstrasse, Chemnitz
Zuschauer: 9.486
Schiedsrichter: Scheurer (München)
Chemnitzer FC
T Hiemann
A Barsikow
A Bittermann
A Laudeley
A Illing
M Köhler
M Ziffert
M Mehlhorn (87. Neuhäuser)
S Steinmann
S Heidrich (77. Mitzscherling)
S Renn

Trainer: Hans Meyer
1. FC Dynamo Dresden
T Köhler
A Lieberam
A Mauksch
A Wagenhaus
A BüttnerGelbe Karte
M Hauptmann
M ScholzGelbe Karte
M PilzGelbe Karte (77. Minge)
M Stübner
S Rösler (89. Allievi)
S Gütschow

Trainer: Reinhard Häfner
Tore
Tore Fehlanzeige