XXL-Interview der CFC-Fanpage mit CFC-Manager Rico Steinmann und CFC-Cheftrainer Frank Rohde zum Trainerwechsel und den Aussichten für die neue Saison

09.07.2003, 20:38 Uhr | 2065 Aufrufe
Rico Steinmann und Frank Rohde im GesprächEs war wie ein finaler Paukenschlag am Ende einer turbulenten Saison. Der Vertrag mit dem Chemnitzer Urgestein Joachim Müller wurde nicht verlängert, dafür Frank Rohde als neuer Cheftrainer präsentiert. Ein Wechsel bei dem viele Fragen offen blieben. Das war der Anlaß für die CFC-Fanpage sich mit Trainer und Manager an einen Tisch zu setzen und neben den Blick zurück auch die Frage nach der Zukunft beim Chemnitzer FC mit „Wuschi“ Rohde als Trainer zu erörtern. Herausgekommen ist das folgende Interview im „XXL-Format“.

Frage an Rico Steinmann: Der CFC hat in der Vergangenheit und nahezu auf jeder MV betont, wieviel Wert auf regionale Identität und Verbundenheit gelegt wird. Joachim Müller hat diesem Typ nahezu perfekt entsprochen - ein alter FCK-Spieler, Chemnitzer Geschäftsmann und Klassenerhalt mit dem VfB Chemnitz. Warum trennt sich der CFC von so einem Idealfall?

Antwort: Joachim Müller hat uns seit Mitte Mai den Eindruck vermittelt, daß er nicht genau weiß, ob er bei uns als Trainer weiterarbeiten möchte. Dieser Eindruck wurde nicht nur gegenüber uns, sondern auch gegenüber Spielern und Journalisten vermittelt. Dies war für uns letztlich der Stein des Anstoßes, uns nach Alternativen umschauen zu müssen. Wir haben uns im Vorstand dann dazu entschlossen, daß wir die Sache mit Joachim Müller in der Öffentlichkeit so darstellen, daß Joachim Müller dabei keinen Schaden nimmt, und das wir versuchen, Erklärungen zu finden, warum wir diesen Schritt gegangen sind. Leider ist es am Ende so abgelaufen, daß wir letztlich als die "Arschlöcher" dagestanden haben. Im Vorfeld hatten wir dies zwar einkalkuliert, sind aber über den jetzigen Gegenwind doch etwas überrascht. Trotz alledem möchten wir es bei dem gegenwärtigen Stand bewenden lassen. Wir wollten eine Schlammschlacht unbedingt vermeiden und zu dieser ist es ja auch nicht gekommen. Der CFC hat jetzt einen neuen Trainer und wir sollten einfach nach vorn in die Zukunft und auf die nächsten Aufgaben blicken. Ich bitte deshalb um Verständnis, daß ich mich zu der Thematik Joachim Müller nicht weiter äußern möchte.

Frage an Frank Rohde: Durch wen und wie kam der Kontakt zum CFC eigentlich zustande?

Der Kontakt entstand über meinen Sohn, der hier beim CFC zum Probetraining war und sich über diese einmalige Chance, in der RL zu spielen, riesig gefreut hatte. Ich habe dann auch mit Joachim Müller telefoniert, der einige Dinge über meinen Sohn wissen wollte. Durch meine Tätigkeit in Oranienburg hatte ich selbst aber auch nur wenig Möglichkeiten, meinen Filius in Cottbus spielen zu sehen, so daß ich Joachim Müller empfahl, sich selbst einen Eindruck zu verschaffen. Später rief mich dann auch Rico Steinmann an und fragte zu meinem Sohn nach. Ungefähr 10 Tage später erreichte mich dann der Anruf von Rico Steinmann, und der war für mich wirklich überraschend, ob ich Interesse hätte, den Trainerposten des CFC zu übernehmen. Ich habe dann nicht lange überlegt, kurz mit meiner Frau Rücksprache gehalten, und danach alle Hebel in Richtung Chemnitz in Bewegung gesetzt.

Anmerkung von Rico Steinmann:
Zu dem Zeitpunkt, als ich mit Frank Rohde über seinen Sohn gesprochen habe, hatte Niemand, oder speziell ich im Hinterkopf, daß er Trainer in Chemnitz werden könnte. Aber sicherlich hat dieses Gespräch im Nachgang bei mir ein Gefühl erzeugt, daß dort jemand ist, den ich persönlich kenne und der mir als Trainer des CFC geeignet erschien.

Frage an Rico Steinmann: Ab welchem Zeitpunkt gab es beim CFC die Ansicht, sich nach einem neuen Trainer umschauen zu müssen?

Zu dem Zeitpunkt, wo Joachim Müller zu mir gekommen ist und mir zum ersten Mal angetragen hat, daß er selber nicht genau weiß, ob er wirklich weitermachen möchte. Dies ist im Zeitraum Mitte Mai diesen Jahres geschehen.

Frage an Frank Rohde: Haben sie den CFC nach der Wende live erlebt bzw. seinen Werdegang aus der Ferne verfolgen können? Welche Gedanken haben Sie beim Namen FCK bzw. CFC?

Es war immer eine herrliche Kulisse beim FCK, allein weil es hier ein reines Fussballstadion gibt - es gibt kaum etwas Schöneres. Es war immer schwierig in Karl-Marx-Stadt, und wir mussten hochkonzentriert zu Werke gehen. Ich glaube, wir sind hier auch ab und zu als Verlierer vom Platz gegangen. Zu DDR-Zeiten gab es zwischen dem BFC und dem FCK ein Pokalendspiel in Berlin, wir haben 1:0 gewonnen, und ich habe damals auf Andreas Thom den entscheidenden Pass gespielt. Nach der Wende habe ich dann mit Hertha in der 2.Liga noch einmal gegen den CFC gespielt. Natürlich habe ich als Spieler, der in der ehemaligen DDR groß geworden ist, den Werdegang der Ostmannschaften aufmerksam verfolgt. Ich habe mich auch regelmäßig gefreut, wenn nach der Wende eine Mannschaft aus dem Osten in der ersten oder zweiten Liga gespielt hat. Diese Vereine müssen uns erhalten bleiben, und wenn möglich, noch mehr dazu kommen - vor allem in der ersten und zweiten Liga. Das ist für den Osten unglaublich wichtig.
Für mich als Berliner gab es auch kein Zögern, nach Sachsen zu kommen. Ich bin ja bereits bei Sachsen Leipzig gewesen, wo ebenfalls die Fans meine Person und meine Vergangenheit kritisch hinterfragt haben. Wir haben viel diskutiert - dies wird auch hier so sein, was damals Alles war, ob über die Schiedsrichter oder andere Dinge - damals hat man uns bepöpelt und beleidigt, aber damit muß man leben. Am Ende steht jeder Fan hinter seiner Mannschaft und wenn dann eine ungeliebte Mannschaft kommt, muß man halt damit umgehen können. Aber ich habe zu den Leutzscher Fans ein Superverhältnis gehabt, und ich denke mal, dies wird hier mit den CFC-Fans nicht anders sein.

Frage an Rico Steinmann: Warum wurde die Planungsunsicherheit beim CFC-Trainer nicht durch einen endgültigen Termin (zum Beispiel Stichtag 31.5.) beendet? Wollte man Joachim Müller entgegenkommen?

Wir waren eigentlich bis zum Ende des Spieljahres in einer Situation, wo wir nicht wußten, ob wir den Klassenerhalt packen oder nicht. Ich denke daher, daß jede Trainerdiskussion, die vorher geführt worden wäre, dem Ziel Klassenerhalt entgegengewirkt hätte. Wir wollten einfach alles tun, was sowohl auf dem Rasen als auch im Umfeld möglich war, um die Klasse zu halten. Von der Mannschaft sollte alles ferngehalten werden, was ihre Leistung irgendwo hätte schmälern könnte. Ich möchte aber noch einmal darauf hinweisen, das über Joachim Müller bereits viele Dinge geschrieben worden sind, ein paar auch nicht und dabei möchte ich es wirklich bewenden lassen. Ich denke, dies ist für beide Seiten die beste Lösung.

Frage an Frank Rohde: In der Regionalliga besitzen sie bisher nur wenig Erfahrung - trauen sie sich zu, in dieser Klasse als Newcomer sofort erfolgreich Fuss zu fassen?

Gleich nach meiner Karriere war ich, neben der späteren Station Sachsen Leipzig, Trainer bei den Reinickendorfer Füchsen. Ich habe deswegen sogar auf ein Jahr als Profi bei der Hertha verzichtet und habe in Reinickendorf damals sofort die volle Verantwortung übernommen.
Ich habe als Spieler soviel Erfahrung im Fußball gesammelt, daß ich kein Problem sehe, meine Vorstellungen als Trainer umzusetzen. Ich werde meine Chance hier in Chemnitz hundertprozentig wahrnehmen. Natürlich gehen 10.000 ins Stadion, 5.000 davon lieben dich und die anderen 5.000 wankeln - davon tendieren 3.000 zu dir und 2.000 sind total weg. So ähnlich wird es ja auch auf eurer Fanpage gestanden haben, nachdem meine Verpflichtng hier bekanntgegeben wurde. Das ist ganz normal in dem Geschäft. Ich habe deswegen aber keine Bedenken und mir auch keine Gedanken darüber gemacht, es ist meine Chance und die werde ich wahrnehmen. Ich war schon immer einer, der gerne Verantwortung übernommen hat, und ich glaube, überall wo ich war, war ich Kapitän, und jetzt bin ich Kapitän zur See - nee, nee, das war ein Spass...

Frage an Frank Rohde: Welche Erfahrungen aus ihrer Spielerzeit oder auch von welchen Trainer wollen sie in ihre Arbeit hier einfließen lassen?

Ich habe verschiedene Trainer in meiner Laufbahn gehabt und habe mir dort das herausgenommen, was ich als Spieler für richtig empfand. Wenn man über Jahre hinweg Kapitän ist, egal wo man gearbeitet hat, hat man sowieso immer eine besondere Bindung zum Trainer. Ich habe damals schon immer meine Meinung geäußert, egal, ob dies zum Trainingsbetrieb war, oder gerade in den Spielen, und ich war einer von denjenigen, die die Vorgaben des Trainers umsetzen mußten. Jetzt stehe ich außerhalb des Platzes und nehme die Dinge, die damals positiv waren, mit hinein. Ich habe keinen speziellen Trainer, den ich als Vorbild habe - aber ich habe meinen eigenen Charakter und meinen eigenen Kopf, meine Vorstellungen vom Fußball so umzusetzen, wie ich mir das denke. Und davon lasse ich mich auch nicht abbringen.

Frage an Frank Rohde: Können sie uns in diesem Zusammenhang sagen, welche Vorstellungen sie haben und welche Art von Fussball sie spielen lassen möchten?

Für mich ist in erster Linie wichtig, daß absolute Disziplin herrscht. Von meinem 18. bis 35. Lebensjahr bin ich als Aktiver durch das Leben gegangen, es gibt Regeln, die nicht nur auf dem Platz oder während des Trainings zählen, sondern auch außerhalb des Platzes. Wenn man diese Reglen, und das habe ich den Jungs heute auch gesagt, einhält, dann gibt es auch keine Probleme mit mir. Wenn dies aber nicht der Fall ist, dann bin ich derjenge, der die Verantwortung hat und der ihnen helfen wird, diese Regeln zu verstehen. Ob das dann erfahrene Spieler sind oder ganz junge, ist ganz egal. Wenn ich außerhalb der täglichen Trainingsarbeit diszipliniert bin, wenn ich ein Miteinander hinbekomme, dann spiele ich organisiert Fussball und dies ist für mich als Trainer das Ausschlaggebende. Jeder Spieler ist ein Indivium, jeder hat andere charakterliche Stärken und Schwächen, jeder hat sportliche Fähigkeiten, und diese muß er in den Dienst der Mannschaft stellen. So bin ich durch das Leben gekommen, so bin ich erfolgreich gewesen, und dies will ich jetzt als Trainer weitervermitteln.
Ich war auch immer einer, der mit Herz gespielt hat, mit einem riesengroßen Herz sogar - und das erwarte ich ebenso von den Jungs. Nur dann kann man das, was man sich taktisch vornimmt, auch wirklich umsetzen. Wenn das Herz nicht da ist, kann man seine vorhandenen Fähigkeiten nicht abrufen. Und genau dies möchte ich den Jungs vermitteln. Wie man da spielt, welche Auffassung, ob defensiv oder offensiv, würde jetzt sowieso nix bringen, entscheidend ist, daß man organisiert ist und das Jeder das macht, was vorgegeben ist.

Nachfrage der CFC-Fanpage: Demzufolge liegt der Schwerpunkt auf einer organisierten Spielweise - könnte man dies kontrollierte Offensive nennen?
Da könnte man ja Otto Rehhagel schreiben. Nee, nee, ich kann nur nach vorne spielen, wenn ich hinten das "Scheißhaus" dicht habe. Um offensiv zu werden muß ich den Gegner erst einmal attackieren, muß Zweikämpfe gewinnen, muß in Ballbesitz kommen - und dann kann ich mein Spiel entwickeln. Aber um dies umzusetzen, muß ich organisiert sein. Da hat jeder mitzuarbeiten und dies funktioniert nur als Einheit. Dann kann man auch, zumindest in losen Zügen, gewisse individuelle Dinge, die vielleicht vom Potential her nicht in der Mannschaft stecken, kaschieren. Dies ist auch hier, bei dem engen finanziellen Rahmen und der daraus resultierenden Spielerdecke der Fall.

Frage an Rico Steinmann: Was hat sie als Manager des CFC letzten Endes davon überzeugt, daß der CFC mit Frank Rohde in der RL bestehen und angreifen kann?

Diese Dinge, die er selber schon angesprochen hat, und daß ich ihn aus seiner aktiven Laufbahn kenne. Er ist jemand, der dem Erfolg alles andere hundertprozentig unterordnet, sowohl das Eigene, als auch das, was er als Trainer von seinen Spielern abverlangt und was er früher als Kapitän von seinen Mitspielern verlangt hat. Er war derjenige, der damals in der DDR-Nationalmannschaft, beim BFC, später in Hamburg, oder bei der Hertha immer der gewesen ist, der vornweg gelaufen ist, der dorthin gegangen ist, wo es weh tat, und noch dazu alle Anderen dazu gebracht, ebenfalls diese Leistung zu erbringen. Er ist einer, der viel von sich abverlangt und dies wird er auch von seinen Spielern verlangen. Ich denke einmal, daß dies eine gute Grundlage ist, um erfolgreichen Fussball zu spielen. Mich stimmt vor allem seine Art und Weise optimistisch, wie er als Spieler war und wie er jetzt als Trainer auftritt - Fussball IST Arbeit.

Frage an Frank Rohde: Was würden sie den Fans antworten, die sie heute noch wegen ihrer ehemaligen Spielertätigkeit beim BFC Dynamo schräg ansehen!?

Denen würde ich sagen, daß ich in dem bestorganisiertesten Verein der DDR gespielt habe. Ich bin mit knapp 10 Jahren aus Rostock, meiner Heimatstadt, zum BFC gegangen, zu meinen Vater, der beim BFC Jugendleiter war. Ich habe seit dem 10. Lebensjahr die Sportschule durchlaufen, habe eine Superausbildung bekommen und dann das Glück gehabt, beim BFC in die erste Mannschaft zu kommen. Dies war mein Ziel, dafür habe ich gearbeitet, und dazu hat mir der BFC alle Möglichkeiten gegeben. Wenn ich das mit Heute vergleiche, ist es doch gang und gäbe, daß wenn ich die Chance habe, wenn ich gut bin, und einen gesunden Ehrgeiz besitze, immer nach dem Höchsten zu streben. Wahrscheinlich wäre ich zur heutigen Zeit eben bei Bayern München gelandet. Der Vergleich passt eigentlich ganz gut, denn auch die sind nicht immer so beliebt.
Wenn man wie der BFC vorn steht, ist doch klar, daß wenn man dann, wenn man gegen einen Aussenseiter spielt, oder Vereine, die nicht diese Möglichkeiten hatten, einfach unbeliebt ist. Das ist ganz normal, solange es im sportlichen Rahmen bleibt. Jeder Fan hat seinen Verein, wo er mit Liebe dahintersteht - klar hat man da Erinnerungen und Bedenken gegenüber dem BFC. Aber ich sage auch immer wieder, daß ich dort meine schönste Fussballzeit erlebt habe. Im damaligen Team gab es Persönlichkeiten, die heute, so glaube ich, nicht mehr so vorhanden sind. Und das hat mir Spass gemacht - wir waren sehr erfolgreich und dies werde ich mir auch nicht nehmen lassen. Und dem werde ich mich auch immer wieder stellen.

Nachfrage der CFC-Fanpage: Wie sehr waren sie damals als Spieler damit in Berührung, daß der BFC der damalige Verein der Staatssicherheit war? Oder zählte für sie nur dass Sportliche, das Spielen an sich?
Ich denke, wenn man wie ich mit 10 Jahren in einen Verein kommt, der toporganisiert war, konzentriert man sich in erster Linie auf den Sport. Was da hinten an ist, wer der Träger ist - alle Vereine hatten ja einen Träger gehabt, in Karl-Marx-Stadt war es halt der Schwermaschinenbau, in Brandenburg war es das Stahlwerk, und beim BFC waren es halt die Staatssicherheitsorgane des Ministeriums des Inneren - also, wo wir letztlich unsere Gelder herbekommen haben, hat mich zur damaligen Zeit nicht so intensiv beschäftigt. Mich haben eher die Bedingungen interessiert, und die waren top. Uns wurde zu DDR-Zeiten sehr viel abverlangt, und damals war es wahnsinnig schwer, über die Nachwuchsoberliga in die erste Mannschaft zu kommen, und darauf habe ich mich konzentriert. Dies war mein sportliches Ziel, und als ich dies dann gepackt habe, wollte ich Nationalspieler werden. Als ich dann Nationalspieler war, kam die Wende, und dann wollte ich noch einmal, zumindest als alter Sack noch einmal die Bundesliga erleben, die Stadien in Dortmund oder in Lautern sehen. Und dann bin ich losmarschiert, mit meinen 30, und ich war nur die Beigabe von Doll - er war der Superstar und ich war der väterliche Freund, den er immer mitgenommen hat - und nach einem halben Jahr war ich Kapitän in Hamburg. Da waren die Fronten geklärt.

Anmerkung von Rico Steinmann:
Ich möchte kurz etwas zu der DDR-Fußballpolitik anmerken. Als Spieler war ich zur damaligen Zeit in Chemnitz sicherlich nicht der Unbeliebteste. Im ersten Jahr unter Hans Meyer gab es dann eine Dampferfahrt auf der Elbe mit der versammelten DDR-Nationalmannschaft, und dort haben Funktionäre zu mir gesagt, Rico du mußt zu einem Spitzenverein, so geht es nicht weiter. Ich habe damals geantwortet, daß ich dies nicht tun würde - es bestand der Wunsch, daß ich nach Dresden wechseln sollte, und dies wollte ich nicht. Ja, und wie diese Maschinerie dann so funktioniert, gab es zwischen den Zeilen dann doch gewisse Druckmittel. Wir haben uns dann so geeinigt, das wir gesagt haben, wenn der FCK den UEFA-Cup-Platz erreicht, darf ich bleiben, ansonsten geht es ab nach Dresden. Was ich damit sagen möchte - auch mir hätte es passieren können, in Dresden für einen Polizeiverein spielen zu müssen. Und eine zweite Sache ist doch die, wenn ich in Berlin geboren wäre, dann hätte ich wahrscheinlich mit Rohde zusammen gespielt - und wäre trotzdem genau der Kerl gewesen, der hier bestimmt nicht der Unbeliebteste gewesen ist.

Frage an Rico Steinmann: Ein angeblicher Streitpunkt zwischen Ihnen und Joachim Müller war die Verpflichtung von Thomas Hoßmang vom Dresdner SC. Wie paßt die geplante Verpflichtung eines 36jährigen zur Philosophie von jungen, erfolgshungrigen Spielern?

Ich denke, dass wir im Moment eine Vielzahl von jungen ehrgeizigen Spielern haben, wir haben 7 oder 8 Leute, die 20 Jahre oder jünger sind. Dies ist enorm viel. Wir brauchen aber für die neue Saison Spieler, die Persönlichkeiten und Führungsspieler sind, denn dies war der Punkt, wo wir in der letzten Saison zu oft gescheitert sind. In Spielen, wo es eng wurde, wo charakterlich starke Spieler gefragt waren, haben wir als Mannschaft einfach versagt. Uns fehlen Spieler, die auch den Kopf oben behalten, wenn es eng wird. Es ist schwierig, bei unseren finanziellen Möglichkeiten solche Spieler zu bekommen - und dann brauchen wir sie auch auf den Positionen, wo wir sie wirklich benötigen. Es waren einige Spieler im Gespräch, einige bzw. die meisten waren finanziell nicht machbar. Hoßmang war ein Spieler, der in Dresden bewiesen hat, daß er eine solche Führungsrolle inne hat, mit allen negativen Begleiterscheinungen, die diese natürlich mit sich bringt. Über diesen Name wurde hier intern gesprochen, und wir werden auch im Spieljahr 03/04 große Probleme bekommen, wenn wir nicht den einen oder anderen Spieler dieser Art bekommen. Dies war der einzige Grund, weshalb dieser Name ins Gespräch gebracht wurde.

Frage an Rico Steinmann: Ein potentieller Kandidat wie Christian Fröhlich wechselt zur Konkurrenz nach Dresden, der ehemalige Chemnitzer Sixten Veit sogar eine Klasse tiefer zum HFC. Wären dies nicht auch Spieler für den CFC gewesen?

Für Christian Fröhlich gab es ein konkretes Angebot von uns. Ich weiß auch ungefähr, in welchen finanziellen Regionen er jetzt in Dresden spielt - dies war für uns einfach nicht machbar. Sixten Veit war auch mal ein Thema, aber nach allen Informationen, die wir uns über ihn geholt haben, sind wir nicht der Meinung gewesen, daß es der Typ ist, den wir in der jetztigen Situation benötigen.

Frage an Frank Rohde: Welche Ziele möchten Sie selbst mit dem CFC in den nächsten 2 Jahren erreichen?

Soweit kann ich jetzt noch nicht denken. Wenn man weiss, wie das Trainergeschäft läuft, gerade auch hier in Chemnitz, kann ich nur den Spruch wiederholen, den ich heute morgen zu den Jungs gesagt habe: Ihr habt hier jedes Jahr auf eurem heiligen Mannschaftsbus einen neuen Trainer gehabt, und mein erstes Ziel ist, daß da im nächstes Jahr nicht schon wieder ein Neuer drauf ist.
Absolut kurzfristiges Ziel ist es, erst einmal einen Kader zusammenzubauen. Deswegen bin ich auch mit Rico rund um die Uhr aktiv und paddele und renne, daß man den Kader für die nächste Saison hinbekommt. Manchmal kann ich nachts nicht mehr richtig pennen, weil wieder eine Unterschrift fehlt. Deswegen kann man sich nur das kurzfristige Ziel setzen, so schnell wie möglich mit Rico zusammen die Mannschaft zu komplettieren. Der nächste Schritt ist dann, daß wir uns als Truppe ordentlich kennenlernen. Die Jungs müssen mich kennen, und ich muß die Jungs kennen, ich muß zwischen den neuen und alten Spielern und natürlich auch zwischen mir und der Mannschaft einen Zusammenhalt herstellen. Wir haben nur 4 Wochen, dann geht es los. Und ganz nebenbei müssen natürlich auch darauf achten, dass wir richtig fit sind.
Ich könnte jetzt erzählen, daß ich hier wer weiß wie große Pläne habe, aber dies hat überhaupt keinen Sinn, da der Fußball ein Tagesgeschäft ist. Ihr habt das ja vorhin so schön gesagt - der Lieblingstrainer ist jetzt weg und nun ist hier der Stasi-Offizier gekommen - und wenn die Erfolge dann ausbleiben, dann kommt auch für mich der große Druck.
Mittelfristige Zielsetzungen, oder welche Tabellenposition ich im ersten Jahr anstrebe, oder welchen Platz wir im zweiten Jahr belegen werden, ist in diesem Geschäft einfach Quatsch - glaubt es mir einfach. Persönlich habe ich natürlich ganz klar den Ehrgeiz, nachzuweisen, daß ich es besser kann als auf meinen bisherigen Trainerstationen - deswegen habe ich auch gleich gesagt, dass ich als Trainer bisher eine Pfeife war, um mich selber ein bißchen unter Druck zu setzen. Man muß immer bei sich selbst beginnen, nur dann kann man die Anderen mit ins Boot und die Verantwortung nehmen.

Frage an Frank Rohde: Vor ihnen waren mit Matthias Schulz und Joachim Müller Trainer am Werk, die ebenfalls in der DDR-Oberliga gespielt haben und aus ihren Spieler-Erfahrungen profitieren wollten. Sie reihen sich in diesen Bezug ein - was glauben sie, anders zu machen, um nicht ebenfalls zu scheitern?

Ich könnte jetzt bei den Voraussetzungen anfangen, die man bei den Vereinen vorgefunden hat - ein Erlebnis, wie es jetzt hier Joachim Müller hatte, hatte ich selbst in Leipzig und dies war eine Riesenenttäuschung. Man hat Ziele, man hat Vorstellungen - ich habe dort 3 Monate als Trainer und Geschäftsführer alles allein gemacht - und dann wird man mehr oder weniger, wenn der Erfolg ausbleibt, abserviert. Wenn man so ein ehrgeizger Kerl ist, wie ich das bin, ist dies ein Wahnsinn. Natürlich setzt man sich dann hin und sagt sich, wenn man so eine neue Aufgabe angeht, wo hat's denn eigentlich geklemmt. Vielleicht hat man auch einmal überzogen - ich bin nun mal ein sturer Schädel - und sollte, wenn man etwas durchsetzen möchte, auch nach links oder rechts schauen und ein bißchen Gas herausnehmen. Oder vielleicht auch einmal eher das Gesprächmit dem einen oder anderen Spieler suchen. Aber von meinem Grundprinzip, von meiner Auffassung vom Fussball von den Trainingsmethoden her, lasse ich mich nicht abbringen. Da würde ich den Charakter Rohde, von seiner Erfolgslinie wie er als Aktiver war, abgehen, würde ich mich verbiegen lassen und dies kommt auf keinen Fall in Frage.

Frage an Rico Steinmann: Gerüchten zufolge verhandeln Eintracht Braunschweig und Rot-Weiß Essen mit Stefan Meissner. Ist ein Wechsel des Kapitäns denkbar?

Stefan Meissner hat hier bei uns einen Vertag bis 2005, und wir erhoffen uns von Stefan Meissner noch sehr viel. Er hat in der letzten Zeit auf Positionen gespielt, wo er seine Stärken nicht voll ausspielen konnte. Ich bin mir mit dem Trainer einig, daß Stefan vorn spielen sollte, denn dort hilft er uns als Mannschaft am meisten weiter. Wir denken sogar weiter - Stefan ist in einem Alter, wo er nach Ablauf seines Vertrages sicher nicht mehr die Riesenmöglichkeiten zu einem weiteren Wechsel hat. Ich denke, es wird an ihm liegen, ob man selbst über dieses Datum hinaus mit ihm nochmal beim CFC verlängert. Er hat jetzt die Chance, auf der Position zu spielen, wo er am liebsten spielt, aber dies muss er natürlich auf dem Platz nachweisen.

Nachfrage der CFC-Fanpage: Ist der Vertrag gegenüber Braunschweig wasserdicht?
Ja, es gibt lediglich eine Klausel für die zweite Liga darin.

Frage an Rico Steinmann und Frank Rohde: Diese Woche wurden 16 Testspieler zum Probetraining eingeladen. Nach welchen Kriterien erfolgte diese Auswahl?

Rico Steinmann: Gleich neben mir liegt ein roter Ordner, wo 120 Spieler drin sind, die uns angeboten wurden. Wir haben natürlich geschaut, welche Positionen wir benötigen und haben darüber sehr lange mit den Trainern Barsikow, Ananiev, Kretzschmann und natürlich Frank Rohde zusammengesessebn. Wir haben unsere Testspieler danach ausgewählt, wo wir wirklich Bedarf haben - speziell auf der Manndeckerposition, und der zentralen defensiven Position.

Nachfrage der CFC-Fanpage: Aus den bisherigen 16 Spielern wird also ein 20'er Kader entstehen?
Rico Steinmann: Ja, so kann man es sich wohl vorstellen. Wir haben bisher 16 Spieler unter Vertrag und wir streben an, auf 22 Spieler zu kommen. Dies gestaltet sich aber relativ schwierig - nicht das wir nicht den einen oder anderen Spieler gern verpflichten würden, aber aufgrund der finanziellen Situation im Verein ist dies alles sehr kompliziert.

Nachfrage der CFC-Fanpage: Gibt es noch eine derartige Testrunde?
Rico Steinmann: Nein, dies ist nicht geplant.

Frage an Rico Steinmann und Frank Rohde: Wir möchten uns an dieser Stelle ausdrücklich für dieses Interview bedanken und hoffen, auf die sehr kontroverse Diskussion im Internet rund um den Trainerwechsel beim CFC ein paar Antworten gegeben zu haben. Letzte Frage - wie wichtig ist ihnen die öffentliche Meinung der Fans?

Frank Rohde: Im Fussball geht es überhaupt nicht ohne Fans. Das Fanthema ist ein sehr sensibles Thema, und deswegen sitzen wir jetzt hier auch zusammen, um über die Trainerfrage oder Spielereinkäufe die Fans nach außen zu informieren. Es gibt keinen Fussballer und keine Mannschaft, die ohne Fans auskommen kann. Wenn die Fans sehen, daß eine Mannschaft auf dem Platz steht, die Einsatz bringt und kämpft, dann springt der Funke auch zu den Fans über. Das Thema Fan ist sowohl für die Mannschaft wichtig, als auch für den Verein. Ohne Fans würden wir als CFC, der Verein, und auch wir als die verantwortliche Mannschaft nicht überleben. Dem Fan muß man aber auch zugestehen, daß er kritisch sein darf. Er will letztlich den Erolg haben, möchte Spass mit seiner Mannschaft haben und er investiert auch sehr viel Geld in sein Hobby. Dies muß man auch den Jungs, die auf den Rasen stehen, immer mal wieder in die "Birne" hämmern. Es gibt nix Schöneres, als Erfolg zu haben und gemeinsam zu jubeln.

Rico Steinmann: Ich denke, daß es für die Fans wichtig sein sollte, einmal darüber nachzudenken, daß die ganzen Entscheidungen, die hier getroffen worden sind, keine persönlichen Entscheidungen sind, sondern Entscheidungen zum Wohle des CFC. Es geht nicht um Joachim Müller, oder um Frank Rohde, erst recht nicht um Steinmann, sondern einfach nur um unsere Himmelblauen. Deswegen hoffe ich natürlich, daß die Fans unserer Mannschaft von Anfang an die Chance und die Unterstützung geben, damit wir gemeinsam Erfolg haben. Wir hätten es uns auch leicht machen und zu Joachim Müller sagen können, ok, lass uns weitermachen - aber wir haben die Entscheidung für unseren CFC so gefällt. Das gemeinsame Ziel, wieder an alte erfolgreiche Zeiten anknüpfen zu wollen, erreichen wir nur gemeinsam - als Fans, Freunde, Verein, und Mannschaft, die alle zusammen samstags auf der Fischerwiese eine Einheit bilden und an einem Strang ziehen müssen.

Die CFC-Fanpage wünscht dem Trainer und den Manager alles Gute für die Saison 2003/04 !!

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