Offener Brief des Fanszene e.V. an die Gläubiger des CFC

24.09.2018, 20:45 Uhr | 1190 Aufrufe
Angesichts der am Mittwoch (26.09.) anstehenden Gläubigerversammlung und der in der letzten Woche bekannt gewordenen Tagesordnung hat der Fanszene e.V. einen offenen Brief an die dort versammelten Gläubiger des CFC gerichtet. Klipp und klar heißt es darin: "Aber auch DIE Chance für Sie, liebe Gläubiger, Klaus Siemon mit einem erfolgreichen Abwahlantrag zurück nach Düsseldorf zu schicken. Dafür ist der Mittwoch DIE Gelegenheit und es ist die einzige Gelegenheit im laufenden Insolvenzverfahren, dies zu tun. Zwar kann auch das Gericht Klaus Siemon abberufen und einen neuen Insolvenzverwalter bestimmen, doch die größte Chance haben Sie, liebe Gläubiger. Und wir hoffen inständig, dass Sie genau das tun mögen, daher dieser Appell an Ihre Vernunft." Im nachstehenden offenen Brief werden vielfältige Gründe angeführt, warum Insolvenzverwalter Klaus Siemon abgelöst werden sollte - unterschrieben von vielen Fanclubs des CFC und dem Vorstand des Fanszene e.V.!

Offener Brief an die Gläubiger des Chemnitzer FC e.V.

Appell an die Vernunft

Liebe Gläubiger, liebe Mitglieder, liebe Fans,

Am Mittwoch steht für den Chemnitzer FC e.V. ein ganz wichtiger Termin an. Es geht um nicht weniger als seine Zukunft: am Mittwoch findet die Gläubigerversammlung statt. DIE Chance für Klaus Siemon, seine Pläne absegnen zu lassen. Aber auch DIE Chance für Sie, liebe Gläubiger, Klaus Siemon mit einem erfolgreichen Abwahlantrag zurück nach Düsseldorf zu schicken. Dafür ist der Mittwoch DIE Gelegenheit und es ist die einzige Gelegenheit im laufenden Insolvenzverfahren, dies zu tun. Zwar kann auch das Gericht Klaus Siemon abberufen und einen neuen Insolvenzverwalter bestimmen, doch die größte Chance haben Sie, liebe Gläubiger. Und wir hoffen inständig, dass Sie genau das tun mögen, daher dieser Appell an Ihre Vernunft. Gründe für einen Abwahlantrag gibt es mehr als genug und wir möchten die Gelegenheit nutzen, einige hier aufzuführen:

Transpi in Bautzen• Schon kurz nach Einreichung des Antrags auf Insolvenz wurde klar, dass die Zusammenarbeit mit Klaus Siemon schwierig werden würde. Fragen oder Vorschläge bewertete er als Einmischung in seinen Kompetenzbereich, nicht als konstruktive Kritik oder gut gemeinten Ratschlag. Dies gipfelte dann vorerst in der Einstellung von Thomas Sobotzik. Am Ende machte Klaus Siemon eine positive Fortführungsprognose von dieser einen personellen Entscheidung abhängig. Dies ist nichts anderes als Erpressung und führte auch zum aus seiner Sicht gewünschten Ergebnis. Mit dem Vertrag für Thomas Sobotzik zeigt sich die Fortführung der Politik der vergangenen Jahre, in denen Manager und Spieler mit üppigen Verträgen ausgestattet wurden, die sich der Verein eigentlich nicht leisten kann. Das zeigt sich in diesem Fall erstens in der Vertragslaufzeit für einen Manager, der diese Position noch nie ausgeübt hat. Zweitens an der Steigerung des Festgehalts bei Aufstieg in die Dritte und Zweite Bundesliga und drittens an den Bonuszahlungen, die eine prozentuale Beteiligung an den Fernsehgeldern vorsehen, was in der Branche absolut unüblich ist. Das mag in der vierten Liga noch nicht die große Rolle spielen, in der Dritten und Zweiten Liga hingegen schon. Interessanterweise wies Klaus Siemon genau zu dieser Zeit eine Forderung von eins energie zurück, die ebenfalls an den Fernsehgeldern prozentual beteiligt werden wollte.

• Klaus Siemon fordert die Neubesetzung der Vereinsgremien. Ein Bereich, der ihn überhaupt nichts angeht. Er ist für die Finanzen zuständig, nicht für Entscheidungen in den Vereinsgremien. Dies hinderte ihn nicht daran, den Rücktritt des gesamten Aufsichtsrats zu fordern. Es liegt daher die Schlussfolgerung nahe, dass der folgende Punkt meiner Ausführungen nichts mit den Personen des Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden zu tun haben, sondern das es Klaus Siemon darum geht, die beiden Gremien handlungsunfähig zu machen, um seine Pläne ohne die Vereinsmitglieder und die sie vertretenden Gremien umsetzen zu können.

Transpi in Bautzen• Höhepunkt des Auseinanderdriftens zwischen Insolvenzverwalter und Vereinsgremien war das Hausverbot für Andreas Georgi und Uwe Bauch. Mit wechselnden und fadenscheinigen Begründungen rechtfertigte er sein Handeln und warf den beiden unter anderem vor, nicht im Sinne des Vereins zu handeln oder sich nicht um die Gewinnung von Sponsoren gekümmert zu haben. Auch andere mehr oder weniger Beteiligte mussten als Begründung herhalten: wahlweise Mitglieder, Fans und Sponsoren, die ihr Engagement von einer weiteren Tätigkeit von Uwe Bauch abhängig machen würden oder Stadträte, die einen personellen Neuanfang fordern würden. Die Behauptung, Andreas Georgi würde suspendiert werden, weil er als Uwe Bauchs Anwalt tätig wäre, ist der Höhepunkt dieser Lügen des Insolvenzverwalters und nicht anders kann man das bezeichnen. Einige Wochen später, direkt nach dem Entscheid des Landgerichts, sprach Klaus Siemon im MDR davon, dass sich die beiden Vorsitzenden der Gremien nicht für die Führung eines Vereins eignen würden, er sprach ihnen also die Kompetenz ab. Spätestens an dieser Stelle geht es für beide dann auch um ihre berufliche Zukunft, denn ihr Ruf wird durch diese Verleumdungen nachhaltig beschädigt. Beide führen schließlich erfolgreich ein Unternehmen bzw. eine Kanzlei. Logischerweise wehrten sich Andreas Georgi und Uwe Bauch gerichtlich gegen die Hausverbote, die das Gericht nach einigem Zeitspiel von Klaus Siemon in Teilen zurücknahm. Darüber hinaus bestätigt das Gericht, dass Vorstandsvorsitzender und Aufsichtsrat auch in der Insolvenz Rechte und Pflichten haben, die es auszuüben gilt. Selbstverständlich kündigte Klaus Siemon an, eine Berufung zu prüfen.

• Unterdessen versuchte der Ehrenrat, zu schlichten und beide Seiten an einen Tisch zu bekommen. Dies scheiterte ebenso wie direkte Versuche, mit dem Insolvenzverwalter ins Gespräch zu kommen. Offensichtlich ist er an einer Zusammenarbeit nicht interessiert.

• Die Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit dürfen keine Veröffentlichungen vornehmen, die Klaus Siemon nicht abgesegnet hat. Selbst einfachste Dinge wie Anreisehinweise für die Auswärtsspiele sind davon betroffen. Auch hier mischt er sich in Aufgaben ein, die ihn als Insolvenzverwalter nichts angehen. Veröffentlichungen auf der Homepage durch Mitglieder der Vereinsgremien wurden gezielt verhindert, sei es eine Erklärung des Ehrenrats oder eine Stellungnahme des Aufsichtsrats und Vorstandsvorsitzenden. Stattdessen nutzt er die Vereinshomepage für eigene, fragwürdige Veröffentlichungen. Beispielsweise wird eine Abholung von Unterlagen kurzerhand als Hausdurchsuchung der Geschäftsstelle hingestellt, die die Mitarbeiter schockiert zurückgelassen hätte.

• Klaus Siemon bezeichnete Infront zu Beginn seiner Arbeit in Chemnitz als die Ursache allen Übels. Der Vertrag war ein wichtiger Baustein der jetzt vorliegenden Insolvenz. Umso mehr erstaunt es, dass nun in aller Stille einen nicht nachvollziehbaren Deal mit Infront geschlossen wurde, der jetzt von Ihnen, liebe Gläubiger, abgesegnet werden soll.

Transpi in Bautzen• Über seine Pläne für die Zukunft hingegen schwieg sich Klaus Siemon lange aus. Ein Insolvenzplan wurde nicht veröffentlicht, stattdessen wird in zahlreichen Interviews lieber gegen die Vereinsgremien geschossen. Selbst die Tagesordnung zur Gläubigerversammlung wurde nicht über die Homepage veröffentlicht, sondern über eine Bekanntmachung des Insolvenzgerichts. Dies ist insofern skandalös, als dass er sich von Ihnen, liebe Gläubiger, eine Bestätigung für die Pläne zur Ausgliederung der Profimannschaft und Nachwuchsmannschaften bis zur B-Jugend geben lassen will. Ihre Bestätigung ersetzt hierbei die durch die Mitglieder des Chemnitzer FC e.V., die ansonsten mit einer Mehrheit von 75% hätten zustimmen müssen. Die konkreten Schritte der Ausgliederung lässt Klaus Siemon hierbei bis heute völlig offen. Komplett unklar zum Beispiel ist, wie es mit dem Nachwuchs, mit den Frauen, mit den Blindenfußballern und mit dem eingetragenen Verein insgesamt weitergehen soll.

Diese Gründe lassen für uns nur einen Schluss zu: Klaus Siemon muss abgewählt oder abberufen werden. Er ist im Begriff, sich hier sein eigenes Reich zu schaffen. Mit der Ankündigung der Ausgliederung überschreitet der Insolvenzverwalter aus unserer Sicht mal wieder seine Kompetenzen. Wir würden sogar so weit gehen, dass ein Prozess der Ausgliederung ihn eindeutig nichts angeht. Seine Aufgabe ist es, den Verein wieder in ruhiges Fahrwasser zu führen, mit einem geordneten Insolvenzplan und einem geordneten Verfahren. Immer wieder wird uns Gegnern der Ausgliederung unterstellt, wir wären prinzipiell gegen eine Ausgliederung. Völliger Blödsinn, wir sind nicht prinzipiell gegen eine Ausgliederung, sondern gegen eine Ausgliederung zum jetzigen Zeitpunkt. Das ist ein großer Unterschied. Eine Ausgliederung kann später angegangen werden, wenn der Verein auf gesunden Füßen steht. In Zusammenarbeit zwischen Vereinsgremien, Mitgliedern und Fans können Bedingungen definiert werden, zu denen eine Ausgliederung möglich wäre. Und das wird dann durch die Mitgliederversammlung bestätigt.

Zum jetzigen Zeitpunkt aber haben die Mitglieder nichts zu sagen, dürfen nicht mal zustimmen oder ablehnen und zudem sind wir noch angewiesen auf den Verkauf der 49% der Anteile an der Kapitalgesellschaft. Wir können uns also nicht wie beim 1. FC Magdeburg unsere Investoren aussuchen, sondern wir müssen darauf hoffen, dass überhaupt welche kommen. Sinnvollerweise sollte ein Verein aber zunächst 100% der Anteile an der Kapitalgesellschaft halten und diese im nächsten Schritt an Investoren verkaufen. Abgesehen davon, dass ein nicht insolventer Chemnitzer FC e.V. in einer höheren Liga deutlich mehr für seine Anteile erlösen könnte. Daher appellieren wir an Ihre Vernunft, einer Ausgliederung zum jetzigen Zeitpunkt nicht zuzustimmen.

Transpi in BautzenEs hätte alles so schön sein können. Der Verein nutzt die Insolvenz zur Restrukturierung und Konsolidierung. In der Regionalliga werden vorerst kleinere Brötchen gebacken, es wird stattdessen in Strukturen im Verein investiert, was dringend nötig ist, denn die Geschäftsstelle ist unterbesetzt. Der restrukturierte und gesundete Verein etabliert sich mit guter Nachwuchsarbeit und sinnvollen Transfers in der Regionalliga und steigt nach ein paar Jahren wieder in die dritte Liga auf. Die Realität ist eine andere. Wieder wurde alles in die Mannschaft gesteckt, dringend benötigte Posten in der Geschäftsstelle bleiben unbesetzt. Der Aufstieg soll unter allen Umständen schon diese Saison angegangen werden. Da wird auch nicht davor zurückschreckt, eine Lücke im Etat klaffen zu lassen. Zum jetzigen Zeitpunkt, in der Insolvenz. Abgesegnet von Klaus Siemon und dem Vorstand für Finanzen Thomas Sobotzik. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. Langfristiger, nachhaltiger Erfolg wird wieder aufgegeben für die kurzfristige Möglichkeit, aufzusteigen. Ein Blick nach Offenbach und Aachen genügt, um zu sehen, dass nach einer Insolvenz gleich noch die nächste folgen kann.

Noch ist es nicht zu spät, Klaus Siemon Einhalt zu gebieten. Noch kann der CFC in einem geordneten Insolvenzverfahren, mit einem neuen Insolvenzverwalter und einem guten Insolvenzplan zurück in die Spur gebracht werden. Und wir bitten Sie, liebe Gläubiger, um nichts anderes als diesen Stein ins Rollen zu bringen.

Allen, die es mit dem Lesen bis hierhin geschafft haben, danken wir für die Aufmerksamkeit.

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Bilder: Gentleman on Tour

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