Zu Gast in Hartha: Der CFC beim Gaumeister von 1937 und 1938

08.07.2013, 13:30 Uhr | 1550 Aufrufe
Logo des BC HarthaAm Dienstag, den 09.07.13, gastiert der Chemnitzer FC beim BC Hartha. Anlass ist ein rundes Jubliläum, denn der Gastgeber wurde am 19. Juli 1913 gegründet und feiert in diesen Tagen seinen 100. Geburtstag. Aber nicht nur der CFC gibt sich in der sächsischen Kleinstadt die Ehre - Ende Mai war bereits der FC Carl Zeiss Jena zu Gast (0:14), und nur drei Tage nach dem Auftritt der ersten Elf der Himmelblauen wird das Traditionsteam des 1. FC Nürnberg in Hartha zu Gast sein. Dabei ist der BC Hartha nach zwei mühevollen Jahren in der Kreisoberliga gerade als Tabellenletzter in die Kreisliga A abgestiegen. Weshalb dann dieser Pomp für diesen kleinen Verein? Antwort: Der kleine, unscheinbare Ballspiel-Club aus Hartha (HBC) wurde 1937 und 1938 vor den damaligen Abo-Meistern aus Chemnitz (CBC, PSV) und Dresden (DSC) völlig überraschend Sächsischer Meister und spielte als zweimaliger Landesmeister Sachsens in der Endrunde der Deutschen Meisterschaft u.a. gegen Teams wie den Hamburger SV, Fortuna Düsseldorf und den VfB Stuttgart. Dort kam der BC Hartha zwar nicht über die Quali-Runde hinaus, belegte aber stets einen respektablen 2. Platz in seiner Staffel.

Logo des Chemnitzer BCIm Spieljahr 1931-32 gab es im Deutschen Reich noch über 50 regionale Ligen, aus denen in einem langwierigen Modus der Deutsche Meister ermittelt wurde. Auf dem DFB-Bundestag von 1932 sollten die Weichen für eine Straffung der Deutschen Meisterschaft gestellt werden, Vorschläge wurden getätigt, aber letztlich kamen die Nationalsozialisten den DFB-Funktionären zuvor. Mit Beginn des Spieljahres 1933-34 wurden 16 Gauligen (u.a. Sachsen) eingeführt, die einen Meister ausspielten und diesen zur Teilnahme an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft entsandten. Die 16 Gaumeister spielten eine Quali-Runde in 4 Staffeln, deren Sieger ermittelten per Halbfinale und Finale den Deutschen Meister. Erster Gaumeister wurde in Sachsen Platzhirsch Dresdner SC (1934). Doch in den beiden nächsten Jahren ging der Titel an den PSV Chemnitz, der es 1935 in der Endrunde bis ins Halbfinale der Deutschen Meisterschaft schaffte und mit 2:3 knapp am späteren Meister Schalke 04 scheiterte. Der städtische Konkurrent, der Chemnitzer BC, war 1933 in Konkurs gegangen. Der Verein wurde zwar umgehend als CBC 1933 neu gegründet, konnte aber aufgrund der internen Wirren die Gauliga nicht halten und rutschte in die Bezirksliga ab.

Logo des PSV Chemnitz1935 rieb man sich in Sachsen die Augen - der BC Hartha hatte sich in der Bezirksliga gegen den Chemnitzer BC (3:1-Sieg in Chemnitz vor 15.000 Zuschauern) durchgesetzt und stand als Neuling in der Gauliga. Bereits in der ersten Saison 1935-36 kamen die Blau-Gelben aus Hartha auf einen starken 6. Platz. Der Clou sollte 1937 folgen, als der BC Hartha den amtierenden Meister PSV Chemnitz entthronte, und seinen Titel auch 1938 vor Fortuna Leipzig behaupten konnte. Das entscheidende Spiel zwischen Hartha und Leipzig sahen damals 16.000 Zuschauer - im "Industriestadion", wo am Dienstag auch der CFC zu Gast sein wird. Vater dieses Stadions ist Oscar Möbius, der als Spieler, Mannschaftsleiter und Ehrenmitglied des HBC fungierte. Seine finanziellen Möglichkeiten führten nicht nur zum neuen Stadion, sondern auch zum Erstarken der Elf. Auf der Homepage des BC findet man dazu: "Neben dem guten Spielernachwuchs aus den eigenen Reihen des Verein schaffte er sich durch Zuzug auswärtiger Kräfte, die durch Einstellung im eigenen Betrieb zum Teil schon jahrelanger Arbeitslosigkeit enthoben wurden, eine kampfstarke Mannschaft". Auf Neudeutsch: Durch Sponsor Möbius konnte sich der kleine Verein exklusive Spieler aus ganz Deutschland leisten.

Logo des Dresdner SCIn der Saison 1938-39 wurde die sächsische Rangordnung wiederhergestellt, der Dresdner SC schnappte sich den Titel vor Altmeister VfB Leipzig und dem BC Hartha. Auch 1940 und 1941 ging der Titel an die schwarz-roten Dresdner. Der Stern des BC Hartha hingegen verblasste langsam. 1940 kam der HBC hinter dem wieder aufgestiegenen Chemnitzer BC (starker 2. Platz hinter dem DSC) und PSV Chemnitz (3.) als Vierter ein, 1941 landete man nur noch auf dem 9. Platz und stieg in die Bezirksklasse ab. In Chemnitz vollzog sich hingegen eine Wachablösung im städtischen Fussball: 1942 kam der CBC als Dritter der Meisterschaft ein, der PSV lag 2 Punkte dahinter auf dem 4. Platz. Im Spieljahr 1942-43 rutschte der PSV ganz ab - Platz 9 und Abstieg in die Bezirksliga. Dafür holte der Chemnitzer BC sowohl 1943 als auch 1944 jeweils den 4. Platz in der "Sportbereichsklasse Sachsen" - der Begriff "Gauliga" wurde 1939 wieder abgeschafft, da den braunen Herrschern das darin vorkommende Wörtchen "Liga" zu englisch vorkam. Der Dresdner SC schaffte 1943 und 1944 schließlich das, was alle anderen Sächsischen Meister seit 1933 vergeblich versucht hatten - man holte den Titel "Deutscher Meister" nach Sachsen.

BC Hartha (Ballspiel-Club Hartha)
1935: Aufstieg in die Gauliga
1935-36: 6. Platz
1936-37: Gaumeister
1937-38: Gaumeister
1938-39: 3. Platz
1939-40: 4. Platz (Staffel 2 / 1. DSC, 2. CBC, 3. PSV)
1940-41: 9. Platz (Abstieg in die Bezirksliga)
1942: Aufstieg in die Sportbereichsklasse Sachsen (Gauliga)
1942-43: 3. Platz
1943-44: 3. Platz

PSV Chemnitz (Polizeisport-Verein Chemnitz)
1933-34: 3. Platz
1934: Eröffnung Fischerwiese (13. Mai 1934, PSV-Fürth 5:1, 25.000)
1934-35: Gaumeister (Dt. Meisterschaft, Halbfinale: Schalke-PSV 3:2)
1935-36: Gaumeister
1936-37: 2. Platz
1937-38: 3. Platz
1938-39: 5. Platz
1939-40: 3. Platz (Staffel 2 / 1. DSC, 2. CBC, 3. PSV)
1940-41: 3. Platz
1941-42: 4. Platz
1942-43: 9. Platz (Abstieg in die Bezirksliga)

Chemnitzer BC (Chemnitzer Ballspiel-Club)
1933 Konkurs, Neugründung als "Chemnitzer BC 1933"
1933-34: 9. Platz (Abstieg in die Bezirksliga)
1938: Eröffnung Großkampfbahn (Spielstätte des CBC)
1939: Aufstieg in die Gauliga
1939-40: 2. Platz (Staffel 2 / 1. DSC, 2. CBC, 3. PSV)
1940-41: 6. Platz
1941-42: 3. Platz
1942-43: 4. Platz
1943-44: 4. Platz

Dresdner SC (Dresdner Sport-Club)
1933-34: Gaumeister
1934-35: 2. Platz
1935-36: 2. Platz
1936-37: 4. Platz
1937-38: 4. Platz
1938-39: Gaumeister
1939-40: Meister Sachsen
1940-41: Meister Sachsen
1941-42: 2. Platz
1942-43: Meister Sachsen (Dt. Meister 1943)
1943-44: Meister Sachsen (Dt. Meister 1944)


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