Oberbürgermeisterin lässt CFC in Stadionfrage im Regen stehen

07.03.2011, 20:57 Uhr | 828 Aufrufe
Wie gehts mit der Fischerwiese weiter?In der vergangenen Woche brachte Peter Müller, wie gewohnt persönlich, die Lizenzunterlagen in die DFB-Zentrale nach Frankfurt/M. Neben dem Problem, die finanzielle Seite der kommenden Saison abzusichern, hätte die CFC-Leitung im Falle des Aufstiegs in die 3. Liga auch noch ein Stadionproblem auf dem Tisch. Denn vom DFB werden mindestens 2.000 Sitzplätze gefordert – die Fischerwiese hat ein paar über 1.000. Unterstützung von der Stadt können sich die Himmelblauen aber abschminken. Die „Freie Presse“ befragte für ihre Samstagsausgabe Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig zur Situation der Sportstätten in Chemnitz. In einem Teil des Interviews heißt es zur Stadionsituation des CFC:

Freie Presse: Der CFC marschiert Richtung dritte Liga. Dem Verein fehlt aber ein zeitgemäßes Stadion. Warum sind neue Arenen in Magdeburg oder Halle möglich, in Chemnitz jedoch nicht?
Barbara Ludwig: Alle, die sich so vehement für ein neues Stadion interessieren, sollten auch als Besucher zum Fußball gehen. Voraussetzung für ein neues Stadion ist ein größerer Zuschauerzuspruch. Der CFC spielt seit Saisonbeginn erfolgreichen Fußball. Dennoch kommen nach wie vor nur 3.000 bis 4.000 Besucher. Außerdem ist das Stadion weitestgehend drittliga-tauglich, seit wir 2009 rund 1,5 Millionen Euro investiert haben.
Der DFB fordert für die dritte Liga 2000 Sitzplätze. Im Stadion Gellerstraße gibt es derzeit aber nur reichlich 1000.
Wenn sich die Mannschaft in der dritten Liga etabliert, werden wir mit den CFC-Verantwortlichen reden, um eine Lösung zu finden. Und was andere Städte angeht: Ich staune über die Hallenser, dass sie sich trotz hoher Verschuldung ihrer Kommune ein neues Stadion leisten. In Chemnitz wäre das nicht möglich, weil die Landesdirektion so ein Projekt gar nicht genehmigen würde.
Ein privat finanzierter Stadionbau ist wohl Utopie?
Wir haben in der Stadt gegenwärtig kein Unternehmen, das als Namensgeber infrage kommt und so viel Geld investieren kann.


Die Oberbürgermeisterin stellte also - wie im Oktober letzten Jahres schon ihre Sportbürgermeisterin, Heidemarie Lüth - noch einmal klar, dass der CFC von der Stadt nichts erwarten könne. Man könnte meinen, 1,5 Mio. EUR in 2 Jahren seien auch genug Investition durch die Kommune. Tatsächlich aber kamen nur 0,5 Mio. EUR aus dem Stadtsäckel, den Rest trug zum großen Teil die Sächsische Aufbaubank und zu einem kleinen Teil der CFC. Und Barbara Ludwig nimmt die Anhänger in die Pflicht. Doch das Chemnitzer Stadtoberhaupt scheint nicht bedacht zu haben, dass ein höheres Zuschauerinteresse auch in nicht unerheblichem Maß vom Komfort einer Arena abhängt. Die 3.000 Zuschauer, die gegen Cottbus II dem CFC zuschauten, mussten fast 2 Stunden im Dauerregen ausharren. Mit einer Überdachung über der Gegengeraden wären sicher mehr gekommen...
Zudem lassen sich Beispiele finden, wie Stadionneubauten den Zuschauerschnitt der Fußballvereine beflügelten: In Rostock stieg nach dem Neubau des Ostseestadions (2000 bis 2001) der in den späten neuziger Jahren auf nur noch um 16.000 Zuschauer pro Spiel abgesunkene Schnitt auf wieder über 22.000 (2003/2004). Der FC Hansa gehörte in dieser Zeit permanent der 1. Bundesliga an und pendelte zwischen dem 9. und 15. Platz.
Anderes Beispiel, welches dem CFC näher kommt: In Magdeburg stieg nach dem Neubau des Stadions der Zuschauerschnitt nach etwa 3.000 Zuschauern pro Spiel in den Regional- und Oberligajahren ab 2000 auf über 8.000 in der Saison 2006/2007 (3. Platz Regionalliga) und in den folgenden beiden Jahren sogar auf jeweils weit über 11.000 Zuschauer (11. und 4. Platz Regionalliga). Auch wenn in Magdeburg die Zahlen wieder deutlich in den 4-stelligen Bereich abgesunken sind und andere vergleichbar „Neubau-Vereine“ nicht mit derart gestiegenen Zuschauerschnitten aufwarten können, zeigen die Beispiele doch, was für Potential in einem modernem Fußballstadion steckt.
Doch daran mag Barbara Ludwig derzeit wohl keine Gedanken verschwenden. Dass sie noch nicht einmal um private Investoren kämpft, ist erschreckend. Es bestätigt aber auch das von der Oberbürgermeisterin gewonnene Bild der Gleichgültigkeit gegenüber dem CFC und dem Chemnitzer Sport im Allgemeinen. Natürlich kann die Stadt dem CFC nicht im Alleingang ein neues Stadion hinsetzen - schon gar nicht in Zeiten, in denen die Kommune an allen Enden (aus Zwang) knausert. Aber eine Oberbürgermeisterin hat soviel Einfluss, dass sie Menschen zusammentrommeln kann, um eine Lösung für den Club und sein Stadion zu finden. Doch selbst dies ist dem Interview zufolge nicht erkennbar.
Und so können die Macher des CFC dann wohl nur allein weiter um eine Modernisierung des Stadions kämpfen, während selbst in Plauen eine neue Gegentribüne in der Sonne glänzt und in Zwickau die Bagger am Stadion rollen...

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