Sachliche Aussprache zwischen Verein und Fans in der Fanhalle

28.09.2004, 00:39 Uhr | 972 Aufrufe
Als letzten Freitag der Nachthimmel über Chemnitz erwachte, trafen sich Teile der himmelblauen Führungsriege mit ca. 30 Fanvertretern zu einer aktuellen Aussprache über das Verhältnis zwischen Verein, der Polizei, und dessen Anhängern. Von Seiten der himmelblauen Chefetage waren dabei die Vorstandsmitglieder Rico Steinmann und Erwin Trageser, der Geschäftsstellenleiter Peter Müller, die beiden Polizeivertreter Wolfgang Rücker und Kay Freudenthal, sowie die Fanbeauftragte Peggy Schellenberger erschienen. Auf der Seite der Fans war neben den vielen bekannten Gesichtern aus der Allesfahrerszene vor allem die Gruppierung der Chemnitzer Ultras präsent, welche sich bei vielen Themen rege an der Diskussion beteiligte. Bemerkenswert war dabei, daß zu dieser Veranstaltung auch die Fans mit bundesweitem Stadionverbot als Diskussionsteilnehmer zugelassen wurden. Die Veranstaltung wurde moderiert vom Fanratsmitglied Frank Neubert.

Die Diskussion drehte sich während der 2 Stunden im Wesentlichen um drei große Fragenkomplexe: Zum Einen die Ereignisse um das letzte Spiel der Saison 03/04 beim BvB in Dortmund und dessen Folgen, zum Zweiten die Geschehnisse vor dem ersten Heimspiel gegen Werder auf dem Vorplatz der Fanhalle und zum Dritten die aktuelle Lage rund um das Heimspiel der zweiten Mannschaft gegen die Amateure von Dynamo Dresden. Trotz dieser emotionalen Themen blieb es während des ganzen Abends bei einer erstaunlich ruhigen Atmosphäre und sachlichen Diskussionskultur, an der beide Seiten einen löblichen Anteil hatten.

Erstes Thema waren die Vorfälle beim Spiel CFC II gegen Dresden/Ama., als unter den Augen der Öffentlichkeit auf der Tribüne des Sportforums Dresdner Anhängern ein Doppelhalter entwendet wurde. Trotz der durchaus berechtigten Einwände, daß in Dresden niemand über derartige Vorfälle diskutieren würde, kam man zu der Einsicht, daß derartige Aktionen sowohl dem Verein als auch den unbeteiligten CFC-Fans Schaden zufügen, da die Gewaltspirale gegenüber dem Dresdner Pöpel nur noch weiter angeheizt würde. Im Einvernehmen mit dem Mannschaftssprecher des CFC-Nachwuchses wurde intern bereits eine Lösung gefunden, wie die entwendenten Fanutensilien wieder zu ihren Besitzern zurück gelangen können. Wünschenswert wäre dabei, daß sich der Verein in Dresden dies einmal als gutes Beispiel vor Augen halten würde, um den eigenen Zuständen endlich einmal Herr zu werden.

Zu einem brisanten Thema entwickelte sich die Diskussion um die "Grauzone" auf dem Vorplatz der Fanhalle. Zum Heimspiel gegen die Bremer Amateure kam es hier zu einer Rangelei zwischen den Chemnitzer szenekundigen Beamten und zwei Stadionverbotlern, welche auf dem Vorplatz - zumindest an diesem Tage - nicht erwünscht waren. Intimkenner der Szene dürften dabei aber wissen, daß sich in und um die Fanhalle auch schon Stadionverbotler aufgehalten haben, ohne das daran Anstoss genommen wurde. Andererseits gab es wiederum gerade aus den Reihen der Chemnitzer Ultras Personen, die sich bei einem Stadion- bzw. Hausverbot konsequent von der Fanhalle entfernt gehalten hatten. Noch komplizierter wurde es, wenn man einen Blick in die Urteile zu diversen SV's warf, denn da fühlten sich beide Seiten in ihrer - konträren - Meinung bestätigt. Angesichts dieses Patt's kam man überein, möglichst bis zum nächsten Heimspiel eine klare Positionierung des CFC zu bekommen, ob SV'ler nun zur Fanhalle dürfen oder nicht.

Über das leidige Thema des letzten Spiels der Saison 03/04, als der CFC in Dortmund mit einem 2:0-Auswärtssieg die Zugehörigkeit zur Regionalliga in letzter Sekunde sicherte, ist in mehreren Medien viel geschrieben worden. Der CFC hatte nach dem Spiel breit angekündigt, gegen auffällig gewordene Fans eine Welle von Stadionverboten aussprechen zu wollen. Wie Peter Müller auf Nachfrage dazu jedoch ausführte, sind bisher noch keine sichtbaren Ergebnisse zustande gekommen. Allerdings sollte niemand davon ausgehen, daß bei entsprechend vorhandenen Video-Beweismaterial eventuell Anklagen unter den Tisch fallen würden. Von Seiten der Fans wurde bestätigt, daß das Zünden der zweiten Rauchbombe völliger Unsinn gewesen sei, allerdings wurde auch klargestellt, daß die Altvorderen unter der Fangemeinschaft dafür gesorgt hätten, daß in Dortmund nicht noch mehr passiert ist. Der Verein ließ dabei ohne jegliche Wertung durchblicken, daß er - nicht nur wegen Dortmund, sondern auch in anderen Fällen - auch die Möglichkeit besäße, die entsprechenden Personen anderweitig (z.B. Arbeitseinsätze) zur Rechenschaft zu ziehen.

Für Erstaunen und helle Empörung sorgte dann Wolfgang Rücker, welcher erzählte, daß seit der Berichterstattung über das BvB-Spiel die Fanbeauftragte Peggy Schellenberger per SMS und Handy belästigt und bedroht wird. Kraftausdrücke und Drohungen kamen aus vielen Mündern der anwesenden Fans, welche den bisher unbekannten Täter(n) abartige Gemeinheit und Feigheit sondersgleichen attestierten. Man konnte sich daraufhin des Eindrucks nicht erwehren, daß die entsprechende Person froh sein sollte, wenn sie es irgendwie schaffen würde, sofort mit den Kinderkram aufzuhören und darauf zu hoffen, daß sein Name niemals in die himmelblaue Öffentlichkeit gelangt.

Zu guter Letzt einigte man sich neben der anstehenden Klärung zum Fanhallen-Vorplatz noch auf zwei weitere Themen, welche im Laufe des Abends aufkamen und nicht aus den Augen verloren werden sollten. Zum Ersten kam von Seiten der Fans der Vorschlag, die gähnend leeren Werbebanden auf der Tribünenseite mit eigenen Farb- und Bildkreationen aufzuwerten. Der CFC versprach, dies zu prüfen. Der zweite Vorschlag betraf ein einzuräumendes Anhörungsrecht für vom Stadionverbot bedrohte Fans, welche die aus ihrer Sicht die zum SV führende Situation sachlich schildern sollen - und, sofern nötig - diese Situationsbeschreibung mit Hilfe des CFC zum DFB schicken können.

Der Dank der CFC-Fanpage für die Bilder geht an: Frank Ullmann

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