Chemnitz hört die Signale – der Club ist wieder da!

12.11.2010 von Pierre Schönfeld
Es sind stürmische Zeiten in der Regionalliga Nord. Wie ein Orkan fegen die Himmelblauen durch die Liga, trumpfen so souverän auf, dass den Roten Bullen vor Schreck die Dosen aus den Händen fallen. Spitzenreiter mit 34 von 39 möglichen Punkten, stärkster Angriff, beste Abwehr, Nummer 1 zu Hause, Nummer 1 in der Fremde – diese Zwischenbilanz sucht ihres gleichen.

Auf die kleine Negativserie mit der Heimniederlage gegen Kiel und dem knappen Pokal-Aus nach großem Kampf gegen den VfB Stuttgart haben die Männer von Gerd Schädlich auf eine Weise reagiert, wie es nur Spitzenmannschaften tun. Trotz passabler Leistungen wird es Magdeburg und den HSV-Bubis noch lange schmerzen, wenn sie daran denken wie sie gegen unsere Jungs unter die Räder gerieten.

Nun erntet der CFC die Früchte, die er vor 2½ Jahre gesät hat. Nach 8 Jahren des schleichenden Niedergangs und des Absturzes von der zweiten in die vierte Liga konnte mit Gerd Schädlich ein Topmann für die himmelblaue Trainerbank geholt werden. Mit dem Schnauzbart an der Seitenlinie und Kupferschmied im Vorstand zog Kontinuität im sportlichen Bereich ein. Das klar ausgegebene Ziel von Vorstandschef Hänel war der kontinuierliche Aufbau einer schlagkräftigen Mannschaft um mittelfristig den Aufstieg ins Visier zu nehmen. Daran wurde stets festgehalten, auch als es im ersten Jahr von Schädlich alles andere als rund lief. Vieles erinnert dabei an die erfolgreichen Zeiten mit einem Hans Meyer oder Christoph Franke auf der Bank. Unter letzterem dauerte es damals ebenfalls drei Jahre bis eine Spitzenmannschaft in Richtung zweite Liga stürmte.

Das in ihn gesetzte Vertrauen hat Gerd Schädlich zurückgezahlt. Mit Beharrlichkeit hat er es verstanden, eine fast schon unheimlich stark aufspielende himmelblaue Mannschaft zu formen. Nicht jede seiner (Transfer-)Entscheidungen war dabei für den leidgeprüften CFC-Fan nachvollziehbar und so mancher Rückschlag wie die Abgänge von Müller, Reinhardt oder Jansen musste hingenommen werden. Doch nun scheint er die richtige Mischung gefunden zu haben – den himmelblauen Fans präsentiert sich eine Mannschaft mit einem herausragenden Torwart, einer erfahrenen Abwehr, souveränem Mittelfeld und einer jungen, frischen, Sturm- und Drang-Abteilung die vor Spielfreude und Torhunger nur so sprüht. Dazu einem Torjäger Förster der derzeit trifft wie er will. Gerade bei Förster oder auch Wilke zeigt sich, was kontinuierliches Vertrauen in die Spieler für eine Leistungssteigerung bewirken kann.

Woran man vor der Saison als Clubfan kaum zu glauben wagte, ist mittlerweile Fakt - der Aufstieg in diesem Jahr geht nur über den Chemnitzer FC. Was in Chemnitz für Stolz und freudige Gesichter sorgt und man im Rest der Republik respektvoll anerkennt, läßt den 9 Punkten hinterherhechelnden „Rasenballsportlern“ zunehmend das Gesicht einschlafen. In einer fast schon weinerlich anmutenden Art und Weise beschweren sich die Herren Frahn, Rost und Co. über die Konkurrenz in der Regionalliga Nord. Diese würden gegen Chemnitz ihre Spiele abschenken während sie gegen RB ganz doll motiviert sind. Nein, meine Herren Söldner aus Leipzig – Fussball hat was mit Teamgeist, Einstellung und Leidenschaft zu tun – das bekommt man nun mal nicht in Dosen serviert.
Wahrscheinlich ist man in Leipzig und Salzburg davon ausgegangen, dass die Vereine der Regionalliga Nord die Bullenherde angesichts der finanziellen Übermacht einfach nur durchwinken würde. Es ist eine Genugtuung für alle, die den Fussballsport lieben, dass genau das nicht passiert sondern das Kunstprodukt "Rasenballsport Leipzig" bereits in Liga 4 erste Grenzen aufgezeigt bekommt. Dass ehrliche Arbeit über Brausemillionen triumphiert und der RB-Businessplan, auf dem schnellsten Weg eine weitere Reklametafel für die Blubberbrause in den höheren deutschen Fussballligen zu installieren, im Begriff ist einen schweren Dämpfer zu bekommen.
Dass sie nur Staffage in einer lang angelegten Werbekampagne sind, haben die, oftmals über Freikarten ins Stadion gelockten, Neu-"Fans" von RB Leipzig nicht begriffen. Man rühmt sich der tollen Zuschauerzahlen und gibt sich Verschwörungstheorien hin, da ihnen so langsam bewußt wird, dass es mit der Championsleague in der Red Bull Arena doch nicht so schnell geht wie von Didi und Didi vorgegeben. Dass der Standort Leipzig nur aus Marketinggesichtspunkten ausgewählt wurde und nicht etwa aus Liebe zur Stadt, dass RB nur eine Kopie des anderen Retortenvereins aus Salzburg ist, dass man bei diesem "Verein" nicht mal Mitglied werden kann wird wissentlich ignoriert. Herz und Leidenschaft wird man bei diesem seelenlosen Gebilde nicht finden, aber vielleicht braucht man das auch nicht als "Fussballkonsument".

Der CFC ist im Begriff eine historische Saison zu spielen - doch halt, noch ist nichts erreicht! Die Verantwortlichen denken von Spiel zu Spiel und tun gut daran. Nur wenn die Himmelblauen ihre Topleistung über die gesamte Saison abrufen, wenn sie auf kommende Rückschläge wie gegen Kiel die jeweils passende Reaktion zeigen, wenn die Jungs klar im Kopf und auf dem Teppich bleiben und wenn sich Förster, Garbu & Co. von Angeboten nicht verrückt machen lassen, kann das grosse Ziel Aufstieg in die dritte Liga erreicht werden.

Die Jungs auf dem Rasen haben vorgelegt, nun sollten auch die Fussballfans der Stadt endlich aufwachen. Eine volle Hütte im Pokal gegen Stuttgart ist schick, noch schicker ist es aber vor grosser Kulisse der Konkurrenz in der Liga zu zeigen wo der himmelblaue Hammer hängt!

Auf geht’s! Gemeinsam in Richtung 3. Liga!