Weshalb es für Samstach gut aussieht...

Zum Spiel Chemnitzer FC - VfL Osnabrück (1:1)
02.05.2002 von Ritter Runkel
Liebe Freunde des Export-Guinness,

bin wieder da von Achill Island. Beim Tippen der Anrede entfuhr mir schon wieder ein lautes "Äks". Wer den Unterschied zwischen dem hier ausgeschenkten und dem echten irischen Guinness kennt, weiß was ich meine. Ein Pint kostet auf der Insel im Schnitt € 3,00 - in Bankfurt habe ich am Mittwoch € 4,60 für die gleiche Menge gezahlt. Ein klarer Verstoß gegen die UNO-Flüchtlingskonvention. Mußte ich mal loswerden. Vom Fußball habe ich nur mitbekommen, daß die Pillis verkackt haben. In der Liga zumindestens. Bleibt zu hoffen, daß die Bremer am Wochenende in Dortmund den gleichen Eifer zeigen, den sie auch bei den Bayern und in Neverkusen demonstriert haben. Egal - wer auch immer nach 34 Spieltagen oben steht, hat's verdient. So einfach ist das. Laut Naturgesetz müßten eigentlich die FC Bayern AG Meister werden. Schalke holt den Pott, Leverkusen die Champignonliga und Doofmund den UEFA-Cup. Das wäre doch eine schöne Gaußsche Normalverteilung...

Zu den wichtigen Dingen: Osna. Die beiden Videos von den 99er Aufstiegsspielen gammeln bei mir noch im Schrank rum. Das waren noch Zeiten... Man muß lange blättern, um ein Heimspiel in der Zeit um den 4.5. zu finden. Erst im Meisterjahr wird man fündig. Der 4.5.1967 war Himmelfahrt, und in jenem Jahr fuhr ja der FCK tatsächlich in den Himmel... Aber nun ersma die ganze Liste:

04.05.1967: FC Karl-Marx-Stadt vs BSG Motor Zwickau 2:1

08.05.1968: FC Karl-Marx-Stadt vs BSG Chemie Leipzig 1:0

03.05.1969: FC Karl-Marx-Stadt vs FC Rot-Weiß Erfurt 0:0

02.05.1970: FC Karl-Marx-Stadt vs Hallescher FC Chemie 2:1

06.05.1972: FC Karl-Marx-Stadt vs BSG Wismut A** 1:1

05.03.1973: FC Karl-Marx-Stadt vs FC Rückwärts Frankfurt 1:0

07.05.1975: FC Karl-Marx-Stadt vs Hallescher FC Chemie 1:1

07.05.1977: FC Karl-Marx-Stadt vs Hallescher FC Chemie 1:1

06.05.1978: FC Karl-Marx-Stadt vs BSG Sachsenring Zwickau 1:0

03.05.1980: FC Karl-Marx-Stadt vs 1.FC Magdeburg 3:0

08.05.1982: FC Karl-Marx-Stadt vs BSG Wismut A** 0:0

07.05.1983: FC Karl-Marx-Stadt vs Hallescher FC Chemie 0:0


07.05.1988: FC Karl-Marx-Stadt vs Hallescher FC Chemie 3:1

06.05.1989: FC Karl-Marx-Stadt vs Berliner FC Dynamo 2:1

01.05.1993: Chemnitzer FC vs Hertha BSC Berlin 0:0

08.05.1994: Chemnitzer FC vs SV Stuttgarter Kickers 1:0

30.04.1995: Chemnitzer FC vs FC 1908 Homburg 3:0

03.05.1996: Chemnitzer FC vs SV Waldhof 1907 Mannheim 1:1

04.05.1997: Chemnitzer FC vs 1.VFC Plauen 0:0

05.05.1998: Chemnitzer FC vs SV Babelsberg 03 1:1

08.05.1999: Chemnitzer FC vs FSV Zwickau 4:0

07.05.2000: Chemnitzer FC vs SC Rot-Weiß Oberhausen 1:1

Es sah selten so gut aus für Samstach. Auch ohne Rotstift und andere Eingriffe meinerseits steht unter dem Strich, daß wir noch nie verloren haben und es darüber hinaus keinem Gastverein jemals gelungen ist, mehr als ein Tor zu schießen. Sogar die potenziellen Streichkandidaten Frankfurt und BFC haben wir geschlagen. Wären es also zunächst 22 Spiele mit 11 Siegen und ebensovielen Unentschieden. Ausgeglichene Bilanz. Da kann was nicht stimmen.

Nehmen wir zunächst das 69er Unentschieden gegen die Erfurter unter die Lupe. Es war abgesprochen - man hatte sich vorher darauf geeinigt, das Spiel als Regenerations- bzw. Vorbereitungstraining ablaufen zu lassen. Eine Woche vorher hatten die Rot-Weißen nämlich den BFC geschlagen und benötigten immer noch etwas Ruhe. Eine Woche später aber spielten die Himmelblauen gegen den BFC, wollten also ihrerseits nicht unnötig Kraft vergeuden. So kam es zu lustigen Szenen: FCK-Keeper Hambeck spielte als Stürmer, um sich bei jeder Gelegenheit wertvolle Tips von seinem Erfurter Kollegen zu holen. Dafür stand Rolf Steinmann im Tor. Das gesamte FCK-Team war so aufgestellt, daß jeder Spieler mit seinem Erfurter "Positionskollegen" ein Pärchen bildete. Ziemlich clever, für die Fans verwirrend, und am Ende leider nicht von Erfolg gekrönt. Der FCK verlor gegen den BFC 1:2. Aus der Wertung fällt das Spiel trotzdem.

Sehr verwirrend ist die Anhäufung von Spielen gegen den HFC. Immerhin 5 der 22 Duelle fanden gegen die Saalestädter statt. Ich hab ja lange überlegt, ob ich da nicht dran rumdrehe, aber nach den erfreulichen Ereignissen der letzten Tage in Halle (Häfner gefeuert, Magdeburg aus dem Pokal gekegelt) werde ich das ausnahmsweise mal sein lassen. Als kleine Aufmerksamkeit sozusagen.

Gegen die Schachtis gab es zwei Unentschieden, von denen das erste unterbewertet ist, denn wir waren Aufsteiger und ertrotzten gegen die haushoch überlegenen Veilchen ein Unentschieden. Das zweite Unentschieden entsprang einer unnötigen Überheblichkeit der Himmelblauen, die die beiden vorherigen Ligaspiele mit insgesamt 9:0 Toren gewonnen hatten. Nach dem 0:0 gegen A** waren die FCK-Spieler wieder auf dem Boden der Tatsachen angelangt, fuhren auswärts und gewannen postwendend 2:0 in Cottbus. Die Schachtis hingegen hoben nach dem unerwarteten Punkt in der Hochburg der Festlichkeit ab und vergeigten die restlichen drei Saisonspiele, was sie am Ende in der Tabelle hinter uns landen ließ. Also bleibt ein Remis bestehen, eins wird aufgewertet. Übrigens erzielte der FCK damals in 26 Spielen 50 Tore (zum Vergleich: nach jetzt 31 Spielen haben wir 47 Tore auf dem Konto).

Das 93er Unentschieden gegen Hertha ist ausgesprochen interessant. Am 31.3. - also ziemlich genau einen Monat vorher - hatten wir im Halbfinale 1:2 gegen die Hertha-Bubis verloren. Wer nun dachte, das würde den CFC umwerfen, sah sich getäuscht, denn in den folgenden Ligaspielen zeigten die Himmelblauen Moral: 2:1 in Mainz, 4:1 gegen Duisburg, 0:2 in Meppen, 2:1 gegen Homburg, 1:0 auf St.Pauli. Die Berliner waren gewarnt und borgten sich bei ihrer Abreise in Berlin einen Wasserwerfer, die wegen des 1. Mai überall in Kreuzberg rumstanden. Damit fuhren sie locker-lässig durch's Marathontor im Sportforum und verrammelten damit ihr Tor - das wäre auf der Fischerwiese nie passiert! Jedenfalls saß olle Walter Junghans am Steuer des Fahrzeugs und verbrachte einen ruhigen Internationalen Kampf- und Feiertag der Werktätigen. Hertha spielte folglich mit 6 Stürmern und 5 offensiven Mittelfeldspielern. Daß dabei von uns ein 0:0 gehalten wurde, ist sensationell, die Möglichkeit des Erzielens eigener Treffer war nicht mal ansatzweise gegeben. Wettbewerbswidrig. Gestrichen.

Das Remis gegen Mannheim kann man getrost wie einen Sieg werten, da wir normalerweise gegen die keinen Stich sehen. Stichwort Angstgegner.

Das 97er Spiel gegen Plauen sah uns noch als Regionalliganeuling, der wir aber auch in diesem Jahr sind, weshalb da nichts weiter zu drehen ist. Ganz anders ein Jahr später gegen den SVB03, als wieder einmal die halbe CFC-Damenmannschaft auf der Bank saß, weil C. Franke inklusive aller spielberechtigen A-, B- und C-Jugendlichen nur 11 gesunde Spieler zur Verfügung hatte. In dieser Konstellation ein 1:1 zu erstreiten, ist aller Ehren wert und unter den herrschenden Gegebenheiten wie ein Sieg zu werten.

Das 2000er Unentschieden gegen Oberhausen war ein denkwürdiges Spiel. Nicht nur daß Tchipi für den Gegner spielte. Hinzu kommt, daß sich Minuten vor dem Abpfiff Sek so schwer verletzte, daß der Schieri das Spiel nach der Verletzung gar nicht wieder anpfiff. Und das obwohl der CFC gerade mitten in der Schlußoffensive steckte. Keine Frage, daß wir noch gewonnen hätten, wenn nicht höhere Gewalt dazwischen gefunkt hätte. Zumindest aus Block 4 sah das so aus... Fakt ist, daß das Spiel nicht über 90 Minuten ging und deshalb eigentlich nicht gewertet werden kann.

19 Spiele verbleiben also auf der Liste mit nunmehr 14 Siegen und 5 Unentschieden. Das erscheint sehr realistisch. Die Siegwahrscheinlichkeit liegt bei 74%, für ein Remis folglich bei 26%. 28:9 Tore verbleiben auf der Liste, macht pro Spiel 1,5:0,5 - die korrekte kaufmännische Rundung ergibt ein 2:0. Was dasselbe Ergebnis wie im 99er Aufstiegsendspiel wäre. Und auch wie im Hinspiel. Es spricht also vieles dafür, daß obige Statistik hinhaut. 2417 Zuschauer verfolgen bei regnerischem Wetter ein ganz passables Match. Die Schiedsrichterleistung ist ordentlich. Das 1:0 fällt durch Robert Ratkowski in der 61. Minute, der nach einem zu kurz abgewehrten Eckball mit einem Flachschuß aus 22 Metern unten links trifft. Mitten in die Osnabrücker Schlußphase hinein fällt in der 86. Minute das 2:0, als Krystian Prymula einen Konter abschließt.

Slàinte!

Ritter Runkel.

Träger der Timur-und-sein-Trupp-Medaille in Himmelblau