Herbstrunden-Finale gegen die "Torfabrik der Liga"...
von Timo Görner
…aus Saarbrücken. Vor mehr als 11 Jahren traten die Saarländer zum bislang einzigen und letzten Mal an der Gellertstraße an. Das 1:3 bedeutete das Ende der "ersten Ära Christoph Franke" als CFC-Trainer bereits nach dem 3. Spiel. 1994 gelang uns im Sportforum der einzige Sieg in 11 Duellen gegen den FCS, damals noch in Liga 2.
Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang
Der 1. FC Saarbrücken konnte an den Aufwärtstrend der Rückrunde 2010/2011 anknüpfen. Eine Rückkehr in die 2. Bundesliga nach knapp 6 Jahren mit dem zeitweiligen Absturz in die Fünftklassigkeit erscheint möglich. Der Start gegen Aufsteiger CFC (1:1) und beim Absteiger Oberhausen (0:0) verlief sieglos und damit etwas holprig. Nach Spieltag 10 und 11 schien aber die Sonne, der FCS war Tabellenführer. Eine bemerkenswerte Serie von damals 21 Punktspielen in Folge ohne Niederlage war erreicht. Gegen Darmstadt und Bielefeld (jeweils 4:0) konnten die Saarländer Dominanz vermitteln. Stark die Defensive, erst 8 Gegentore hatte man kassiert. In 4 Begegnungen "stand die Null". Doch es schloss sich eine "kleine Krise" an. Die Schwarz-Blauen kassierten erst mal 3 Pleiten in Folge bei 1:8 Toren, darunter die erste Heimniederlage gegen Erfurt (0:2). Rot-Weiß war bis dato auswärtsschwach und auf Reisen noch sieglos. Der Negativtrend konnte mit Punktgewinnen bei starken Gegnern (Sandhausen und Heidenheim je 1:1) abgefedert werden. Die Spitzenposition war natürlich vorerst verloren, zumindest wurde aber der Kontakt zum Relegationsplatz 3 gehalten.
Maßgeblicher Auslöser für die Punktverluste waren Personalprobleme. Mehrere Stammspieler im kleinsten Kader (22) der Liga fielen aus und konnten durch die Bank nur teilweise ersetzt werden. Aktuell ist man wieder auf Kurs, erwies sich als echte Spitzenmannschaft. Die beiden Heimspiele gegen Offenbach (3:1) und zuletzt Oberhausen (5:2) wurden siegreich gestaltet, allerdings in Unterhaching ein 2:1 verspielt (2:3). Es reicht dennoch für Rang 3, der am Ende der Saison für die Spiele gegen den Drittletzten der 2. Liga berechtigt. Angesichts der siegreichen Drittligisten aus Paderborn, Ingolstadt und Dresden ein hoffnungsvolles Zeichen. Vor allem wenn man sieht, wie schwach sich die dort "in Frage kommenden Gemeinschaften" präsentieren. Der 1. FCS gibt sich heimstark, nur Sandhausen holte hier mehr. Als Gastgemeinschaft sind 7 Teams besser, u. a. Bielefeld, Babelsberg, Aalen, Erfurt. Negativ der Saldo, in 10 Gastspielen gelangen 2 Siege. Der letzte hier vor fast genau 2 Monaten in Bielefeld mit 4:0. Offensive kann der Truppe derzeit niemand Paroli bieten, lediglich Regensburg (36) kommt knapp an die 37 der Südwestdeutschen heran. Dafür sind 26 Gegentreffer zu viel um ganz oben anzugreifen. Hier sind unsere Gäste derzeit nur das zwölftbeste Kollektiv. Regensburg und Sandhausen zeigen sich deutlich stabiler.
Im Landespokal steht man Mitte März 2012 im Achtelfinale, muss beim FSV Jägersburg aus der sechstklassigen Saarlandliga antreten.
Delegierungen seit dem Hinspiel
Zum 22.11.2011 stieß der Togolese Moustapha Salifou (28/Mittelfeld) zum FCS. Bis 2005 in Oberhausen am Ball, wechselte er zum französischen Zweitligisten Stade Brest. Von dort aus ging es für 4 Jahre zum englischen Erstligisten Aston Villa. In England spielte er aber keine Rolle und sagte folgerichtig "Adieu!". 43 Länderspiele für Togo von 2002 bis 2010 stehen zu Buche, 3 Tore erzielte er. Seine Verpflichtung war Reaktion auf die Negativserie im November, sollte eine Verstärkung für den "Mini-Kader" sein.
Abgänge gab es keine.
Der Trainer
Jürgen Luginger (44) hat nach wie vor das Sagen als Trainer. Sein Vertrag läuft noch bis Ende der Saison. der gebürtige Bayer dürfte eine der sichersten Anstellungen der 3 oberen Ligen besitzen.
Die Mannschaft
Im Tor ist der Albaner Enver Marina (34) die klare Nr. 1. Die Abwehr sieht Christian Eggert (25), Martin Forkel (32), Mark Lerandy (30) und Kai Gehring (23) vorn. Im Mittelfeld konnten sich Marius Laux (25), Tim Kruse (28), Sven Sökler (27), Stefan Sieger (32) und Manuel Stiefler (23) etablieren. Herausragend ist hier fraglos Marius Laux mit bereits 8 Toren und 3 Vorlagen. Torgefährlich zeigt sich zudem Sven Sökler, der für 4 Treffer sorgte und in 5 Fällen als Vorbereiter glänzte. Der Angriff präsentiert sich bislang nicht als absolute Spitze dieser Spielklasse, kann aber dennoch zumindest ordentliche Zahlen vorweisen. Mit Johannes Wurtz (19) schob sich ein noch junger Akteur ins Blickfeld, erzielte immerhin bereits 6 Tore, legte zudem noch 6x auf. Damit war er an fast 1/3 der Saarbrücker Tore beteiligt. Gegen Oberhausen gelang ihm ein "Dreierpack". Marcel Ziemer (26/5+2), der als eigentliche Nr. 1 in diesem Sektor angedacht war, liegt knapp dahinter. Routinier Markus Fuchs (31/1+1) hat diesmal mehr mit Verletzungen zu kämpfen, ist aktuell nur Ergänzungskader. Ebenfalls um einen Stammplatz kämpft der Deutsch-Italiener Giuseppe Pisano (23) - bislang 2x erfolgreich. Die 37 Treffer verteilen sich auf bemerkenswerte 15 Torschützen - beim CFC sind es 21 auf derer 9. Kapitän der Mannschaft ist Manuel Stiefler (23). Das Aufgebot ist zahlenmäßig fast ein Spiegelbild des CFC. Auch hier sind nur 23 Akteure am Start, der Altersschnitt liegt fast gleich auf mit 25,5 Jahren (CFC: 25,3).
Die Einkaufsbilanz bislang
Mit Eggert, Laux, Kruse, Sökler, Ziemer, Wurtz konnten sich gleich 6 der insgesamt 10 Neuen etablieren. Salifou ist bisher bestenfalls nur Ergänzungsspieler, die 3 nicht gesetzten Spieler kommen alle aus U23 Mannschaften. Mit Laux gelang zweifellos ein "Volltreffer", Wurtz kam aus der eigenen A-Jugend und ist zweifellos die positive Überraschung. Auch die anderen Stammkräfte in dieser Rubrik sind zumindest als "Guter Griff" einzustufen. Fazit: Bilanz kann sich sehen lassen, sehr gut eingekauft. Einen Abgang wie Zimmermann (Braunschweig) hat man gut kompensieren können.
Gewinner der Saison bislang
Johannes Wurtz ist, wie schon angesprochen, eine bemerkenswerte Personalie. Er schaffte als A-Jugendlicher mehrmals den Sprung in den Stammkader. Auch der Trainer darf sich als Gewinner fühlen. Nicht ganz unumstritten noch in der problematischen Hinrunde der Vorsaison als Nachfolger des Erfolgscoachs Dieter Ferner, hat sich die 1. Mannschaft des Ex-Erstligisten von 1992/1993 unter seiner Leitung stetig nach oben entwickelt, trotz eines kleinen Kaders und mehrerer Abgänge von Stammkräften vor dieser Saison.
Prognose
Die Mannschaft kann bis zum Schluss oben mitspielen, zumindest um Rang 3. Die Haken bislang sind die etwas durchwachsene Auswärtsbilanz und die nicht immer stabile Defensive. Offensiv und als Heimmannschaft ist man bereits im Spitzenbereich. Kann man die Schwächen ablegen und bleibt der kleine Kader von weiteren Ausfällen verschont, ist der Relegationsplatz drin. Für Platz 1 oder 2 wird es nicht ganz reichen, nur wenn man über sich hinauswächst.
Das Umfeld
Der Zuspruch im altehrwürdigen "Ludwigspark-Stadion" ist steigend. Sahen letzte Saison 4.986 pro Spiel die Begegnungen in der Arena, so sind es bislang 5.922. Oberhausen am vergangenen Wochenende wollten 5.042 sehen. Wehen/Wiesbaden mit 7.400 und der CFC mit 6.800 waren die "Kassenschlager". Im Umfeld des FCS geht es im Vergleich zu früheren sportlich eigentlich besseren Zeiten der 2. Bundesliga zumindest nach außen ruhiger zu. Chef des Vorstandes ist mit Paul Borgard ein Kommunalpolitiker der CDU, Geschäftsführer des Zweckverbands für kommunale IT. Als Ziel gab er bei seiner etwas überraschenden Bestellung durch den Aufsichtsrat im Oktober 2010 die neue Fußball-Arena bis 2013 aus. Als ehemaliger Sportdezernent der Stadt Saarbrücken gab es bereits zuvor einige Berührungspunkte mit dem Traditionsverein. Mit Rainer Klimmt sitzt zudem ein Mitglied der "politischen Konkurrenz" dem Aufsichtsrat vor.
Verbessert hat sich die Nachwuchsarbeit. Die A-Jugend spielt in der 1. Bundesliga, wenn auch momentan als Tabellenletzter. Geplant wird derzeit dreigleisig: Regionalliga, 3. Liga und 2. Bundesliga. Am 18.12.2011 soll die Planung für die neue Saison auch fest in Zahlen gegossen werden. Ferner stehen Vertragsverlängerungen mit Spielern und Trainern an. Stimmt die Perspektive, dürfte das bei Luginger und Ferner nur eine Formsache sein. Der 1. FCS scheint nach Jahren des sportlichen Niedergangs und der Querelen im Umfeld auf einen erstaunlich guten Weg.
