Spielbericht

Viertelfinale - Sachsenpokal - Saison 2016/2017
FSV Budissa Bautzen
FSV Budissa Bautzen
5:7 n.E.
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Frostige Extraschicht

von -jb-

Nach zwei Kantersiegen gegen das Oberligaschlusslicht und einen Landesklassevertreter stellte heute der Regionalligavorletzte die nächste Hürde auf dem Weg zum Sachsenpokalsieg dar. Das Ganze auf der wohlbekannten Müllerwiese bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, aber immerhin ohne Feuchtigkeit von Oben. Die Gastgeber momentan in der wohl schwierigsten Phase seit ihrem Aufstieg in die Regionalliga, am Etat musste gekürzt werden, was sich wohl auch auf die Qualität der Mannschaft niederschlägt. Nur ein Sieg in 13 Spielen, aber immerhin nur zwei der letzten 6 Partien verloren und insgesamt mit relativ wenig Gegentoren, also komplett sollten sie nicht unterschätzt werden. Das tat Trainer Sven Köhler auch nicht und schickte die momentan beste Elf auf den Rasen, selbst auf der Torwartposition wurde nicht getauscht.

Das Spiel begann erwartungsgemäß mit einem kontrolliert spielenden CFC, der den Gegner weitestgehend im Griff hatte. Die erste Chance ergab sich als Budissen-Keeper Große an der Strafraumgrenze am Ball vorbei sprang, ein Abwehrspieler konnte jedoch noch vor Frahn klären. Bautzen lauerte auf Konter und kam durch den agilen Milde zu seiner ersten Chance, die er jedoch knapp verzog. Nach etwa 10 Minuten schickte Fink Danneberg steil in den Strafraum, aber ein Abwehrspieler konnte rechtzeitig zur Ecke klären. In der 15. Minute gab es dann die Führung des CFC, unter kräftiger Mithilfe der Hausherren. An der Mittellinie spielt Klippel aus der weit aufgerückten Budissa-Abwehr einen Ball nach hinten. Dort stand aber überhaupt keiner, Grote reagierte schnell und sprintete dazwischen, ging bis kurz vor den Strafraum und schob den Ball am Torwart vorbei ins Netz. Damit beruhigte sich die Partie erst mal, es dauerte bis zur 30. min bevor sich die nächste Großchance ergab. Einen Freistoß aus halblinker Position trat Anton Fink und der Gästeblock fing schon zu jubeln an, aber leider wackelte nur das Außennetz. Kurz darauf brannte es plötzlich am 16er des CFC, Kunz musste einen langen Ball vor dem Strafraum per Fuß klären, auch das Nachsetzten verhinderte Kunz noch mit Fuß und Kopf bravurös, jedoch landete der Ball wieder bei einem Bautzner, Pfanne fasste sich aus 30 m ein Herz, schoss auf das leere Tor und verfehlte es nur sehr knapp - durchatmen. Kurz vor der Pause fiel dann das 0:2, Fink fängt einen Ball der Bautzner ab, schickt Grote lang und der passt auf Frahn im 16er, der keine Mühe hat zu vollstrecken. Beruhigende Führung, zudem zum sogenannten psychologisch wichtigen Zeitpunkt, da sollte eigentlich alles gelaufen sein. Aber bis zum Pausenpfiff kam Budissa noch zweimal vor den Kasten von Kunz, also aufgeben war hier nicht angesagt, dass hätten auch die CFC-Spieler merken müssen.

In den ersten Minuten nach Wiederanpfiff passierte nicht viel, das erste Achtungszeichen setzten die Hausherren mit einem Kopfball nach 55 Minuten, der den Kasten nur knapp verfehlte. Der CFC zeigte kaum noch offensive Aktionen, schien sich seiner Sache sicher. Ein Verlegenheitsschuss von Jopek knapp über das Tor und eine Großchance von Grote (76., Schuss ans Außennetz nach Konter und einem schönen Pass von Fink) waren alles, was man zu sehen bekam. Die Budissen hatten nun immer mehr vom Spiel, obwohl die Kräfte bei den Halbprofis ja eigentlich schneller schwinden sollten, aber scheinbar schaltete der CFC ein paar Gänge zu viel runter. Kurz darauf gab es ein vollkommen überflüssiges Foul von Mast im Mittelfeld, der erfahrene Hoßmang tritt einen schönen Freistoß. Reinhardt verliert das Kopfballduell gegen Hänsch, Danneberg verschätzt sich und Kunz kommt nicht mehr ran, und schon liegt der Ball zum 1:2 im Netz. Und wie es so oft läuft, kann der Favorit dann den Hebel nicht schnell genug umlegen. Bautzen bleibt am Drücker, bei einer Flanke an die Strafraumgrenze rutscht Mbende weg, Bittroff agiert viel zu passiv gegen Nemec und der legt klug zurück auf Kapitän Kolan. Eine satte Direktabnahme aus 25 m ins lange Eck, Kunz ohne Abwehrchance, 2:2. Der CFC drehte jetzt noch mal auf, versuchte die Entscheidung in der regulären Spielzeit zu erzielen, zwei Schüsse von Jopek verfehlten aber das Ziel. Nun begann das große Zittern, nicht nur wegen des Spielverlaufs, sondern weil sich dann so langsam die Kälte bei den Zuschauern bemerkbar machte. Das waren offiziell leider nur 600 an der Zahl, darunter vielleicht 180 Himmelblaue. Zumindest bekamen die Anwesenden viel Fußball geboten für ihre 9 Euro Eintritt.

Auch in der ersten Hälfte der Verlängerung konnte der CFC nicht zu seinem Spiel finden und Bautzen bekam seine Chancen. Einen Schuss von Milde kann Kunz gerade noch zur Ecke klären. Diese wird mit einem Befreiungsschlag von Fink entschärft, allerdings kam der Ball postwendend zurück und wurde von eingewechselten Conrad zum nächsten Eckball geklärt (96.). Dieser segelt hoch in den Strafraum, Danneberg verschätzt sich total im Kopfballduell mit Klippel, dann verliert Mbende seinen Gegenspieler Nemec aus den Augen und der köpft aus Nahdistanz zum 3:2 ein, wobei auch Stenzel am Pfosten und Kunz nicht die beste Figur abgaben. Entsetzen bei den Himmelblauen, ungläubige Freude bei Budissa. Absolut unverständlich, wie passiv der CFC nach den ersten 45 min agierte. In der 1. HZ wurden fast alle Kopfballduelle gewonnen, danach hatte plötzlich Bautzen die Lufthoheit und gab diese bis Spielende nicht mehr her. Kurz darauf hatte Milde den nächsten Treffer auf dem Fuß, der abgefälschte Ball ging aber am langen Pfosten vorbei. Erst zum Ende der ersten Hälfte der Verlängerung kam er CFC wieder zu einer kleinen Chance, eine Flanke von Conrad legt Frahn per Kopf auf Danneberg ab, jedoch ist Torwart Große einen Tick schneller am Ball. Dann der letzte Seitenwechsel und die letzten 15 Spielminuten.

In diesen war dann Fink auffälligster Mann auf dem Rasen. Erst ein Abseitstor, dann eine vergebene Großchance nach Pass von Stenzel und zum Schluss ein satter Schuss zum 3:3 nach einer Jopek-Ecke (112.). Die letzte Chance das Elfmeterschießen zu verhindern hatte wiederum Jopek mit einem Freistoß nahe der Eckfahne, jedoch segelte der knapp am langen Pfosten vorbei und auch Frahn konnte den Ball nicht mehr erreichen. So gab es schließlich das volle Programm mit Elfmeterschießen.
Bautzen begann, und ausgerechnet der auffällige Milde hämmerte den Ball als erster Schütze an die Lattenunterkante, von wo er vor der Linie wieder aufkam und ins Feld zurück sprang. Frahn verwandelte mit einem Lupfer in die Tormitte, Vorteil CFC. Den nächsten Schuss von Hänsch konnte Kunz halten, und nach dem Treffer von Türpitz war eine Vorentscheidung gefallen. Die nächsten Budissa-Schützen (Baudis und Nemec) trafen, aber weil sich Jopek und Conrad keine Blöße gaben, mussten die fünften Schützen gar nicht mehr antreten.
Der CFC steht im Halbfinale, Spiel abhaken und für kommende Aufgaben draus lernen.

Fazit: Budissa Bautzen mit einer starken läuferischen, taktischen und teilweise auch spielerischen Leistung. Der Außenseiter hatte sich die Verlängerung absolut verdient und trat deutlich besser auf, als es die Ligaplatzierung erwarten ließ (und wenn man daran anknüpfen kann wird man sich auch wieder aus dem Tabellenkeller kämpfen).
Der CFC hingegen ließ es in HZ 1 kontrolliert angehen und nutzte zwei Konter (!) beim unterklassigen Gegner für seine Tore. Danach wurde noch weiter heruntergeschaltet, die ganze Mannschaft agierte viel zu passiv. Die Defensive mit Abstimmungsproblemen und oft einen Schritt zu spät bzw. zu inkonsequent, die Offensive viel zu ungenau und ideenlos. Nur mit Glück wurde letztlich die Blamage verhindert.

Wertung: Aus CFC-Sicht Note 4: der CFC ließ alles vermissen was in den letzten Wochen so gut funktionierte
Note 1 aus neutraler Sicht: 1* (so wünscht man sich ein Pokalspiel!)

Bester Himmelblauer: entfällt...

Trainerstimmen

Sven Köhler (CFC) bei mdr.de:
"Applaus für Reimund für ein spannendes Spiel, was wir uns nach der ersten Halbzeit anders vorgestellt hatten. Wir haben es in der zweiten Halbzeit nicht geschafft, souveräner zu agieren. Dann hat Bautzen den Anschluss geschafft und im Fußball bekommt man dann häufig die zweite Luft. In der Verlängerung lagen wir dann sogar hinten. Doch die Mannschaft hat Moral gezeigt und ist im Elfmeterschießen weitergekommen. Dass da ein Quäntchen Glück zugehört, wissen wir selber. Wir sind weiter, haben uns aber gegen den Gegner schwer getan. Glückwunsch an Bautzen, das gekämpft und gut Fußball gespielt hat."

Reimund Linkert (Bautzen) bei mdr.de:
"Glückwunsch an den CFC, der am Ende verdient weitergekommen ist. Insgesamt war es ein geiles Pokalspiel. Ich glaube, dass 600 Zuschauer zu wenig sind für so ein Spiel. Da gehören 1.500 oder 2.000 Leute ins Stadion. Aber das haben wir uns mit den letzten Spielausgängen wohl auch selber zuzuschreiben. Mit den Emotionen und der Leidenschaft ab der zweiten Halbzeit wollen wir wieder mehr Leute herlocken. Normalerweise ist nach dem 0:2 nichts mehr zu holen. Doch wir sind mit einer unglaublichen Leistung zurückgekommen. Wir konnten das Spiel am Ende aber nicht gewinnen. Nächste Woche in Schönberg wird es wieder mindestens genauso schwer. Es gilt nun, im Ligaalltag Punkte einzuholen. Das heute war ein Bonusspiel. Die Leistung stimmt mich aber optimistisch."

Viertelfinale - Sachsenpokal - Saison 2016/2017
Freitag, 11. November 2016, 19:00 Uhr
Stadion Müllerwiese, Bautzen
Zuschauer: 600
Schiedsrichter: Wirth (Zwickau)
FSV Budissa Bautzen
T Große
A KolanGelbe Karte
A Patka
A Klippel
A Heppner (64. Hänsch)
M HoßmangGelbe Karte
M Pfanne
M MildeGelbe Karte
M Müller (80. Baudis)
M Salewski (73. HermannGelbe Karte)
S Nemec

Trainer: Linkert
Chemnitzer FC
T Kunz
A Stenzel
A Mbende (109. Hansch)
A Reinhardt
A BittroffGelbe Karte (84. Conrad)
M Danneberg
M JopekGelbe Karte
M Mast (103. Türpitz)
M Fink
M GroteGelbe Karte
S FrahnGelbe Karte

Trainer: Köhler
Tore
0:1 Grote (15.)
0:2 Frahn (43.)
1:2 Hänsch (78.)
2:2 Kolan (82.)
3:2 Nemec (96.)
3:3 Fink (112.)

Elfmeterschießen:
--- Milde (Latte)
3:4 Frahn
--- Hänsch (Kunz hält)
3:5 Türpitz
4:5 Baudis
4:6 Jopek
5:6 Nemec
5:7 Conrad