Spielbericht

33. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
Hallescher FC
Hallescher FC
1:2
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Zwei offene Fragen

von dFT

Bei bestem Aprilwetter standen sich die Tabellennachbarn (was angesichts der Dichte des Tableaus ab Platz 7 eine eher nichtssagende Feststellung ist) aus Halle und Chemnitz im Erdgas-Wabbel-Sportpark gegenüber, um Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln. Die Gäste unter der Regie von Sven Köhler, der sich „konzentrieren musste, nach 8 Jahren Halle nicht in die Heimkabine zu gehen“, dabei mit dem nicht unwichtigen Vorteil, zuletzt doch noch rechtzeitig Form und Einstellung zum Abstiegskampf gefunden zu haben, während der HFC sich eigentlich schon gerettet fühlte und daher seit Wochen nur noch mit der Planung einer güldenen Zukunft ab Sommer beschäftigt war.

Auf Chemnitzer Seite hatte die Defekthexe erneut groß (Tom Scheffel – auch hier: Alles Gute, viel Geduld und Kraft für die erneute Rückkehr!) und klein (Matti Steinmann, Philipp Türpitz) zugeschlagen und das Krankenzimmer weiter gefüllt – doch auch diese neuerlichen Umbauten steckte die Mannschaft weg. Dies schauten sich über 9000 Interessierte an, der Gästeblock war ausverkauft und ein paar Dutzend Himmelblaue grüßten aus dem Nachbarblock. Den Abergläubigen unter den Gästen rutschte beim Einlaufen der Teams eine Sorgenfalte auf die Stirn: die Himmelblauen heute nicht in Neongrün, sondern in Dunkelblau. Die seit einigen Wochen enge Bande zwischen Fans und Mannschaft wurden dadurch aber aufs Neue gewoben, weil dieser Trikotgruß an Tom Scheffel den Weg in den Gästeblock fand. Feine Aktion!

Dieses Fazit konnte recht bald auch über das Geschehen auf dem Platz gezogen werden, übernahmen die Chemnitzer hier doch recht schnell die Kontrolle. Halle konnte ausschließlich durch Standardsituationen so etwas wie Gefahr vor den Kasten von Kevin Kunz bringen, ohne dies zählbar umzumünzen. Chemnitz versuchte immer wieder eine Mischung aus Angriffen über die Außenbahnen oder aber hohen Bällen auf Daniel Frahn, der sich in der ersten Hälfte aber noch nicht wie zuletzt gesehen in Szene setzen konnte. Ein paar kleinere und ein, zwei etwas größere Chancen waren die Ausbeute dieser durchdachter wirkenden Spielanlage und gaben zur Pause der Hoffnung Raum, mit etwas mehr Zielstrebigkeit die erträumten drei Punkte mitnehmen zu können.

Gesagt – getan. Ersten Ansätzen von langen Diagonalbällen auf die Spitzen folgte der erste Treffer. Frahn enteilte nach einem langen Ball von Fink den Verteidigern, läuft einfach mal prima in deren Laufweg, legt sich endlos cool den Ball zurecht und schiebt ihn ins Tor. Ab zum Jubelbad direkt vorm Gästeblock. Als unmittelbar darauf Endres nach einer Ecke aussichtsreich übers Tor schießt, ist man sich sicher: ein 2:0 ist für Halle der KO-Schlag. Also schaute sich der CFC deren Bemühungen nun erst mal in Ruhe an und weil dabei partout nichts gefährliches geschah, legte man sich nach 10 Minuten Leerlauf den HFC zurecht. Dem Fußballgott war es vorbehalten, auch den zweiten Scorer-Punkt einzusammeln. Ungestört von den interessiert zuschauenden Rotweißen darf er präzise flanken und Danneberg einköpfen. Ist ja auch schön, das Tor vor der Gästekurve zu bejubeln. Der HFC danach tatsächlich fertig. Elegant und leichtfüßig wurde dem Gastgeber der Ball abgenommen, sobald man sich doch mal Richtung Kunz-Kasten aufmachte. Auch die bittere schwere Knieverletzung von Bertram (Gute Besserung auch hier!) auf Hallenser Seite ist sicher nichts, was den Gedanken an den nun hoffentlich bald sicheren Klassenerhalt der Himmelblauen stören sollte. Ein leichtes Spielchen auch nach vorn, etwas mehr Konzentration beim Abschluss wäre vielleicht gut gewesen. Denn so wird’s plötzlich eng, als Halles tatsächlich erste gefährliche Aktion in Halbzeit zwei von Cincotta reflexartig mit der Hand auf der Linie gestoppt wird. Bitter, klarer Fall: rote Karte und Elfmeter. Engelhardt übernimmt drüben die Verantwortung, für uns muss das Kevin Kunz machen und der macht das prima, wehrt ab. Großes Kino! Tätä. Gesprächsbedarf. Der Unparteiische macht sich wichtig. Lässt den Elfer wiederholen, weil zu viele Spieler zu früh in den Strafraum gelaufen sind. Ein herrlicher Gummiparagraph, man schaue sich die Beispielbilder auf einschlägigen Regelwerkseiten an. Aber das gilt ja auch für die Beschreibung der Elfmeterausführung („...nicht unterbrechen...“), weshalb auch Banovics (jaja, den Schützen wechselt man auch noch) Anlaufgewackel regelkonform und damit der Anschluss aus HFC-Sicht hergestellt war. Jetzt (82.!) der HFC mit neuer Luft, letztem Mut, einem Faller im Strafraum und einer Riesenchance – doch die Chemnitzer halten stand. Zocken alle Spielchen bei den Wechseln und Ecken (ja, immer noch!), nehmen Zeit von der Uhr, die bei SR Stark diesmal bis Minute 95 reicht. Dann ist es geschafft – die Punkte 41-43 sind verbucht, der vierte Sieg in Folge eingefahren, das ruhige Fahrwasser für den Saisonendspurt fast erreicht.

Und so bleiben nach dem Spiel in Halle eigentlich nur zwei Fragen offen.

Was hat Sven Köhler mit den Jungs gemacht, dass die seit einigen Wochen mit Willen, Mut und inzwischen auch mit dem sicheren Wissen um die nötigen und angemessenen Mittel auftreten, dass man beinahe zu der ketzerischen Frage kommt: Warum erst jetzt?

Und, beinahe noch wichtiger: Warum bleibt der Schatten, den das Tribünendach in Halle aufs Feld wirft, über die gesamte Spielzeit exakt am gleichen Ort?

Wertung: 3 – nicht immer schön, aber intensiv und von himmelblauer Seite mit der besseren Anlage, ein verdienter Auswärtssieg

Beste Himmelblaue: Conrad, Dem

Trainerstimmen

Sven Köhler (CFC) bei MDR-Online:
"Die erste Halbzeit war von einer defensiven Einstellung beider Mannschaften geprägt. Mit Beginn der zweiten Hälfte gingen wir durch eine zielstrebige Aktion in Führung und konnten später sogar noch nachlegen. Aber nach dem Elfmeter zum 1:2-Anschlusstreffer ist die Partie gekippt. Mit Glück und Geschick haben wir den knappen Vorsprung verteidigt. Für mich war es heute schon ein komisches Gefühl an meiner alten Wirkungsstätte. Da musste ich mich schon konzentrieren, nicht in die falsche Kabine zu gehen."

Stefan Böger (HFC) bei MDR-Online:
"Das Spiel war eine klare Situationsbeschreibung des momentanen Zustandes beider Mannschaften. Der CFC eilt von Erfolg zu Erfolg und wir sind erfolglos. Spielerisch sah ich zwischen beiden Vertretungen keinen großen Unterschied. Meine Mannschaft hat sich gewehrt und entschlossen verteidigt. Fußballerisch blieb es bescheiden. Nach dem 1:2 hatten sich die Blockaden bei uns gelöst, zum Punktgewinn reichte es aber nicht mehr. Wir haben schon immer gesagt, dass der Weg zum Klassenerhalt ein sehr langer sein wird. Jetzt werden wir es in Köln wieder versuchen, und danach wieder, bis wir die nötigen Punkte erreicht haben. Wir werden auch in der nächsten Saison wieder in der 3. Liga spielen."

33. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
Sonntag, 10. April 2016, 14:00 Uhr
Erdgas Sportpark, Halle
Zuschauer: 9.117
Schiedsrichter: Stark (Ergolding)
Hallescher FC
T Bredlow
A Baude (82. Müller)
A Engelhardt
A Kleineheismann
A Acquistapace
M M. Jansen
M BanovicGelbe Karte
M Pfeffer (58. FuruholmGelbe Karte)
M Bertram (74. Brügmann)
M Lindenhahn
S Osawe

Trainer: Böger
Chemnitzer FC
T Kunz
A Röseler
A Conrad
A Endres
A Bittroff
M Dem
M Danneberg
M Baumgart (83. Steinmann)
M Fink (86. Koch)
M CincottaRote Karte
S Frahn (90. König)

Trainer: Köhler
Tore
0:1 Frahn (48.)
0:2 Danneberg (68.)
1:2 Banovic (82./Handelfer)

Besondere Vorkommnisse:
Rote Karte für Cincotta nach Handspiel (81.)
Kunz hält Hand-Elfmeter von Engelhardt (82.)
Elfer-Wiederholung wegen Hereinlaufens (82.)