Spielbericht

17. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
3:1
SC Fortuna Köln
SC Fortuna Köln

Aus frostiger Stimmung zum Sieg

Der Chemnitzer FC hat sich nach den letzten bitteren Pleiten wieder berappelt und sich den sechsten Saisonsieg erarbeitet. Bei winterlichen Bedingungen sah es jedoch bis zur Halbzeit nicht gut für die Himmelblauen aus.

CFC-Trainer Karsten Heine, der trotz gegensätzlicher Forderungen von Teilen der Anhängerschar noch immer die Mannschaft aufstellen darf, nimmt zwei Umstellungen im Vergleich zur Vorwoche vor: Der wiedergenesene Frank Löning ersetzt den erkrankten Philipp Türpitz. Und Nils Röseler vertritt den verletzten Marc Endres.

Als Schiedsrichter Johannes Huber aus Bogen das Spiel nach einer Schweigeminute für die Opfer der Pariser Terroranschläge anpfeift, ist das Spielfeld schon weiß. Eine Viertelstunde vor Spielbeginn hatte es stark zu schneien begonnen, die Strafraummarkierungen werden erst in einer Spielunterbrechung (18.) geräumt. Die Frage muss gestattet sein, warum bei dieser prognostizierten Witterung die Rasenheizung nicht vorsorglich angeschaltet wurde? Das Geläuf ist reichlich seifig, doch offenbar ist der Gast besser darauf eingestellt. Er beschäftigt den CFC häufig an dessen Strafraum und hat einige gefährliche Szenen vor dem himmelblauen Tor. Auf der anderen Seite kann nur Jamil Dem Gästetorwart André Poggenborg in Bedrängnis bringen (18.).
Dann passiert, was sich angedeutet hat: Fortuna Köln geht in Führung, verdient aber durchaus auch glücklich. Denn Pazureks eher ungefährlichen Schuss fälscht Nils Röseler zu einer Bogenlampe ab, die hinter dem machtlosen Kevin Kunz ins Netz einschlägt. Natürlich lässt das die eh schon unterkühlte Stimmung im Stadion in den frostigen Bereich absinken. „Heine raus“-Rufer gewinnen immer mehr Mitstreiter. Die aktive Szene war ja aus Protest gleich gar nicht auf den Rängen erschienen. Die CFC-Mannschaft zeigt sich verunsichert, ist hauptsächlich damit beschäftigt, die Gäste von einem weiteren Torerfolg abzuhalten und profitiert dabei auch von mehr Glück als von Können. Einzig Anton Fink hat in der 27. Minute eine wage Chance, das Ergebnis zu verbessern. Darüber hinaus zeigt sich die Mannschaft zwar bemüht, lässt aber in Sachen Zweikampfführung, Raumaufteilung und Passspiel wieder viel vermissen. So verabschieden 5.119 Zuschauer das himmelblaue Team mit Pfiffen und wiederholten „Heine raus“-Rufen in die Halbzeit. Einige spekulieren schon, ob der für die MDR-Live-Übertragung co-kommentierende Sven Köhler noch in der Pause neuer Cheftrainer wird...

Doch dann kommt alles ganz anders, als eine Minute nach Wiederanpfiff Stefano Cincotta an der linken Strafraumecke von den Beinen geholt wird. Der bisher unauffällige Marcel Kaffenberger bringt die Freistoß-Flanke recht ungefährlich in den Strafraum, doch Kristoffer Andersen fälscht den Ball artistisch und unhaltbar für seinen Torwart ins Netz ab. Ein glückliches Ping-Pong-Tor wie beim 1:0 bringt den Ausgleich für den CFC in Minute 47.

Dieser Treffer beflügelt die Hausherren. Sie arbeiten nun besser in den Zweikämpfen und zeigen mehr Biss in ihren Aktionen. Zwar kommt Köln noch immer zu guten Aktionen, doch auch vor dem Fortuna-Tor brennt nun häufiger die Luft. Das bringt zunächst nur ein paar mehr oder weniger gefährliche Standards, doch bald auch zählbaren Erfolg. Denn der nach der Halbzeitpause eingewechselte Tim Danneberg wuchtet einen Kaffenberger-Freistoß per Kopf in die Maschen (64.). Nun ist auch ohne die Protestierenden die Stimmung auf den Rängen wieder gut und das Spiel ist ja noch nicht zu Ende. Auch wenn die Beine bei beiden Mannschaften auf dem schweren Untergrund allmählich müde werden, suchen beide noch engagiert den Weg zum Tor. Chemnitz ist dabei erfolgreicher. Denn im Anschluss an eine Ecke nimmt Anton Fink einen Querschläger auf und drischt das rote Leder ins Tor (81.). Nun ist das Spiel endgültig zugunsten der Himmelblauen gekippt. Daran ändert sich dann auch bis zum Abpfiff nichts mehr.

Der CFC gewinnt nach 0:1 Rückstand noch 3:1, und ganz ehrlich, nicht viele haben daran zur Halbzeit noch geglaubt. Doch das zeigt eben auch, welch kleine Momente manchmal ein Spiel in eine andere Richtung kippen können. Hat das Glück beim 0:1 noch auf Fortunas Seite gestanden, so war es beim Ausgleich wieder Chemnitz hold. Verunsicherte der Rückstand die Mannschaft noch zusätzlich, so legte der Ausgleich den Grundstein für wieder mehr himmelblaues Selbstvertrauen und damit auch für den Sieg. Die Mannschaft sollte aber eben auch erkennen, dass sie nur gewinnen kann, wenn sie auch über neunzig Minuten bissig und konzentriert agiert.

Wertung: 3,5 (auf schwierigem Boden regierte der Kampf und Glück, was der CFC am Ende mehr hatte)

Beste Himmelblaue: Kaffenberger, Conrad, Danneberg

Trainerstimmen

Uwe Koschinat (Köln) bei MDR-Online:
"Auch in Köln ist es uns nicht verborgen geblieben, dass es in Chemnitz eine gewisse Unruhe gibt. Und da haben wir eine starke erste Halbzeit gespielt, wo wir sehr dominant waren und verdient auch geführt haben. Das Publikum war da auch entsprechend unruhig. Mit der Halbzeit wurde es für uns schwerer, weil Chemnitz mit Danneberg einen zweiten großen Spieler brachte. Wobei ... bei den Toren: Das erste machen wir selbst, bei dem zweiten schauen wir nur zu. Chemnitz wollte diesen Sieg mehr, und das ist für mich als Trainer nur schwer zu akzeptieren, denn es wäre heute leicht gewesen, in Chemnitz zu punkten."

Karsten Heine (CFC) bei MDR-Online:
"Bei uns war deutlich die Nervosität zu spüren. Dies wurde natürlich auch nach dem 0:1 nicht besser. Das beste an den ersten 45 Minuten war der Halbzeitpfiff. In der Halbzeit haben wir versucht einiges zu korrigieren und wollten vor allem einen einfacheren Fußball spielen. Sicherlich hatten wir auch das Glück des schnellen Ausgleichs. Aber mit dem 1:1 war die Befreiung förmlich zu spüren. Das Selbstvertrauen kehrte zurück. Und es gelang uns auch fußballerisch wieder einiges. Meine Mannschaft hat den Sieg gewollt, und ich bin froh, dass wir ihn eingefahren haben."

17. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
Sonntag, 22. November 2015, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 5.119
Schiedsrichter: Huber (Bogen)
Chemnitzer FC
T Kunz
A Stenzel
A Conrad
A Röseler
A Nandzik
M Dartsch (46. Danneberg)
M KaffenbergerGelbe Karte
M Dem
M Cincotta (87. Cecen)
S Fink (89. Kehl-Gomez)
S Löning

Trainer: Heine
SC Fortuna Köln
T Poggenborg
A Uaferro
A Biada (74. Rahn)
A Kwame
A Hörnig
M Dahmani
M Königs
M AndersenGelbe Karte
M PazurekGelbe Karte
M Oliveira Souza (83. Kessel)
S Yilmaz (83. Bender)

Trainer: Koschinat
Tore
0:1 Pazurek (23.)
1:1 Andersen (48./Eigentor)
2:1 Danneberg (64.)
3:1 Fink (81.)