Spielbericht

16. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
1:2
FC Erzgebirge Aue
FC Erzgebirge Aue

Unverzeihbar – CFC verliert Derby ohne sichtbare Gegenwehr

von Matthias Mally

13 lange Jahre war es her, das es beim Spiel gegen die Sportmannschaft aus dem Erzgebirge um Ligapunkte ging. Dementsprechend kribbelte es bei einer Vielzahl der himmelblauen Anhänger bereits seit Tagen. Teile der Fans statteten der Mannschaft unter der Woche einen Besuch beim Training ab, um auf die Wichtigkeit des Spiels hinzudeuten. Bereits nach dem letzten Heimspiel gegen Halle skandierte die Südkurve „Wir wollen den Derbysieg“. Die Gazetten waren in den Tagen vor dem Spiel voll von Vergleichen, Prognosen, Rückblicken. Am Ende waren es einzig die Fans die mit der angemessenen Leidenschaft in DAS Derby hineingingen. Unterstrichen wurde dies durch eine beeindruckende Choreographie zu Spielbeginn, welche sich über die gesamte Südkurve erstreckte.

Dabei begann es gut für den Club. Die Mannen von Chefcoach Heine begannen aggressiv und spielten schnörkellos nach vorn. Fast logisch erschien dadurch die Führung durch Anton Fink in Minute 8. Nach schicker Vorarbeit von Türpitz verwandelte unserer Torjäger eiskalt vor dem gegnerischen Torwart. Der Jubel war groß, doch war man sich in diesem Moment nicht bewusst, das es das an himmelblauer Fröhlichkeit gewesen sein sollte.
Fortan kam der Gast aus dem Tal, deren „Fans“ bereits am Morgen ihr Unwesen im Stadionumfeld trieben, immer besser ins Spiel. Wie schon oft in der Saison zu beobachten wirkte die Mannschaft um Rekord-Drittligaspieler Stenzel und Top-Torjäger Fink zunehmend passiver. Zwar gab es nach einer Viertelstunde (Fink) sowie nach 25 Minuten (Kopfball Dem) noch einmal Chancen für den Club, jedoch hatten die Gäste da bereits ebenfalls 2 gefährliche Situationen zu verzeichnen. Ein Doppelschlag der Unblauen reichte aus, um dem CFC damit das Genick zu brechen und das Derby für sich zu entscheiden. Beide Tor fielen nach Flanken von außen und wurden durch eklatante individuelle Fehler der Chemnitzer Hintermannschaft ermöglicht. Binnen 2 Minuten egalisierten die Menschen aus dem Gebirge die Chemnitzer Führung (Wegner, 38.Minute; Adler, 40.Minute).

Wer nun dachte, der CFC würde in der zweiten Halbzeit ein Feuerwerk abbrennen und das gegnerische Tor berennen, täuschte sich. Der Mannschaft von Coach Heine fiel nichts ein, um die tiefstehenden Gäste noch einmal ernsthaft in Gefahr bringen zu können. Einsatzbereitschaft, das Wissen um die Wichtigkeit dieses Spiels, konnte lediglich in den ersten 20 Minuten sichtbar umgesetzt werden. Der Rest des Spiels gestaltete sich wie so oft in den letzten Wochen - konzeptlos, ohne sichtbare Handschrift des Trainerteams, mit dem Gefühl, das die allerletzte Einsatzbereitschaft, der absolute Wille, das Spiel zu gewinnen, irgendwie fehlte. In den letzten Minuten des Spiels hatten die Hausherren sogar noch Glück, das die „Schachter“ das Ergebnis in Person von Wegner nicht noch in die Höhe schraubten. Der Rest war Frust und Ärger darüber, das die Mannschaft das Gefühl vermittelt hat, nicht verstanden zu haben, um was es in diesem Spiel ging.

Fazit: Man kann ein Derby verlieren. Das passiert. Jedoch ist es die Art und Weise, wie dies an jenem Samstag geschehen ist - welche frustriert, sauer und auch Tage danach noch sprachlos macht. Es ist völlig unerklärlich, warum die Mannschaft nach einer frühen Führung zum wiederholten Male ohne sichtbare Gegenwehr das Spiel aus der Hand gibt. Bei nunmehr 4 Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze ist nicht nur die Mannschaft, sondern auch das komplette Trainerteam sowie der Sportdirektor in der Pflicht, sich selbst kritisch und realistisch zu hinterfragen. Viele offene Fragen stehen im Raum - inwiefern erreicht das Trainerteam die Mannschaft? Was ist mit den teils euphorisch angepriesenen Neuzugängen im Sommer, welche von Beginn an kaum Einsatzzeit erhalten? Wieso finden sich Spieler, die bis vor wenigen Wochen noch Stammspieler waren, nunmehr ausnahmslos auf der Tribüne wieder? Alles Fragen, die Unsicherheiten schüren und für Unstimmigkeit sorgen... und allein deswegen mehr Transparenz besitzen müssen.

Wertung: Spielnote: 5 (schlechte Leistung, mieser Ausgang)

Bester Himmelblauer: Kunz

Pressestimmen

MDR-Online

Aue gewinnt Sachsenderby beim CFC

Im ersten Punktspiel-Duell beider Mannschaften seit April 2003 ging es von Beginn an ordentlich zur Sache. [..] Spielerisch war es der CFC, der zunächst öfter auffiel: Philip Türpitz schickte Kapitän und Torjäger Fink, der allein auf das Auer Tor zulief und das 1:0 markierte (8.). Die umjubelte Führung währte allerdings nur kurz, weil sich die "Veilchen" mehrfach geschickt über die Außen in Szene setzten. Von der linken Seite bediente Simon Skarlatidis Max Wegner, der aus sechs Metern den Ball zum 1:1 in die Maschen köpfte (38.). Zwei Minuten später drehte Nicky Adler mit seinem Treffer die Partie - nach einer Flanke von Christian Tiffert von der rechten Seite (40.). [..] Erst mit der Einwechslung des ehemaligen FCE-Spielers Ronny König bedrängten die "Himmelblauen" ihren Gegner konsequenter. Aber auch mehrere Eckbälle brachten nicht den von den Fans ersehnten Treffer. Aues Torwart Martin Männel, der übrigens in Chemnitz wohnt, und seine Vordermänner standen bei den Standards stets gut. [..]

Kicker-Online

Adler dreht es für Aue

[..] Das Spiel wurde überschattet von Fan-Ausschreitungen im Vorfeld. Auer Fans hatten am Vormittag versucht, eine Kneipe der CFC-Anhänger zu stürmen - heftige Rangeleien waren die Folge. Am Nachmittag wurde Fußball gespielt. Chemnitz begann druckvoller und belohnte sich dafür mit der frühen Führung: Türpitz schickte Fink mit einem No-Look-Pass auf die Reise. [..] Die Partie blieb auch fortan flott. Fink - erneut durch einen weiten Schlag über die Veilchen-Defensive hinwegeingesetzt - beförderte das Spielgerät per Direktabnahme über das Gehäuse (15.). [..] Und dann der Ausgleich: Skarlatidis adressierte eine scharfe Hereingabe punktgenau ins Zentrum. Wegner wuchtete den Ball dort in die Maschen (38.). Die Erzgebirgler waren jetzt da, drehten auf und die Partie: In der 40. Minute brachte Tiffert eine gute Flanke von rechts. Adler stahl sich an Kehl-Gomez vorbei und köpfte die Kugel energisch ins Netz (40.), Aue führte zur Halbzeit 2:1. [..] Den Veilchen boten sich bei Kontern nun natürlich große Räume. Der eingewechselte Könnecke, dem es fahrlässig an Übersicht mangelte, nutzte diese nicht (81.). Die Schlussphase wurde hitzig. Nach hässlichen Prügelszenen auf der Tribüne und einigen Großchancen für Aue, den Sack bei Kontern vorzeitig zuzumachen, war ein turbulentes Derby vorbei. [..]

Freie Presse

Erzgebirger jubeln beim Rivalen

[..] Erstmals hallten "Heine-raus"-Rufe durch die Stadionbaustelle, was den Trainer selbst nicht verwunderte: "Es war ein schwarzer Tag für den CFC, für uns als Mannschaft. Ich kann verstehen, dass die Fans stinksauer sind. Wir sind es auch und müssen jetzt die Häme über uns ergehen lassen." Eine Diskussion um Karsten Heines Arbeitsplatz wird es aber laut Präsident Mathias Hänel bis zum nächsten Punktspiel daheim gegen Fortuna Köln (22. November) nicht geben. Der Chefarzt wählte nach der Derby-Schlappe klare Worte, kündigte eine interne Analyse an. Sollte die Mannschaft bis Weihnachten nicht die Kurve kriegen, seien laut Hänel "schmerzhafte und drastische Großkorrekturen" nötig. Ob dies eher auf Trainer oder Spieler zutreffe, wollte der Vereinsboss nicht vertiefen: "Es sind alle mit im Boot." Nach Abpfiff ließ der CFC-Chef kein gutes Haar an der Mannschaft. "Aue hat uns die Grenzen aufgezeigt. Wenn man angeblich gewinnen will, und das war in der Woche mehrfach zu lesen, stelle ich mir eine Heimmannschaft anders vor. Die Zahl der Torchancen, die wir uns aus dem Spiel heraus erarbeitet haben, war extrem überschaubar", schätzte Mathias Hänel ein. [..]

Spielerstimmen

Frank Löning (CFC) in der Freien Presse:
"Jeder kann sich vorstellen, wie gern ich gegen Aue gespielt hätte. Wir haben zwei Gegentore nach dem gleichen Schema bekommen. Es war so, als ob jemand bei uns den Stecker gezogen hat. Wir wollen wohl den zweiten vor dem ersten Schritt machen. Das Wichtigste ist aber, erst mal hinten gut zu stehen und kein Tor zuzulassen."

Trainerstimmen

Pavel Dotchev (FCE) bei MDR-Online:
"Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen und der Rückstand hatte sich angedeutet. Positiv an solchen zeitigen Rückständen ist, dass man genügend Zeit hat, dieses Ergebnis zu korrigieren. Ein zweites Gegentor hätte dies sehr schwierig gemacht. Nach 30 Minuten sind wir spielerisch immer besser ins Spiel gekommen und haben zwei sehr schön herausgespielte Tore erzielt. In der zweiten Halbzeit mussten wir sehr gut verteidigen, was nicht immer einfach war. Mit etwas mehr Ruhe vor dem Tor hätten wir eigentlich auch ein drittes Tor erzielen müssen. Unter dem Strich war es ein verdienter Sieg."

Karsten Heine (CFC) bei MDR-Online:
"Das ist heute ein sehr schwarzer Tag. Wir hatten uns viel vorgenommen und jetzt ist die Enttäuschung riesengroß. Wir sind gut ins Spiel hineingekommen und hätten neben der Führung mindestens noch ein zweites Tor erzielen müssen. Danach sind wir nicht mehr so konsequent in den Zweikämpfen gewesen und haben uns sehr naiv bei den Gegentoren angestellt. In der zweiten Halbzeit haben wir vieles versucht, aber gegen tiefstehende und gut konternde Auer nichts mehr gepackt."

16. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
Samstag, 07. November 2015, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 12.300
Schiedsrichter: Thomsen (Kleve)
Chemnitzer FC
T Kunz
A Kehl-Gomez (46. König)
A Endres
A Conrad
A Nandzik
M Stenzel
M Dem
M KaffenbergerGelbe Karte (80. Danneberg)
M Cincotta (59. Dartsch)
S Fink
S Türpitz

Trainer: Heine
FC Erzgebirge Aue
T Männel
A Rizzuto
A SusacGelbe Karte
A BreitkreuzGelbe Karte
A Hertner
M Riese
M Tiffert
M Skarlatidis (88. Riedel)
M Kvesic (65. SamsonGelbe Karte)
M AdlerGelbe Karte (75. Könnecke)
S Wegner

Trainer: Dotchev
Tore
1:0 Fink (8.)
1:1 Wegner (38.)
1:2 Adler (41.)