Südkurvenprotest: Blitzinterview mit Ronny Licht

16.03.2009, 13:18 Uhr | 988 Aufrufe
Aufgrund der Ereignisse während des Heimspiels gegen Hansa II, als die Südkurve ihren angestammten Sitz unter der Anzeigetafel räumte und das Spiel fahnen- und gesangstechnisch boykottierte, führte die CFC-Fanpage ein Blitzinterview mit Ronny Licht zu den Hintergründen der spontanen Protestaktion. Ronny Licht ist Gründungsmitglied der "Ultras Chemnitz '99" und erster Ansprechpartner der "Brigade Süd".

CFC-Fanpage: Was war für euch der Anlaß, kurz nach Spielbeginn die Fahnen vom Zaun zu nehmen und das Stadion zu verlassen?

Ronny Licht: Der Grund liegt in wiederholter Schikane und Willkür seitens des Zivilbeamten, der am Rande der Spiele des CFC seit Jahren sein Wesen treibt. Wir haben in der Winterpause Vereinbarungen mit dem Verein getroffen, die besagen, dass wir auf Vertrauensbasis ohne Kontrolle unser Material mit in den Block nehmen können. Das betrifft vor allem unsere ca. 80 Doppelhalter und aktuelle Spruchbänder. Schon gegen Oberneuland wurde ein Solidaritäts-Plakat für die Erfurter Ultra-Kollegen vom Zivi aus dem Verkehr gezogen. Auch der Verein wollte plötzlich vom Recht der freien Meinungs-Äußerung nichts mehr wissen. Daraufhin haben wir mit einer kleinen Pyro-Einlage nach dem Abpfiff unseren Unmut gezeigt. Wie auch anders? Plakate? Kriegste nicht rein. Sprech-Chöre? Registriert niemand. Randale? Abgelehnt. Es gibt nicht viele wirkungsvolle Mittel, sich bemerkbar zu machen. Gegen Rostock nun gab es wie erwartet schärfere Kontrollen. Diesmal wurden sogar Doppelhalter, die seit Jahren im Stadion sind, vom Zivi im Handstreich beschlagnahmt, ein weiteres Spruchband mit der Aufschrift "Gerechtigkeit für alle Fans" verboten und konfisziert. Weiterhin wurde versucht, an Personalien von Brigade-Süd-Mitgliedern zu kommen. Nach einer kurzen Beratung im Block gab es drei Möglichkeiten: Nichts machen. Die Sachen durch Gewalt zurückholen. Friedlich den Block verlassen und ein Zeichen setzen. Wir entschieden uns für Letzteres.

Die Brigade Süd verlässt die SüdkurveCFC-Fanpage: Ist es dieser Protest tatsächlich wert, die Mannschaft, die damit nix zu tun hat, für dieses Spiel im Stich zu lassen?

Ronny Licht: Jeder, der uns kennt, weiß, wie weh uns jede verpasste Minute eines Spiel unserer Mannschaft tut. Aber: Wir sind aber einfach nicht mehr gewillt, uns diesen Schikanen einer einzelnen Person auszusetzen! Der Krug geht solange zu Brunnen, bis er bricht, sagt ein altes deutsches Sprichwort. Jede Entscheidung hat Vor- und Nachteile. Daher haben wir uns auch in einer öffentlichen Stellungnahme bei der Mannschaft entschuldigt. Aber man kommt im Leben an Punkte, wo es einfach nicht mehr geht, wo Veränderungen her müssen. Es kann nicht sein, dass Vereinbarungen zwischen dem Verein und der "Brigade Süd" im Handstreich außer Kraft gesetzt werden können. Durch eine einzelne Person, die seit Jahren einen Kleinkrieg gegen die aktive Szene führt.

CFC-Fanpage: In anderen Blöcken, die mit der Materie weniger vertraut sind, fielen heftige Worte wie z.B. "Selbstdarsteller" und "Idioten" gegenüber der Südkurve. Riskiert man mit diesen Protestaktionen nicht den ansonsten guten Rückhalt (Choreos, Stimmung, etc.) im Stadion?

Ronny Licht: Ein Risiko ist leider immer dabei. Daher gab es zeitnah eine ausführliche Erklärung mit vielen Hintergründen, die so eigentlich nicht an die Öffentlichkeit gehören. Aber das musste sein, um den restlichen Fans unser Handeln zu erklären. Ich verstehe Kritik. Ich verstehe aber keine Kritik, die aus Unwissenheit heraus kommt und in sinnloser Pöbelei endet. Wir wissen durch persönliche Gespräche am Spieltag, E-Mails, SMS und so weiter, dass wir einen großen Rückhalt im Stadion haben. Wir sind eine sehr transparente Gruppe, offen für Kritik und Fragen, da sind aufkommende Missverständnisse meist schnell aus der Welt geschafft. Unsere Erfahrung zeigt, dass uns auch viele Fans vertrauen, dass wir in dem Moment das Richtige und Notwendige tun. Der Protest am Rande eines einzigen Spiels kann vielleicht Ruhe und Luft für 15 weitere Heimspiele bringen, in denen wir ohne Probleme die Mannschaft nach vorne peitschen können.

CFC-Fanpage: Wird es demnächst eine Aussprache zwischen dem Verein und der "Brigade Süd" geben?

Ronny Licht: Soweit wir wissen, ja. Die Frage ist nur der Nutzen, wenn man Dinge vereinbart, die dann sowieso wieder ausgehebelt werden können. Da muss der Verein Stärke zeigen und sich nicht ausspielen lassen. Denn der Verein wird hier genauso hintergangen wie wir. Das muss man klipp und klar herausstellen. Wir hoffen, dass es gegen Kiel wieder voll losgehen kann. Bisher ist die Motivation bei unseren Mitgliedern recht gering, die Formulierung "Schnauze voll" trifft es ganz gut. Daher hoffe ich auch ganz persönlich, dass wir das Schiff gemeinsam mit dem Verein wieder auf Kurs bekommen - ohne Saboteure an Bord.

CFC-Fanpage: Wir bedanken uns für die superschnelle Auskunft und wünschen der "Brigade Süd" für die nächsten Spiele einen stressfreien Einlassdienst und vor allem weniger Ärger mit den entsprechenden Verantwortlichen!

Ronny Licht: Wir bedanken uns für die Möglichkeit, sich hier äußern zu können. Sport frei.

Weitere News

17.03.2009, 09:16 Uhr

17.03.2009, 08:21 Uhr

16.03.2009, 19:04 Uhr

16.03.2009, 13:18 Uhr
Südkurvenprotest: Blitzinterview mit Ronny Licht

13.03.2009, 14:21 Uhr

13.03.2009, 08:48 Uhr

11.03.2009, 10:59 Uhr