Eine Saison der Extreme

09.05.2012 von Charlie S.

Auf den Support der Fans konnte sich
die Mannschaft stets verlassen.
Die Saison ist vorbei. Endlich! Endlich, weil sie am Ende nur noch eine Qual war. Eine Qual für all diejenigen, die nach der sensationellen Serie von 16 nicht verlorenen Spielen ernsthaft an das große Ziel geglaubt haben. An Platz 3, vielleicht sogar 2 oder 1. An den greifbaren Aufstieg in die zweite Bundesliga. Am Ende wurde es Platz 9, im Grunde ein gutes Resultat für einen Aufsteiger. Ein bitterer Wehrmutstropfen ist dennoch dabei, hat man doch die große Chance, das vom Verein selbst gesteckte und auf mittelfristige Sicht ausgelegte Ziel, 2. Bundesliga, bereits nach einem Jahr zu erreichen, fast schon fahrlässig aus der Hand gegeben.

Es war eine Saison der Extreme, diese erste Spielzeit in der dritten Liga für die Himmelblauen. Nach den ersten sechs Spielen kamen schon erste Zweifel auf, ob der CFC überhaupt drittligatauglich ist. Der Club hatte Anpassungsprobleme an das schnellere Spiel in dieser Liga, Konzentrationsmängel wie beim Gegentor in der ersten Spielminute gegen Münster taten ihr übriges. Trainer Schädlich hatte Mühe eine Stammformation zu finden, insbesondere auf der linken Seite wurde mit Birk, Trehkopf, Schaschko, Aydemir und Schlosser munter rotiert.

Musste nach einem Herzinfarkt
seine Karriere beenden:
Capitano Andi Richter
Dazu kam der Schock nach dem siebten Spieltag, als Kapitän Andreas Richter plötzlich wegen einer Herzattacke umkippte und ums nackte Überleben kämpfte.
Doch in dieser schwierigen Situation rauften sich die Jungs zusammen, Last Minute-Neuzugang Stenzel stabilisierte die Abwehr und plötzlich lief es. Vier Siege am Stück - der CFC war angekommen in Liga 3! Marcel Wilke sprang für seinen Kumpel Andi Richter in der Defensive ein und avancierte sogar zum Torjäger. Und Carsten Sträßer wurde neuer Kapitän, ein Vorbild wie Andi.
Doch dem Aufschwung folgte der krasse Absturz, in den folgenden sieben Spielen gelangen nur zwei Unentschieden, die restlichen Spiele wurden allesamt verloren. Harmlos der Angriff (Förster, Henning, Dobry), löchrig die Abwehr. Der Tiefpunkt war die bittere 0:3-Heimpleite gegen Regensburg. Trainer Schädlich griff durch, Abwehrmann Trehkopf musste gehen und die Mannschaft geigte sich intern die Meinung.
Doch in dieser Zeit gelangen auch zwei Siege, wohl die wichtigsten in den vergangenen Jahren. Am 5. Oktober mit 35:19 und fünf Wochen später mit 33:21 Stimmen entschied sich der Stadtrat für den Neubau der Fiwi und damit für die Zukunft des Profifußballs in der Stadt.

Die gute alte Fiwi bei einem Flutlichtspiel. Der Stadtrat stellte im Herbst die Weichen für einen Neubau.


Was ab Ende November folgte war ein himmelblaues Märchen, 16 Spiele ohne Niederlage, der unaufhaltsam scheinende Marsch von Platz 17 zu Platz 3, dem Relegationsrang.

Top-Transfer: Anton Fink
Tolle Spiele zeigte der Club in dieser Zeit. Saarbrücken wurde im letzten Spiel vor der Winterpause auf der Fischerwiese mit ganz viel Leidenschaft 1:0 besiegt. Aufstiegsanwärter Heidenheim wurde mit 3:0 nach Hause geschickt und Unterhaching mit 5:1 geradezu vom Platz gefegt. Staffelsieger Sandhausen musste an einem Mittwoch-Abend auf heimischen Platz die Überlegenheit des CFC anerkennen, der mit 3:0 triumphierte. Es war stark, was der CFC in dieser Zeit zeigte, plötzlich souverän in der Abwehr, überragend in der Offensive, wo Neuzugang Fink traf wie er wollte.

Trauer bei Aydemir und Bankert
- der Aufstieg wurde verpaßt
Unvergessen auch das 3:1 gegen den alten Konkurrenten aus Osnabrück. Der CFC lag schon 0:1 zur Pause hinten und brannte aber in der 2. Halbzeit ein solches Feuerwerk ab, dass den Osnasen Hören und sehen verging. Für mich die denkwürdigsten 45 Spielminuten dieser Saison. Als der CFC dann auch in Aalen beim Tabellenzweiten triumphierte und die zwei Punkte Vorsprung auf Platz 4 sicherte, schien plötzlich alles möglich.

Was folgte war der sprichwörtliche Dampfhammer auf die allgemein grassierende himmelblaue Euphorie. Nur eine Nullnummer gegen Darmstadt, dann die 1:3 Pleite nach Führung gegen die abstiegsbedrohten Arminen aus Bielefeld. Auch gegen Wiesbaden gelang kein Sieg. Das Kuriose zu dem Zeitpunkt, der CFC stand immer noch auf Platz 3. Doch das war vorbei, als die Himmelblauen bei biederen Regensburgern mit 0:1 verloren. Besonders bitter: ein mickriges Unentschieden hätte den Status Quo und damit alle Chancen auf Platz 3 bewahrt. Mit der Niederlage in Regensburg war das Ende aller himmelblauen Aufstiegsträume besiegelt und spätestens nach einer halben Stunde und einer indiskutablen Leistung beim Heimspiel gegen Erfurt auch die letzten Illusionen vertrieben. Das 0:3 im letzten Spiel in Burghausen spielte dann schon keine Rolle mehr.


Echter Kult! Der Lauf von Gerdl.

Jubel in Aalen nach einem sensationellen 2:0 beim Tabellenzweiten.

Kantersieg gegen Haching



Wie soll man nun diese Saison bewerten? Ist das Glas nun halbvoll oder halbleer? Beim Autor dieser Zeilen überwiegt im Moment noch die Enttäuschung über den Absturz in den letzten Spielen. Zu dicht waren wir dran, zu krass der Leistungsabfall am Ende, als dass man das einfach abhaken könnte. Doch mit etwas Abstand wird man von einer vernünftigen Saison sprechen, als bester Aufsteiger hat man über weite Strecken überzeugen können.
Überzeugt haben in dieser Saison die himmelblauen Fans. Ob an einem Mittwoch-Abend mit 350 Leuten bei Stuttgart II oder mit 2.500 Fans beim entscheidenden Spiel in Regensburg, die Mannschaft konnte lautstarker Unterstützung stets gewiß sein.
Bye, bye Fiwi! Choreo zum Fiwi-Abschied beim letzten Heimspiel gegen Erfurt.



Prost!
Der CFC
rockt weiter
die 3. Liga.

Der CFC wird also auch in der kommenden Saison in der dritten Liga spielen. Dann mit sicherlich stark verändertem Gesicht.
Der schmerzlichste Verlust heißt Ronny Garbuschewski, der in Düsseldorf sein Glück versuchen wird. Ronny, Dir gebührt Dank, Dank für Deinen gewaltigen Anteil am Aufstieg 2011 und dem Klassenerhalt 2012. Doch bevor Du eine oder zwei Ligen nach oben kletterst, hast Du noch eine Mission. Hole mit Deinen Jungs am 16. Mai den Sachsenpokal nach Chemnitz!

Damit diese erste Drittligasaison des Chemnitzer Fußballclubs doch noch einen versöhnlichen Abschluß erhält.