1. Runde im DFB-Pokal
Zu spät aufgewacht
Karlsruher SC gg. Chemnitzer FC 2:1 (1:0)
Austragungsort: Wildparkstadion, Karlsruhe
Datum und Zeit: Freitag, den 25.08.2000 um 19.00 Uhr
Aufstellungen:
Karlsruher SC: Walter - Heinzen, Grimm, Seitz - Zepek, Rus, Weis, Fabus (72. Rothenbach) - Cetin (86. Römer), Manga (90. Birk), Waterink - Trainer: Kuntz
Chemnitzer FC: Ananiev - Bittermann, Laudeley, Biskup - Kujat, Kluge, Holetschek (46. Dittgen), Mehlhorn - Krupnikovic - Avdic (58. Ivankovic), Skela - Trainer: Franke
Schiri: Pickel (Ettringen)
Zuschauer: 6.400
Gelbe Karten: Seitz - Biskup, Mehlhorn, Ivankovic
Torfolge:
1:0 Cetin (15.)
2:0 Waterink (23.)
2:1 Skela (48.)
Zum Spiel:
Der berühmte Satz mit 'x' - das war wohl nix. Der Chemnitzer FC ist in der
ersten DFB-Pokalrunde beim Drittligisten Karlsruher SC glanzlos mit 1:2
ausgeschieden. Eine logische Fortsetzung des verpatzten Saisonauftaktes? Nein
- nicht ganz - etwas mehr...
Die Vorzeichen für die Partie im Wildparkstadion waren einfach anders,
denn Christoph Franke packte im Laufe der Woche seine Dreier-Abwehr-Kette ein und
dafür Laude als Libero wieder aus. Holetschek rückte als Ballverteiler ins
Mittelfeld um den Angriff zu unterstützen. Für die Verletzten und viel
gescholtenen Tetzner und Oswald kamen Kluge und Kujat zum Zuge. Kurz und gut - die
Mannschaft wurde ziemlich umgekrempelt und ließ auf einen anderen, besseren CFC
hoffen. Allemal Grund genug, sich auf den Weg nach Baden zu machen, um den
himmelblauen Machern live auf die Finger, oder besser gesagt: auf die Füsse
zu schauen...
Endlich angekommen und 10 DM gelöhnt, tummelten sich im Chemnitzer Block
ca. 60 Unentwegte, welche auch zu Spielbeginn noch sangesfreudig ihre
Anwesenheit bekundeten. Doch die allgemeine Vorfreude legte sich schnell und machte
inneren Unbehagen Platz. Der KSC hatte keine Lust auf Aufbauhilfe Ost und
kämpfte feinsten Regionalligafussball, so wie es unser CFC im Aufstiegsjahr
an der Gellertstrasse auch zelebriert hatte. Die umgestellte Abwehr um
Laude/Bitti/Biskup kam ein ums andere Mal ins Schwimmen, aber nicht unbedingt
durch eigene Fehler, sondern durch das nahezu körperlose und pomadige
Mittelfeldspiel unserer Himmelblauen. Die erste Halbzeit war die leidenschaftslose
Fortsetzung der bisherigen Ligapartien. Zwar wurde versucht, nach vorne zu
spielen, aber ausser einigen Einzelaktionen konnte man kein geordnetes Spiel
erkennen. Der Zufall regierte, und der KSC wusste dies zu nutzen (letztes
Heimspiel gegen Elversberg übrigens nur 0:0). Es kam, wie es kommen musste - nach
16 Minuten ein schnell ausgeführter Freistoss - die Abwehr pennt - 1:0 für
den KSC. Die neuformierte Abwehr nun erst recht verunsichert, 6 Minuten
später verliert Kluge im Vorwärtsgang (durch Foul?!) den Ball, der KSC
überbrückt spielend das Mittelfeld, Flanke vors CFC-Tor, der Ball segelt genau in die
Lücke zwischen Laude und Biskup - 2:0 - das Entsetzen war perfekt. Und
irgendwie hatte man schon jetzt das Gefühl, der Kuchen ist gegessen. Der KSC zog
sich nun etwas zurück und der CFC durfte bis zur Mittellinie ungestört
kombinieren, auch mal einen Steilpass probieren, aber Zählbares oder
Aufstöhnenswertes kam nicht zustande. Auffälligster Akteur für mich: Peer Kluge - oft am
Ball, auch mit dem Bemühen, sowohl zur Grundlinie durchzuspielen, als auch
aus der Mitte in den Strafraum zu passen. Ansonsten keine weiteren
Auffälligkeiten - leider...
Traurige Handy-Pausenmeldung in die Heimat: 'Macht euch auf was gefasst -
der KSC schiesst uns heute ab'. Danach privates Sammeln von Erfahrungswerten
- die Badener unterscheiden zwischen 'weissen' (üähh!) und 'roten'
(lecker!) Bratwürsten. In der CFC-Kabine dann wahrscheinlich doch eine
Gardinenpredigt von C. Franke, und Dittgen kam für Holetschek (Auswechslung soweit ok).
Der Club nun offensiver und auch etwas couragierter, es wurde zumindest
energischer in die Zweikämpfe gegangen und auch phasenweise Druck auf den KSC
ausgeübt. Kurz nach Wiederanpfiff auch sofort Lohn der Bemühungen - Freistoss
für den CFC - zu kurz abgewehrt - nach Gewusel im Strafraum trifft Erwin Skela
zum umjubelten und zeitlich noch günstigen Anschlusstreffer. Sollte hier
doch noch was gehen ?! Die Antwort auf diese Frage wird den jungen Hardcore -
Fan vom ergrauten und leidgeprüften Langzeitfan trennen - Nein! - irgendwie
ging trotz eines besseren CFC's nichts mehr. Man hatte einfach das Gefühl,
das der Club mit seiner Steigerung auf mittelmässiges BL2-Format den KSC nie
ernsthaft gefährden konnte. Der KSC brauchte schließlich als mit 2:1
führender Regionalligist nur auf Konter zu lauern, das Spiel an sich musste schon
der CFC machen. Die Jungs taten es auch - aber als 11 Einzelspieler. Es kamen
nur sehr wenige durchdachte Szenen oder mit Blick für den Nebenmann
durchgeführte Aktionen zustande. Einzig die erhöhte Laufbereitschaft und ein
verstärkter Kampfeswille kann den Himmelblauen gutgeschrieben werden. Die Fans
ergötzten sich an Liedgut wie 'Und schon wieder keine Stimmung KSC' oder 'Wer
nicht hüpft, der ist ein Aue-Fan'. Chancen zum Ausgleich waren trotz allen
vorhanden - Krupnikovic oder Dittgen vergaben leider. Später dann die
Auswechslung vom kaum in Erscheinung getretenen Awdic gegen einen den blassen Part
nahtlos übernehmenden Ivankovic. Das Letzte Aufbäumen mit aufgerücktem
Toni Ananiew - es blieb nutzlos - der CFC hatte die Partie vor allem in der ersten
Halbzeit verloren. Wobei die theoretische Frage jederzeit erlaubt sei, ob beim
Pausenstand von 0:0 der CFC in der zweiten Halbzeit ähnlich offensiv hätte
agieren können. Die Spieler bedankten sich nach dem Abpfiff beim
mitgereisten Anhang - und irgendwie hatte man auch das Gefühl, die Jungs haben momentan
Alles zur Verfügung stehende gegeben - nur, es reicht eben nicht...und DAS
stimmt traurig...
Tja, was bleibt?! Der zu anfangs erwähnte verpatzte Saisonauftakt - er
hat mit dem Pokalausscheiden seine trübe Fortsetzung gefunden - und leider
auch die Frage aufgeworfen, ob wir mit der Rückkehr zum alten Libero-System
besser dastehen?! Ich denke 'ja', da die Mannschaft letztes Jahr auch so
gespielt hat. Und das zeite Jahr ist immer schwerer - keine Phrase, sondern
Realität. Fakt ist nur - welches System auch immer - Christoph Franke sollte sich schnell
entscheiden, viel Zeit zum Experimentieren haben wir nicht mehr. Der
Mannschaft muss einfach Selbstvertrauen, Kontinuität und unerschütterlicher
Kampfgeist vermittelt werden. Es wäre jammerschade, wenn diese Saison dazu führt,
das wir auswärtige Autokennzeichen wie ANA, DL oder STL nächtes Jahr beim
wiederaufgestiegenen KSC nicht mehr begrüssen könnten...
Bericht: Frank Neubert
Spielwertung: Note 4.
Beste Spieler beim CFC: Kluge, Skela